54.495 Bewerber wollen im Wintersemester an der Hochschule ein Studium beginnen. Doch nur jeder Siebte wird einen Platz erhalten.

Hamburg. An vier verschiedenen Universitäten hatte sich Tatjana Witzgall vor einem Jahr beworben. "Politikwissenschaft oder Psychologie sollte es werden, entweder in Hamburg, Berlin, Heidelberg oder München", sagt die gebürtige Berlinerin heute. Nach langem Überlegen stand dann für die heute 21-Jährige fest: Es geht in den Norden, in die Hansestadt. Sie konnte einen der 202 begehrten Psychologie-Studienplätze an der Universität Hamburg für sich beanspruchen - als eine von 53.314 Bewerbern für das Wintersemester 2011/12.

Mit insgesamt 54.495 Bewerbern für das kommende Wintersemester konnte das Rekordergebnis noch einmal übertroffen werden. 44.831 wollen ins Studium starten, 8013 Bewerbungen gingen für Masterstudiengänge ein. 911 Bewerber streben ein Hauptstudium an, 740 andere Fachsemester.

Sie alle müssen nun Geduld haben: Mit ersten Rückmeldungen können die Studienanfänger am 15. August rechnen, höhere Fachsemester wissen am 29. August, ob ihre akademische Karriere an der Uni Hamburg weitergehen wird. Der hohen Bewerberzahl stehen 5146 Plätze gegenüber, dazu kommen 2685 Masterplätze. Umgerechnet haben sich also fast sieben Studienanwärter auf einen Studienplatz beworben.

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"Die erneut leicht gestiegene, aber nach wie vor hohe Bewerberzahl zeigt die große Attraktivität der Universität Hamburg", sagt Uni-Vizepräsident Holger Fischer. "Wir freuen uns auf die Studierenden, die zum Wintersemester ihr Studium aufnehmen werden, und werden alle Anstrengungen unternehmen, einen erfolgreichen Einstieg in das Studium zu ermöglichen."

Wie in den vergangenen Jahren sind die am stärksten nachgefragten Fächer die Studiengänge Medien und Kommunikationswissenschaften, Betriebswirtschaftslehre, Biologie, Psychologie und die Lehrämter. Eine Besonderheit: Die Bewerberzahl für den Studiengang Anglistik hat sich seit der Rücknahme des Nachweises der Englischkenntnisse verdoppelt. Aus Nicht-EU-Ländern gingen 851 Bewerbungen in der Edmund-Siemers-Allee 1 ein.

Wie bereits in den vergangenen Jahren werden auch diesmal im Fach Betriebswirtschaftslehre mit 450 Plätzen die meisten Studienanfänger unterkommen. Die wenigsten Studierenden finden in den Fachbereiche Neogräzistik und Byzantinistik (4), Gebärdensprachdolmetscher (13) und Iranistik (11) einen Platz.

Die wesentlich kleinere Technische Universität Hamburg-Harburg erreichten für das kommende Wintersemester 3595 Bewerbungen für Bachelor-Studiengänge. Zu vergeben sind dort 1156 Plätze für den Bachelor-Bereich. "Die Beliebtheit der TU Hamburg-Harburg in der Metropolregion und weltweit ist ungebrochen", sagt Präsident Professor Garabed Antranikian. "Besonders groß in diesem Jahr ist der Ansturm auf die Studiengänge, in denen sich die angehenden Ingenieurinnen und Ingenieure vorrangig mit Fragen der Umweltschutztechnik und der erneuerbaren Energien auseinandersetzen, den Green Technologies. Das ist auch in der Forschung eines unserer neuen Kompetenzfelder." Dies erklärt das große Interesse an dem Masterstudiengang Regenerative Energien und dem Bachelorstudiengang Bau und Umwelt mit 160 und 613 Bewerbern.

Mit dem großen Ansturm auf Hamburgs Universitäten ist auch Wissenschaftssenatorin Dorothee Stapelfeldt (SPD) sehr zufrieden. Sie ist sich jedoch darüber bewusst, dass die hohe Anzahl der Studienanwärter auch auf die doppelten Abiturjahrgänge in einigen Bundesländern zurückzuführen ist. "Hamburg hat eine gute Universität mit einem breiten Fächerspektrum", sagt Senatorin Stapelfeldt, "als eine der größten Universitäten in der Bundesrepublik ein großer Anziehungspunkt für Studierende aus ganz Deutschland." Auch der Allgemeine Studierendenausschuss der Universität Hamburg (AStA) freut sich darüber, im kommenden Semester wieder viele neue Studierende an der Uni begrüßen zu dürfen und ihnen in den ersten Wochen eine erste Orientierung zu geben.

"Wir hoffen, dass jeder, der hier am Standort Hamburg studieren möchte, auch einen Platz bekommt", sagt AStA-Vorstand Luise Günther. Kritik äußert sie jedoch am Bewerbungsverfahren, das ihrer Meinung nach wesentlich mehr Koordinierung bedarf. "Die hohen Zahlen kommen auch dadurch zustande, dass sich viele junge Menschen an mehreren Universitäten bewerben", sagt die Lehramtsstudentin. "Dieses Problem muss angegangen werden, beispielsweise über Portale wie Hochschulstart.de, die die Studienplatzvergabe unterstützen könnte."

So, das hofft Luise Günther, könnte das Chaos bei der Immatrikulation zu Beginn des Semesters verhindert werden. Ein solches erlebte Miriam Block vor einem Jahr zu Beginn ihres Studiums. "Viele heutige Kommilitonen wussten lange nicht, ob sie nun in den Studiengang Psychologie nachrücken können oder nicht", sagt die 22-Jährige. Die Folge: überfüllte Kurse, andere waren nahezu komplett leer. "Nach einigen Wochen hat sich das Chaos dann aber gelegt - die Lage normalisierte sich. Heute fühle ich mich sehr wohl in Hamburg."