Der Senat hat die Ausweisung des neuen Landschaftsschutzgebiets “Wilhelmsburger Elbinsel“ beschlossen. Dort leben seltene Vögel wie der Kiebitz und bedrohte Pflanzen wie der Große Klappertopf.

Hamburg. Die magische Grenze ist durchbrochen: Mit der Ausweisung des neuen Landschaftsschutzgebiets „Wilhelmsburger Elbinsel“ stehen nun 20 Prozent oder ein Fünftel der Fläche Hamburgs unter Landschaftsschutz. Nimmt man noch die höherwertigen Naturschutzgebiete hinzu, die neun Prozent der Stadtfläche ausmachen, sind es sogar 29Prozent oder fast ein Drittel Hamburgs, die geschützt sind – ein beeindruckender Wert für eine Großstadt, wie Umweltsenatorin Jutta Blankau (SPD) betonte: „Darauf kann Hamburg stolz sein.“

Blankau stellte am Dienstag den seit Jahren angekündigten Beschluss des Senats vor, nahezu den gesamten Osten Wilhelmsburgs unter Schutz zu stellen. „Wilhelmsburger Elbinsel“ ist das 36. Landschaftsschutzgebiet und mit einer Größe von 720 Hektar (entspricht etwa 750 Fußballfeldern) das fünfgrößte der Stadt. „Mit der Ausweisung des Wilhelmsburger Ostens als Landschaftsschutzgebiet haben wir die einmalige Chance, eine bedeutende Kulturlandschaft langfristig zu erhalten und den Wilhelmsburgern eine qualitativ hochwertige Erholungslandschaft zu sichern“, sagte die Umweltsenatorin. Für das Schutzgebiet wurden sogar eine für den Wohnungsbau vorgesehene Fläche umgewidmet – was angesichts der Priorität, die der Senat dem Wohnungsbau einräumt, nur sehr selten vorkommt. Blankau verwies darauf, dass der Wegfall dieser Fläche „kompensiert“ werde durch die neuen Möglichkeiten, die die Verlagerung der Wilhelmsburger Reichsstraße eröffneten. Wenn die vierspurige Straße erst an die Bahnschienen verlegt sei, könnten ab 2019 „mehrere Tausend Wohnungen“ in der Mitte der Elbinsel entstehen, so die Senatorin.

Im Gegensatz zur urbanen Mitte des Stadtteils ist der Osten der Flussinsel ländlich geprägt. Das dortige Landschaftsschutzgebiet umfasst vor allem die landwirtschaftlich als Grün-, Acker- und Gartenbauland genutzten Flächen östlich und westlich der Autobahn 1. Für sie bedeute der neue Status keine Einschränkung, betonte die Behörde. Die von Dutzenden Gräben durchzogene Landschaft ist Lebensraum für eine große Anzahl von Amphibien-, Fisch-, Insekten- und Vogelarten wie den Kiebitz. Heimisch ist dort auch der Große Klappertopf – die „Blume des Jahres 2005“ sei eine charakteristische Pflanze von Wiesen auf Niedermooren, die einst weite Teile Norddeutschlands geprägt hätten und heute extrem selten seien, so die Umweltbehörde.

Die Naturschutzorganisation BUND begrüßte die Entscheidung des Senats. „Mit der Ausweisung wird der Natur- und Landschaftsschutz auf der Elbinsel gestärkt“, sagt Manfred Braasch, Landesgeschäftsführer des BUND. Allein das Vorkommen von 55 gefährdeten Pflanzenarten zeuge von der naturschutzfachlichen Bedeutung des Gebietes.

Manfred Braasch erinnerte allerdings daran, dass Hamburg sich zum Ziel gesetzt habe, 35 Prozent der Landesfläche zum Landschaftsschutzgebiet zu erklären. Mit dem neuen Gebiet „Wilhelmsburger Elbinsel“ komme die Stadt auf 20Prozent. „Es gibt also noch viel zu tun. Wir erwarten, dass der Senat den Natur- und Landschaftschutz weiter stärkt“, sagt Braasch weiter.