Zerstrittene Verbände einigen sich, gemeinsam Projekte für zehn Jahre zu erarbeiten. Erster Erfolg für Sportsenator Michael Neumann.

Hamburg. Der Raum der Verkündung mag Belegungsplänen geschuldet gewesen sein, Symbolcharakter hatte er allemal. Im Phönixsaal des Rathauses finden einmal im Monat Eheschließungen statt, und es war dann auch eine Art Vermählung, die diesmal gefeiert werden durfte. Unter der Überschrift "Sportsgeist Hamburg" gaben der Hamburger Sportbund (HSB), der Olympiastützpunkt Hamburg/Schleswig-Holstein (OSP) und die Handelskammer zum ersten Mal eine gemeinsame Erklärung ab. Darin legten sie künftige Aufgabenverteilungen fest und beschworen ein respektvolles und akzeptiertes Miteinander, das es in dieser Form bislang nicht gegeben hatte.

Noch im Sportentwicklungsplan, der im vergangenen Herbst vom damaligen CDU/GAL-Senat vorgestellt worden war, hatte der Osnabrücker Professor Christian Wopp ein Gegeneinander der Akteure beklagt, "das die Sportentwicklung in Hamburg blockiert". Nun hat jeder sein Aufgabenfeld: Der HSB, 540.000 Mitglieder in 790 Klubs, kümmert sich um den Vereinssport, der OSP um den Spitzensport, die Handelskammer um privatwirtschaftliche Sportanbieter und -veranstalter.

Was wie selbstverständlich klingt, ist das Ergebnis eines dreimonatigen Informations- und Verhandlungsprozesses - und ein erster Erfolg für den neuen Sportsenator Michael Neumann. Der SPD-Politiker einte dabei nicht nur die zerstrittenen Parteien, grenzte Kompetenzen ab, er berief Vertreter der drei Organisationen zudem in die "Zukunftskommission Hamburger Sport".

Die Hoffnungen sind groß, dass das Gremium der Politik bis zum 1. Oktober Empfehlungen für die nächsten zehn Jahre an die Hand gibt. Das ist die Vorgabe Neumanns. Bis Ende des Jahres hofft er, die Vorschläge im Senat und in der Bürgerschaft umzusetzen. Sein Ziel: "2021 soll unsere Stadt in der Lage sein, sich um jede Sportveranstaltung der Welt, die sie will, erfolgreich bewerben zu können. Dafür brauchen wir eine überparteiliche Sportpolitik, die unabhängig von Wahlausgängen zielgerichtet agiert." Mit Dr. Michael Beckereit, Geschäftsführer von Hamburg Wasser und Vorstandsvorsitzender des OSP, stellte Neumann einen erfolgreichen Manager an die Spitze der Kommission, der den Ehrgeiz ausstrahlt, Handfestes auf den Weg zu bringen: "Es gilt in den Bereichen Talentfindung und -förderung, Pflege, Instandsetzung, Bau von Sportstätten wie der Planung von Events Vorstellungen zu konkretisieren, Schnittstellen der Beteiligten zu finden und finanzierbare Vorschläge zu machen. Dafür sind drei Monate eine kurze Zeit."

+++ Kommentar: Willkommen im Klub! +++

Beckereit, einst Segelweltmeister, teilt sich den Vorsitz mit Sportstaatsrat Karl Schwinke (SPD), der aufgrund haushaltspolitischer Zwänge erst am Freitag seine Ernennungsurkunde erhielt. Weitere Mitglieder sind HSB-Präsident Günter Ploß, Handelskammer-Syndikus Reinhard Wolf und OSP-Leiterin Ingrid Unkelbach. Am Nachmittag traf sich das Quintett zu ersten Gesprächen bei Hamburg Wasser.

Ein Schwerpunkt der Diskussionen sollen Art und Umfang der Akquise - oder besser noch die Erfindung und Entwicklung - von Großveranstaltungen werden, wie zum Beispiel des Triathlons, der am 16./17. Juli zum zehnten Mal in Hamburg stattfindet. "Wir müssen jetzt entscheiden, wollen wir Betriebssport- oder Jugendmeisterschaften ausrichten, oder gehen wir große Ziele an, wird Olympia wieder ein Thema", sagte Beckereit. Wie immer geht es ums Geld. Für Spiele der Basketball-EM 2015 werden vier bis sechs Millionen ausgerufen, die Ausrichtung des Deutschen Turnfestes 2017 kostet 25 Millionen. An beiden Events hatte Hamburg zuletzt Interesse angemeldet.