8500 Erstsemester schreiben sich an der Universität ein. Rekorde auch an anderen Hamburger Hochschulen. Restplätze im Internet.

Hamburg. Am kommenden Montag beginnt an der Universität Hamburg die Vorlesungszeit des Wintersemesters. Insgesamt rund 40.000 Studenten, so schätzt die Universität, sitzen dann in Hörsälen und Seminarräumen - so viele wie seit 20 Jahren nicht mehr.

Die Zahl der Erstsemester ist so hoch wie nie zuvor: Rund 8500 Studienanfänger verteilen sich auf 5871 Bachelor- und 2602 Master-Plätze. Die Gründe für den Ansturm sehen Experten im doppelten Abiturjahrgang in einigen Bundesländern, der Abschaffung des Wehr- und Ersatzdienstes, dem Wegfall der Studiengebühren im nächsten Jahr und der Attraktivität Hamburgs für junge Leute.

"Die 43.448 Bewerbungen, die wir für das aktuelle Wintersemester erhalten haben, sind ein Spitzenhoch, allerdings muss berücksichtigt werden, dass sich viele Studieninteressierte an mehreren Hochschulen gleichzeitig beworben haben", sagt Holger Fischer, Uni-Vizepräsident für Studium und Lehre. Auch wenn zuletzt 1300 zusätzliche Studienplätze geschaffen worden seien, bedeute das, dass nur gut jeder sechste Bewerber eine Zusage bekommen habe.

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Eine von ihnen ist Dorit-Madeleine Marten: Die 21-Jährige aus Buchholz in der Nordheide beginnt nächste Woche ihr Spanisch-Studium. "Ich bin froh darüber, dass ich angenommen wurde", sagt die junge Frau bei einem Rundgang durch die Staats- und Universitätsbibliothek. "Ich kenne genug Leute, die das leider nicht geschafft haben." Dass sie ab nächster Woche an der Uni Hamburg studieren darf, ist also keine Selbstverständlichkeit. Allein im Fach Betriebswirtschaftslehre kamen 5720 Bewerber auf 430 Plätze.

Wer nicht sofort eine Zusage erhalten hat, ist allerdings nicht automatisch abgelehnt, wenigstens nicht im Bachelor-Bereich: "In den ersten beiden Runden des Zulassungsverfahrens für das jetzige Wintersemester wurden die Bachelor-Studiengänge bereits zu mehr als 95 Prozent vergeben", erklärt Holger Fischer. "Alle übrigen Plätze werden zurzeit in einem zweiten Nachrückverfahren besetzt." Das Nachrücken soll bis zum Montag abgeschlossen sein. Dann werden im Internet auf www.uni-hamburg.de/restplaetze die freien Plätze der Studiengänge veröffentlicht, für die keine Bewerbungen mehr vorliegen.

An den übrigen der insgesamt 20 staatlichen und staatlich anerkannten Hamburger Hochschulen gibt es ebenfalls Rekorde, beispielsweise an der Technischen Universität Hamburg-Harburg (TUHH): "Bei uns gibt es jetzt rund 1500 Bachelor- und Master-Starter - so viele wie noch nie", sagt Sprecherin Jutta Werner. Auch die Bewerberzahl für die Bachelor- und Master-Plätze (mehr als 5400) und die Gesamtzahl der Studierenden (gut 6000) seien "Allzeithochs". Ähnlich sieht es an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) aus: "In diesem Wintersemester sind 13.883 Studierende bei uns eingeschrieben - mehr denn je", sagt Sprecherin Katharina Ceyp-Jeorgakopulos. Für die 2550 Bachelor- und Master-Starterplätze hatten sich 15.478 junge Leute beworben. "Beide Zahlen sind ebenfalls Rekorde."

Die Rekordzahlen, so heißt es an den Hochschulen, stellten kein Problem etwa bei der Betreuung der vielen Studenten dar: Man habe sich für den regen Andrang bereits seit Jahren gut gerüstet und im Rahmen des Hochschulpakts von Bund und Ländern mehr Studienplätze, mehr Personal und zusätzliche Räume bereitgestellt.

Problematischer sieht es für Studenten in der Hansestadt mit Wohnraum aus. "Ich lebe noch zu Hause, weil ich trotz monatelanger Suche keine WG gefunden habe", sagt Dorit-Madeleine Marten aus dem Umland. Das Hamburger Studierendenwerk kennt dieses Problem: "Wir verzeichnen eine hohe Nachfrage nach preisgünstigem Wohnraum, die in den letzten Jahren stetig angestiegen ist", sagt Geschäftsführer Jürgen Allemeyer. "Zum jetzigen Zeitpunkt mit 3566 Bewerbungen liegen wir für das aktuelle Wintersemester etwa zehn Prozent über den Vorjahreszahlen und deutlich über unseren freien Kapazitäten." Das Studierendenwerk biete daher bis Ende November Notunterkünfte in einem Studentenwohnheim an (www.studierendenwerk-hamburg.de).

Die Wissenschaftsbehörde rechnet erst im Dezember mit offiziellen Daten zur Zahl der Studenten in Hamburg. "Gleichwohl ist längst klar, dass Hamburgs Hochschulen zuletzt einer Bewerberflut ausgesetzt waren", sagt Timo Friedrichs, Sprecher der Behörde für Wissenschaft und Forschung. Hamburg rechne weiter mit einer erhöhten Nachfrage nach Studienplätzen. "Bis zum Jahr 2015 wollen wir im Rahmen des Hochschulpakts II und wegen des Wegfalls von Wehr- und Ersatzdienst rund 6200 zusätzliche Studienanfängerplätze an den staatlichen Hochschulen schaffen." Zugleich prognostiziert die deutsche Kultusministerkonferenz (KMK), dass in Zukunft wegen des demografischen Wandels wieder weniger Menschen ein Studium in der Hansestadt beginnen werden.