Pröpstin und St.-Jacobi-Hauptpastorin Kirsten Fehrs feiert ersten Gottesdienst nach ihrer Wahl. Etwa 300 Teilnehmer waren gekommen.

Altstadt. Es war ihr erster Gottesdienst als designierte Bischöfin des Sprengels Hamburg und Lübeck. Gestern, am ersten Sonntag nach Trinitatis, predigte Pröpstin und Hauptpastorin Kirsten Fehrs in "ihrer" Kirche St. Jacobi. Mit etwa 300 Teilnehmern war die Abendmahlsandacht in der mittelalterlichen Kirche gut besucht.

Von der Kanzel herab dankte Kirsten Fehrs ihrer Gemeinde mit warmen Worten für die Treue, mit der sie die Geistliche in den letzten Wochen begleitet hat - trotz des Zwiespalts, einerseits stolz auf "ihre" Bischöfin zu sein, andererseits um den Verlust ihrer Hauptpastorin zu trauern. "Mit euch verbindet mich Liebe auf den ersten Blick - und das seit fünf Jahren", sagte die Pastorin an ihre Schäfchen gewandt. In ihrer Predigt griff sie das Thema Liebe auf, ohne das "kaum ein Film, Theaterstück oder Buch" auskomme. "Wo die Liebe ist, da ist auch Gott", sagte Fehrs. Und wer Gott liebe, müsse auch seinen Bruder lieben. Doch gebe es Menschen, die spalteten sich ab, predigte sie weiter. Und schlug eine Brücke zum Thema Hass, einem zerstörerischen Gefühl, das oft in Fundamentalismus ende, in Gewaltexzessen und Terroranschlägen.

Doch: "Furcht ist nicht in der Liebe", zitierte die Theologin aus dem ersten Brief des Evangelisten Johannes. Man dürfe sich durch Hass nicht einschüchtern lassen, sondern müsse sich klar positionieren. "Wer seinen Bruder hasst, kann Gott nicht lieben", betonte sie. Sie erwähnte die Eltern eines von Juden erschossenen palästinensischen Jungen, dessen Eltern seine Organe spenden wollten - auch an jüdische Kinder. Und die in Lübeck seliggesprochenen Märtyrer, die dem Hass gemeinsam die Stirn geboten hätten. "Ökumene ist nur dort, wo echte Emotionen das Herz bewegen", schloss sie.

Am Ende des Gottesdienstes war die Schlange der Menschen lang, die ihre Hauptpastorin und künftige Bischöfin beglückwünschen wollten und sie manchmal innig in den Arm nahmen. Es folgte eine Gemeindeversammlung, bei der die Veränderungen in St. Jacobi im Mittelpunkt standen. Denn der Gemeinde stehen gleich zwei Personalwechsel bevor: Im November, wenn Kirsten Fehrs ihr Amt als Bischöfin antritt, und im August, wenn der Nachfolger des kürzlich in den Ruhestand verabschiedeten Gemeindepastors Reinhard Petrick sei Amt aufnimmt.