Lehrer und Eltern des Matthias-Claudius- und Charlotte-Paulsen-Gymnasiums protestieren gegen Zusammenlegung der Oberstufen.

Hamburg. Der Entwurf für den neuen Schulentwicklungsplan ist noch nicht fertig, doch schon jetzt gibt es erste Proteste. Es geht um die Idee der Schulbehörde, die Oberstufen des Matthias-Claudius-Gymnasiums und des Charlotte-Paulsen-Gymnasiums auszulagern und ein gemeinsames Oberstufenzentrum einzurichten.

Vorgesehen ist, dass die Schüler künftig in einem nahezu leer stehenden Gebäude der Schule am Eichtalpark unterrichtet werden. Bei Eltern und Schulleitungen hat das einen Sturm der Entrüstung ausgelöst.

Die zwei Wandsbeker Gymnasien sind sehr beliebt und haben seit Jahren wachsende Anmeldezahlen. Inzwischen herrscht an beiden Standorten extreme Platznot. Aus Sicht der Schulbehörde gibt es "nicht die Möglichkeit, an beiden Schulen zusammen so viele Räume dazuzubauen, wie es die Nachfrage erfordert", sagt Behördensprecher Peter Albrecht. Man könne entweder die Schülerzahlen begrenzen, sinnvoller sei es aber, ein anderes Gebäude zu nutzen. Dafür hat die Schulbehörde die ehemalige Grund-, Haupt- und Realschule an der Walddörferstraße 91 auserkoren, deren Betrieb in den nächsten Jahren ausläuft. "Die Idee macht auch aus wirtschaftlichen Gründen Sinn", so Albrecht. Derzeit werde an einer Machbarkeitsstudie gearbeitet.

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An den Schulen ist die Angst vor der "Zerstückelung" groß. "Wir sind eine Einheit von Klasse 5 bis 12. Die würde zerstört", sagt die Elternratsvorsitzende des Matthias-Claudius-Gymnasiums, Susanne Dahlke. Sie befürchtet Rumpfschulen ohne Oberstufe. "Das ist der erste Schritt zur Einheitsschule und nicht das, was wir uns unter einem Schulfrieden vorgestellt haben."

Auch Schulleiterin Rotraud Nesemeyer spricht von "Verschlechterungen für unsere Schule". Vielfach arbeiteten ältere Schüler mit jüngeren zusammen, etwa bei Wettbewerben oder auch in der erfolgreichen Rudermannschaft. Zudem gebe es bislang keine klare Kostenaufstellung. "Schließlich muss das Gebäude fachgerecht ausgebaut werden. Es gibt dort weder eine Mensa noch naturwissenschaftliche Räume." Nesemeyer plädiert deshalb für einen Anbau auf dem Schulgelände.

Ähnlich explosiv ist die Stimmung auch am Charlotte-Paulsen-Gymnasium. "Das Ganze wird aus wirtschaftlichen Gründen entschieden, es gibt aber mehr als das", sagt Schulleiter Karsten Reckleben. Auch im Elternrat gärt es. "Sollte die Schulbehörde an der Auslagerung festhalten, stehen wir in den Startlöchern, um unseren Protest deutlich zu machen", sagt die Vorsitzende des Elternrats, Silvia Gey.

Anfang vergangener Woche gab es ein Gespräch mit Vertretern der Schulbehörde. "Wir konnten erreichen, dass unsere Stellungnahmen der Behördenleitung noch einmal vorgelegt werden", sagte Schulleiter Reckleben. Bis vergangenen Freitag hatten die Schulen Zeit, ihre Argumente zusammenzutragen. In dieser Woche will sich der Schulsenator Ties Rabe (SPD) mit dem Problem befassen.

Der Entwurf für den Schulentwicklungsplan soll nach den Herbstferien Mitte Oktober vorgelegt werden. Danach können alle Beteiligten Stellung beziehen und Änderungen eingearbeitet werden. Der Beschluss in der Deputation ist für Ende Januar angekündigt.