Sie war eine Frau von der Straße. Im wahrsten Sinne des Wortes. Ein Jahr lang war Sonja Kent obdachlos, hat unter Hamburgs Brücken geschlafen. Ausgegrenzt gefühlt hat sich die 33-Jährige - auch ohne Zaun, der jetzt an der Helgoländer Allee für Aufregung sorgt.

"Ich hatte keine glückliche Kindheit", sagt die gebürtige Detmolderin mit brüchiger Stimme. Was genau dazu führte, dass sie plötzlich ohne Dach überm Kopf dastand, kann sie heute gar nicht mehr genau sagen. Nach dem Hauptschulabschluss jobbte sie als Kellnerin und Putzfrau, bis die Beziehung zu ihrem Freund, mit dem sie eine zwölfjährige Tochter hat, in die Brüche ging. Kent wollte in Hamburg ganz neu anfangen - allein.

Sie landete in einem Wohnheim, wurde jedoch bestohlen und immer wieder durch Lärm belästigt. "Ich habe es dort nicht mehr ausgehalten und mir gedacht: Da schlafe ich lieber auf der Straße!" Auch wenn sie im extremen Winter 2010 krank wurde, kurz vor einer schweren Lungenentzündung stand.

Seit dem 16. Juli hat Sonja Kent endlich eine Einzimmerwohnung in Fuhlsbüttel, organisiert durch das Winternotprogramm der Stadt. "Das Beste daran ist, dass ich auch einfach mal die Tür zumachen kann", sagt sie. Noch ist Sonja Kent arbeitslos - und arbeitsunfähig. Sie leidet an Rheuma. Schon allein deshalb wird sie die Zeit auf der Straße nie vergessen.