Für diese Abgeordneten war es die letzte Sitzung in der Bürgerschaft. Sie hören freiwillig auf und haben neue Pläne

Hamburg. Der Dackel wartet schon auf Barbara Ahrons. Er ist drei Wochen alt und darf sich auf viel Aufmerksamkeit freuen. "Ich will einen neuen Lebensmittelpunkt", sagt die CDU-Politikerin. Nach 18 Jahren hört sie auf in der Bürgerschaft. "Politik kostet viel Zeit." Als Sprecherin für den Mittelstand erinnert sie sich gern an den "hochroten Kopf" eines SPD-Fraktionschefs, als sie staatliche Steuerung anprangerte. Nachfolgern rät die Druckerei-Unternehmerin, "Feierabend-Politiker zu bleiben und mit beiden Beinen im Leben zu stehen". Ahrons ist 66 Jahre alt, ihr neues Leben fängt heute an.

Weitere 15 Abgeordnete verlassen freiwillig die Bürgerschaft, die gestern letztmals vor den Wahlen zusammenkam. Nicht alle haben einen Vorteil darin gesehen, als Teilzeit-Politiker zu arbeiten, wie es in Hamburg nun mal organisiert ist. Die 36 Jahre alte SPD-Rechtsexpertin Jana Schiedeck etwa, die sich nach drei Jahren im Parlament auf ihren Job als Europa-Referentin bei der Hafenbehörde HPA konzentrieren will. "Ich bin zeitlich an Grenzen gestoßen", sagt sie. Frisch ist die Erinnerung an die Aufregung, die sie bei ihrer ersten Rede spürte, es ging um ein Verbot der NPD. Sie habe damals "schrecklich schnell" gesprochen. Für die Zeit der Wahl hat sie sich ein "Sportprogramm" verordnet. Wohl auch, um Stress abzubauen.

Bürgerschaftspräsident Lutz Mohaupt, 68, will nicht wieder antreten. Der parteilose Pastor saß für die CDU im Parlament. Wenn es um das Präsidentenamt gegangen wäre, hätte er sich das vielleicht doch noch mal überlegt, sagt Mohaupt. Im vergangenen Jahr folgte er auf Berndt Röder, der über seine Glatteis-Affäre gestolpert war. Aber die Prognosen deuten nicht auf einen Präsidentenposten für die CDU nach den Wahlen. "Auf die Abgeordnetenbänke gehören Jüngere." Dass er nun mehr Freizeit habe, sehe er mit "Wehmut und Euphorie". Vielleicht schreibe er ein Buch.

Für Uwe Grund gehen zehn Jahre in der Regierung und zehn Jahre in Opposition zu Ende. Mehr als 500 Sitzungen erlebte er. Seine Gegner "angreifen", wie der SPD-Politiker sagt, wird er auch weiter als Vorsitzender des Gewerkschaftsbundes DGB. Zumal seine eigene Partei einen strengen Sparkurs angekündigt hat, sollte sie die Wahlen gewinnen. Grund hat erlebt, wie er als Fraktionsvorsitzender in den Rückzug getrieben wurde, aber auch, wie er vielen Hamburgern mit seiner Initiative zur Schuldnerberatung helfen konnte. "Ein guter Abgeordneter sitzt nicht besonders lange in Ausschüssen, sondern arbeitet mit den Menschen der Stadt." Er gebe das "Staffelholz" aber an gute Kandidaten ab, sagt Grund, der ruhig, aber sichtlich bewegt wirkt.

Sein Name ist seit 36 Jahren gesetzt, mit Hartmut Engels verlässt der dienstälteste Abgeordnete die Bürgerschaft. "Ich war lange genug dabei", sagt der pensionierte Lehrer aus Ohlstedt. Über seine politischen Spuren spricht Engels eher bescheiden, der damals in die Politik gegangen sei, um den "Linksruck in der Gesellschaft" zu verhindern. Er trat als Experte für Energiepolitik vehement für den Einsatz von Kernenergie ein. "Das ist ja nicht so gelaufen, wie ich es mir gedacht habe", sagt er. Aber dass die CDU einmal einen Bürgermeister in Hamburg stellen würde, das habe er nie für möglich gehalten. Und dann auch Ole von Beust, neben dem er 14 Jahre lang die Abgeordnetenbank gedrückt hatte.

Engels: "Aber nachdem man im Rathaus nirgendwo mehr rauchen darf, fällt es mir leichter aufzuhören."