Der Steuerzahlerbund warnt vor Verschwendung: Die Kosten für die neue Obdachlosen-Toilette auf St. Pauli könnte sogar noch teurer werden.

St. Pauli. Angesichts des geplanten Toilettenhäuschens unter der Kersten-Miles-Brücke auf St. Pauli warnt der Bund der Steuerzahler vor Verschwendung. Grund sind die geschätzten Baukosten von 500 000 Euro plus die laufenden Kosten von bis zu 180 000 Euro pro Jahr. "Ich fürchte, das reicht noch nicht einmal", sagte Steuerzahlerbund-Geschäftsführer Marcel Schweitzer dem Abendblatt. Die Hanglage an der Helgoländer Allee, die komplizierte Konstruktion unter einer als Denkmal geschützten Bogenbrücke, keine Anschlüsse für Strom und Wasser in der Nähe - all das könnte das Projekt noch viel teurer machen, fürchtet Schweitzer. "Verschwendung von Steuergeld" droht aus seiner Sicht aber wegen der zweifelhaften Sinnhaftigkeit des Projekts. "Es geht doch um die Frage, wie man mit Obdachlosen in Großstädten umgeht", sagt Schweitzer. "Diese Frage kann man aber nicht mit einer Toilette beantworten."

Unter der Brücke nächtigen seit Jahren Obdachlose. Weil es dort mehrfach zu Straftaten kam, ließ Mitte-Bezirksamtsleiter Markus Schreiber (SPD) den Raum mit einem 18 000-Euro-Zaun absperren. Nach Protesten aller Parteien wurde der Zaun abgerissen und ein runder Tisch eingerichtet. Der schlägt als Lösung das rund um die Uhr betreute Klohaus (daher die 180 000 Euro Personalkosten) vor sowie das Ziel, dort verstärkt Sozialarbeiter einzusetzen. "Wir sind alle gut beraten, das Vermittlungsergebnis ernst zu nehmen und nach einer möglichst günstigen Umsetzung zu suchen", sagte SPD-Fraktionschef Andreas Dressel gestern.

Unklarheit herrscht noch bezüglich der Kostenschätzung. Das Bezirksamt Mitte verwies gestern auf Berechnungen der Stadtentwicklungsbehörde. Demnach kostet das Haus mit sieben Frauen- und zwei Männertoiletten, fünf Pissoirs und einem Personalraum 400 000 bis 450 000 Euro. Etwa 50 000 Euro kommen für die Anschlüsse hinzu. Worauf genau diese scheinbar hohen Zahlen fußen, konnten Bezirksamt und Behörde nicht sagen. (dey)

Lesen Sie dazu unter "Mein Quartier":

Was die Anwohner zum neuen Toilettenhäuschen sagen