Elektromobilität als Motor der Zukunft - Stadt will weitere 370 E-Autos anschaffen. Der Bund gibt zusätzlich 3,5 Millionen Euro.

Hamburg. Wirtschaftssenator Frank Horch (parteilos) will die Elektromobilität in Hamburg kräftig ausbauen. Dafür hat er bereits mit dem Unternehmen Better Place über eine mögliche Ansiedlung im Hamburger Hafen gesprochen. "Wir wollen im Hafen nicht nur Container zählen, sondern auch solche Unternehmen ansiedeln, die die Zukunft des Hafens ausmachen werden", sagte Horch dem Abendblatt. Dazu zähle für ihn klar die Branche der Erneuerbaren Energien. Better Place ist ein im Jahr 2007 von Ex-SAP-Manager Shai Agassi gegründetes Unternehmen, das eine flächendeckende Infrastruktur für den Massenbetrieb von Elektroautos aufbauen möchte. Hamburg ist dabei schon relativ weit: 50 Elektro-Tankstellen gibt es schon im Stadtgebiet (siehe Grafik).

Unterdessen hat das Bundesverkehrsministerium Hamburg weitere 3,5 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Die Stadt will davon zusätzliche Elektroautos anschaffen und den Bestand von bisher 130 Fahrzeugen bis zum Jahresende mehr als verdoppeln. Ende August sollen laut Wirtschaftssenator Frank Horch die nächsten zehn Fahrzeuge an Hamburger Unternehmen übergeben werden.

Noch machen Elektroautos einen verschwindend geringen Anteil auf den Straßen aus. Zurzeit (Stand Januar 2011) sind in Hamburg 948 Elektroautos von privaten Nutzern angemeldet. Zum Vergleich: Es gibt 199.661 Dieselfahrzeuge und 520.397 Benziner. Dieses Verhältnis will Wirtschaftssenator Horch möglichst bald verändern. Auch deshalb setzt er nach eigenen Aussagen "alles daran", Hamburg zu einem der vom Bund geförderten "Schaufenster" für Elektromobilität zu machen. Von 2009 bis 2011 hat die Bundesregierung in acht Modellregionen - darunter Hamburg - den Ausbau und die Marktvorbereitung der Elektromobilität mit 500 Millionen Euro aus dem Konjunkturpaket II gefördert. Ziel ist es, den Aufbau einer Infrastruktur und die Verankerung der Elektromobilität im öffentlichen Raum voranzubringen. Statt der acht Regionen soll es künftig nur noch vier sogenannte Schaufensterprojekte geben (wir berichteten).

"Ich will mich dafür starkmachen, dass wir uns im Herbst dafür bewerben", sagte Frank Horch im Gespräch mit dem Abendblatt. Dem muss ein Senatsbeschluss vorausgehen. Horch kann sich hier auch eine Kooperation mit der Metropole Berlin vorstellen.

Auch Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) hatte sich in seiner Regierungserklärung dafür ausgesprochen, das Konzept der E-Mobilität nicht nur fortzuführen, sondern "unbedingt auch weiterzuentwickeln". In den kommenden vier Jahren will der Bund weitere 1,4 Milliarden Euro in den Ausbau der Elektromobilität investieren. Dazu sollen auch Anreizprogramme für den Privatnutzer kommen. Die Überlegungen in der Bundesregierung gehen von einer Bevorzugung von Elektrofahrzeugen beim Parken, über zinsgünstige Darlehen bis hin zu einer zehnjährigen Befreiung von der Kfz-Steuer.

In Hamburg zuständig für die Umsetzung ist unter anderem das Unternehmen HySolutions. Geschäftsführer Heinrich Klingenberg sieht die Modellregion in Hamburg als Erfolg. "Wir haben unsere Ziele deutlich übererfüllt", so Klingenberg. Angedacht waren ursprünglich 90 Fahrzeuge, die im Alltagstest von Behörden und privaten Unternehmen genutzt werden. Bis Jahresende sind es mehr als dreimal so viele.

Privatkunden rät Klingenberg, mit der Anschaffung eines Elektroautos noch zu warten. "Mitte 2012 kommen die Hersteller mit neuen Modellen auf den Markt, die preislich vergleichbar sind mit herkömmlichen Autos", so Klingenberg. Bisher liegt der Neupreis bei rund 35.000 bis 40.000 Euro, der Leasingpreis bei rund 700 Euro pro Monat. In Hamburg gibt es bereits Unternehmen, die herkömmliche Fahrzeuge umrüsten.

Einer, der bereits Erfahrung mit dem Elektroauto hat, ist Uwe Meyer. Er fährt die Post für die Hamburger Stadtreinigung aus und testet dabei für die Stadt einen elektrischen Renault Kangoo im Alltag - bis zu 140 Kilometer pro Tour. "Man muss seine Fahrweise schon umstellen und darf nicht dauernd den Fuß auf dem Gas haben", sagte Meyer. Die Anzeige mit dem Batteriestand müsse er stets im Auge behalten. Nach Startschwierigkeiten - dreimal ist er mit leeren Batterien stehen geblieben - habe er sich nun aber an das Auto gewöhnt. "Für Stadtfahrten könnte ich mir das auch privat vorstellen", sagte der 63-Jährige. Allerdings liege der erste Winter noch vor ihm. Und Zusatzgeräte wie Heizung, Licht und Radio kosteten Strom und verringerten die Streckenleistung. Fachmann Klingenberg weiß darum. Er ist aber sicher, dass diese Probleme bald gelöst seien.