Personalnot in den Behörden. ADAC: Schlagloch-Winter war nur ein Vorgeschmack. Verkehrsbehinderungen werden zu Dauerärgernis.

Hamburg. Schlaglöcher, Straßensperrungen, Umleitungen: Die schon heute zum Teil massiven Verkehrsbehinderungen durch Baustellen in Hamburg werden sich zu einem Dauerärgernis für die Autofahrer entwickeln. Davon geht der ADAC aus. "Die Schlaglöcher des vergangenen Winters waren nur der Anfang", sagte der Verkehrsexperte des Automobilclubs, Carsten Willms, dem Abendblatt.

Obwohl die Zahl der Baustellen auf den großen Straßen der Stadt pro Jahr von rund 1800 im Jahr 2004 auf schon 2800 im Jahr 2009 gestiegen ist, reagiere die Stadt nicht auf diese sich dramatisch zuspitzende Situation, kritisierte Willms. So müsse die "Koordinierungsstelle Baumaßnahmen Hauptverkehrsstraßen" (KOST) der Stadtentwicklungsbehörde nach wie vor mit nur drei Mitarbeitern auskommen. Dabei seien mindestens acht Experten erforderlich, um den zeitlichen Ablauf der vielen Baustellen koordinieren zu können.

Die ersten Folgen der Überlastung sind schon jetzt spürbar. Bis auf Weiteres hat die KOST ihren Internetservice, der einen aktuellen Überblick über alle Hamburger Baustellen bietet, komplett eingestellt. "Wir haben einfach zu wenig Leute und mussten diese Zusatzarbeit beenden", bestätigt KOST-Leiter Thorsten Hohenstein. Schon jetzt fehle häufig die Zeit für genaue Prüfungen im Vorfeld von Straßenbauarbeiten, sodass sich Baustellenzeiten in die Länge ziehen könnten. Das Infrastrukturnetz der Hansestadt sei "zunehmend marode geworden".

Vor diesem Hintergrund befürchtet auch der ADAC neue Dauerbaustellen wie die an der Billhorner Brückenstraße bei den Elbbrücken und weitere schwere Schäden an den Straßen. Jetzt räche sich die mangelnde Pflege und Instandhaltung der Verkehrswege in den vergangenen Jahrzehnten, sagte Willms. Die Stadt gebe dafür pro Jahr durchschnittlich 34 Millionen Euro aus. Erforderlich seien aber 60 bis 80 Millionen Euro. Willms: "Wir hatten schon 1999 gewarnt, dass die Fahrbahn der Billhorner Brückenstraße dringend saniert werden muss - doch erst jetzt mit viel schlimmeren und teureren Schäden wird daran gearbeitet."

Zudem gebe es in den Tiefbauabteilungen der Stadt zu wenig Personal, um das Netz aus Leitungen und Fahrbahnen auch in technisch einwandfreiem Stand zu halten. ADAC-Experte Willms: "Allein mit Blick auf die künftigen Großbaustellen wie Stadtbahn und A-7-Deckel brauchen wir mehr Leute für die Koordinierung der Arbeiten." Mit seiner Kritik steht der ADAC nicht allein: Der Hamburger Rechnungshof hatte erst kürzlich davor gewarnt, dass Hamburg seine Straßen verkommen lasse und zu wenig Geld in ihre Instandhaltung investiere. Für Politiker sei es offenbar befriedigender, neue Gebäude zu bauen, als das bestehende Straßennetz zu pflegen, sagte Rechnungshof-Präsident Jann Meyer-Abich.