Verkehr Hamburg

Deutlich mehr Autos im Alstertal und den Walddörfern

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Verkehr: Besonders in den Walddörfern in Hamburg gibt es immer mehr Autos (Symbolbild).

Verkehr: Besonders in den Walddörfern in Hamburg gibt es immer mehr Autos (Symbolbild).

Foto: Hinrich Bäsemann / picture alliance

Während die Zahl der Pkw seit 2017 um 5,5 Prozent anstieg, wuchs die Bevölkerung weniger stark an. Zwei Stadtteile fallen dabei auf.

Hamburg. Die rot-grüne Mobilitätswende kommt im Nordosten Hamburgs nicht voran. Die Zahl der zugelassenen Autos im Alstertal und in den Walddörfern steigt ungebrochen kontinuierlich an. Und: Das Wachstum beim motorisierten Individualverkehr ist stärker, als es der Zuwachs der Bevölkerung vor allem aufgrund von neu errichteten Wohnquartieren in den neun Stadtteilen vermuten lässt.

In seiner Antwort auf eine Kleine Anfrage des CDU-Bürgerschaftsfraktionschefs Dennis Thering teilt der Senat mit, dass 66.993 Kraftfahrzeuge im Alstertal und den Walddörfern 2022 zugelassen waren. Das bedeutet eine Steigerung um 5,5 Prozent gegenüber 2017, als 63.503 Fahrzeuge registriert wurden.

Im gleichen Zeitraum wuchs die Zahl der Bevölkerung lediglich um 2,7 Prozent auf 128.075 Menschen. Anders ausgedrückt: In den vergangenen sechs Jahren kamen 3490 Autos mehr auf die Straßen und Parkplätze, während nur 3391 Menschen zuzogen.

Verkehr Hamburg: Immer mehr Autos in den Walddörfern

Besonders „autofreundlich“ sind die Männer und Frauen in Sasel und Hummelsbüttel: In beiden Stadtteilen stieg die Zahl der zugelassenen Kraftfahrzeuge im Sechs-Jahres-Zeitraum um 6,3 Prozent, während die Bevölkerung in Sasel nur um drei Prozent und in Hummelsbüttel um 4,2 Prozent wuchs.

Die Tendenz zum motorisierten Individualverkehr zeigt sich auch im langfristigen Vergleich. Im Alstertal und den Walddörfern waren 2013 insgesamt 60.744 Kraftfahrzeuge zugelassen, sodass es seitdem einen Zuwachs um 10,3 Prozent gegeben hat, während die Bevölkerung lediglich um 6,3 Prozent wuchs.

„Die von SPD und Grünen propagierte Verkehrswende passt mit der Lebenswirklichkeit vieler Menschen nicht zusammen. Die Zahl der Pkw steigt auch im Alstertal und in den Walddörfern weiterhin ungebremst an“, sagt Thering.

Weniger Verkehrsunfälle im Nordosten von Hamburg

Immerhin: Die Zahl der Verkehrsunfälle im Nordosten ist leicht rückläufig: Wurden 2017 noch 2692 Zusammenstöße und Unglücke auf Straßen und Wegen registriert, waren es 2021 nur 2445 – ein Minus von 9,2 Prozent.

Dabei spielt offensichtlich die eingeschränkte Mobilität während der Corona-Jahre 2020 und 2021 eine Rolle, denn in den Jahren zuvor waren die Unfallzahlen nahezu konstant. Für das Jahr 2022 weist die Statistik lediglich die Zahl von 2076 Verkehrsunfällen bis zum 31. Oktober aus, was auf einen leichten erneuten Anstieg für das gesamte abgelaufene Jahr hindeutet.

Die Zahl der verunglückten Personen sank von 396 (2017) auf 361 (2021). Allerdings wurden in den ersten zehn Monaten des Jahres 2022 bereits 359 zu Schaden gekommene Menschen registriert, was auch hier auf einen Anstieg im Gesamtjahr schließen lässt. Bemerkenswert ist, dass die Zahl der Leichtverletzten in den ersten zehn Monaten 2022 mit 322 Personen fast schon das Niveau von 2017 erreicht, als 352 Menschen verletzt wurden.

Eine deutliche Steigerung weist die Senatsantwort dagegen bei den Schwerverletzten aus: Von 2017 mit 43 Fällen stieg deren Zahl auf 61 im Jahr 2021 – trotz der Corona-Pandemie. Von dieser Tendenz setzten sich die ersten zehn Monate des Jahres 2022 deutlich ab: In diesem Zeitraum wurden lediglich 34 bei Verkehrsunfällen schwer verletzte Personen regis­triert. Allerdings: Drei Menschen starben auf Straßen und Wegen, während es in den Jahren zuvor höchstens zwei waren.

U1 im Hamburger Nordosten nur wenig genutzt

Ziel der Mobilitätswende ist neben vermehrtem Zufußgehen und Radfahren der Umstieg vom Auto auf den öffentlichen Personennahverkehr. Die Senatsantwort auf die Thering-Anfrage liefert bei U- und S-Bahn keine eindeutige Tendenz, wobei nur die Jahre vor der Corona-Pandemie betrachtet werden, während der das Fahrgastaufkommen vermutlich geringer war.

Die Linie U 1 wurde in dem Abschnitt Meiendorfer Weg bis zur Endstation Ohlstedt weniger genutzt. In Ohlstedt sank die Zahl der einsteigenden Fahrgäste von 1722 (2017) über 1608 (2018) auf 1514 (2019). Zuerst 1775, dann 1625 und schließlich 1360 Fahrgäste stiegen aus. Gemessen wurde der durchschnittliche Tageswert von Montag bis Freitag.

Für die Linie S 1/11 ist die Tendenz leicht positiv: In der Endstation Poppenbüttel stiegen 9054 (2017), 9693 (2018) und 9821 (2019) Fahrgäste aus. Umgekehrt stiegen auch mehr Fahrgäste ein: 8803 waren es 2017, 9753 dann 2018 und 9659 im Jahr darauf.

„Die Nutzung von Bussen und Bahnen hat sich zumindest in den Vor-Corona-Jahren kaum gesteigert. Gleichzeitig bleibt die Zahl Verkehrsunfälle weiterhin viel zu hoch“, sagt Thering. Alternative Angebote zum Auto reichten in den weitläufigen Stadtteilen nicht aus. „Ein Ausbau von Carsharing, die Ausweitung des Servicegebiets von Moia und eine Ausweitung des Angebots von Bussen und Bahnen sind notwendig“, sagt der CDU-Politiker.