Die Hamburger Universität testet die zentrale Vergabe von Studienplätzen, weil sich viele Abiturienten an mehreren Hochschulen anmelden.

Hamburg. Wer früher einen Studienplatz an der Universität Hamburg ergattern wollte, war zumeist auf die damalige Zentralstelle für die Vergabe von Studienplätzen (ZVS) in Dortmund angewiesen. Dort wurde zentral über die Bewerbung entschieden - und wer Pech hatte, erhielt einen Platz in Passau statt in Hamburg. Inzwischen vergeben die Hochschulen fast alle Studienplätze selbst - mit der Folge, dass viele Abiturienten sich gleich an mehreren Unis bewerben. Jetzt nimmt die Hamburger Uni an einem Pilotprojekt teil, das Studienplätze wieder zentral verteilt.

Auch in diesem Jahr hat der Bewerberansturm der Universität einen neuen Rekord beschert. 44.831 Bewerber auf 5146 Plätze für Studienanfänger hat die Uni registriert. Schon im Wintersemester 2011/12 mussten 37 818 Studienwillige abgewiesen werden. "Jedes Semester müssen sich die Studierenden in den ersten Wochen auf ein Chaos einrichten, weil die Nachrückverfahren noch nicht abgeschlossen sind und es für viele der Studierenden bis in das Semester hinein nicht klar ist, ob sie in Hamburg bleiben können oder nicht", sagt Luise Günther, Vorstand des Allgemeinen Studierendenausschusses (AStA) der Uni Hamburg. "Und das liegt ganz einfach daran, dass es kein zentrales Vergabesystem gibt und jede Uni in Deutschland ihren Papierkram alleine machen muss." Derzeit sind lediglich die Staatsexamensstudiengänge Medizin, Zahnmedizin und Pharmazie bundesweit zulassungsbeschränkt. Nur in diesen Fächern vergibt die Stiftung Hochschulzulassung - ehemals Zentralstelle für die Vergabe von Studienplätzen - die Studienplätze aller deutschen Universitäten.

+++ Das regelmäßige Uni-Chaos +++

+++ Rekord-Andrang auf Hamburger Uni +++

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Bis vor einigen Jahren wurde die Studienplatzvergabe bundesweit von der ZVS gesteuert, bis die Hochschulen sie aus Wettbewerbsgründen immer weniger nutzten. Nach diesem Vorbild könnte die Online-Plattform "hochschulstart.de" Abhilfe schaffen, die jedoch noch in den Kinderschuhen steckt. Für das kommende Semester hat die Universität Hamburg als eine von 17 deutschen Hochschulen an dem Pilotprojekt mit dem Studiengang Psychologie teilgenommen. Die 170 zu vergebenen Studienplätze sollen bis zum Semesterstart darüber verteilt werden.

"Das Dialogorientierte Serviceverfahren wäre dann eine wünschenswerte Lösung des Problems der Mehrfachbewerbungen auf Bundesebene, wenn sich möglichst viele Hochschulen mit möglichst vielen Studiengängen beteiligen", hofft Professor Holger Fischer, Vizepräsident der Uni Hamburg. Fischer befürchtet jedoch, dass eine Anbindung aller deutschen Hochschulen noch längere Zeit in Anspruch nehmen wird.

Dies bemängelt auch Wissenschaftssenatorin Dorothee Stapelfeldt (SPD). "Wir hätten uns gewünscht, dass das bundesweit koordinierte Bewerbungs- und Zulassungsverfahren schneller flächendeckend umgesetzt wird", heißt es seitens der Behörde. "Die Senatorin hat dies bereits im letzten Jahr in der Kultusministerkonferenz nachdrücklich angemahnt." Mehr Studienplätze zu schaffen, um weniger Bewerber ablehnen zu müssen, ist für die Behörde jedoch keine Option. "Ein steigender Bedarf an Studienplätzen besteht nach den vorliegenden Prognosen nicht", heißt es.

Die Hürde zum Start einer Universitätskarriere stellt die Zulassungsbeschränkung in Form eines Numerus clausus dar, was bedeutet: Die Zeugnisnote des Abiturs entscheidet. Bis auf einige Ausnahmen gilt der Numerus clausus für fast alle Fächer der staatlichen Hochschulen. Nur an der Hochschule für bildende Künste werden die Plätze durch ein Auswahlsystem vergeben. Nicht allein die Abschlussnote zählt.

Weil die Nachfrage das Angebot häufig übersteigt, bewerben sich viele Studienanwärter zur Sicherheit an mehreren Unis. "Im Klartext bedeutet das: Ohne einen guten Notendurchschnitt ist die Chance auf ein Studium eher gering, außer bei den bildenden Künsten, aber das wäre ja auch wirklich der Gipfel", sagt Dora Heyenn, bildungspolitische Sprecherin der Linksfraktion. Aus der Antwort einer Kleinen Anfrage Heyenns an den Senat geht beispielsweise auch hervor, dass die Anzahl der Studiengänge mit Zulassungsbeschränkung von Jahr zu Jahr gestiegen ist. "Mit einem Anstieg von 28 Prozent der NC-Studiengänge verdeutlicht auch die HAW, wie sie in Zukunft mit dem Ansturm der Studienwilligen umgehen will: Der Bestand an Studienplätzen wird über steigende Zulassungsbeschränkungen gehalten", sagt Heyenn.