Der 58-Jährige wurde im Mannheimer Nationaltheater ausgezeichnet. Der Hamburger habe mit sozialem Engagement beeindruckt.

Hamburg/Mannheim. Der Hamburger Literatur- und Sozialwissenschaftler Jan Philipp Reemtsma hat im Mannheimer Nationaltheater den Schillerpreis erhalten. Mit der seit 1954 alle vier Jahre vergebenen und mit 13.000 Euro dotierten Auszeichnung wurde der 58-Jährige am Sonntag als engagierter und freiheitsliebender Intellektueller der Gegenwart geehrt.

Der Preis erinnert an das Wirken Friedrich Schillers (1759-1805) in Mannheim. Am dortigen Nationaltheater wurde 1782 das Drama "Die Räuber" uraufgeführt. Nach den Worten des Mannheimer Oberbürgermeisters Peter Kurz (SPD) hat Reemtsma immer die besondere Verantwortung für die nationalsozialistische Vergangenheit Deutschlands in seinem Wirken herausgestellt. "Bei Ihrer Arbeit spielt ebenso die Fragestellung, ob und wie Gewalt, Destruktion und Traumatisierung in der Gesellschaft verhindert werden können, eine herausragende Rolle", sagte Kurz weiter.

Er hob insbesondere das soziale und gesellschaftliche Engagement Reemtsmas und seinen Einsatz gegen Gewalt hervor. Nach einer ausführlichen Laudatio über das bisherige Lebenswerk des Preisträgers durch den in den USA lehrenden Literaturprofessor Hans-Ulrich Gumbrecht ergriff der Geehrte selbst das Wort und sprach in einem Kurzvortrag "Über das Erhabene und das Absurde". Dabei versäumte es der Intellektuelle, sehr ironisch, nicht, "in einer Zeit des Plagiats" jedes Zitat kurz zu belegen. Frei nach Schiller sieht Reemtsma den Freiheitsdrang des Menschen als eine seiner wichtigsten Eigenschaften an und schloss deshalb mit der Aufforderung: "Frei sei der Mensch, der seine Geburt täglich neu wähle."