Ortstermin auf dem Hamburger Hauptbahnhof: Viele Verspätungen, aber kein Chaos. Reisende sehen sich zum Teil nicht ausreichend infmormiert.

Hamburg. Seit mehr als zwei Stunden stehen Saskia Schwarz und Susanne Wehrmeister auf dem Hamburger Hauptbahnhof und warten auf ihren Zug in Richtung Köln. "Etwa 120 Minuten später" steht auf einer Anzeigetafel. Ursprünglich sollte der Zug um 11.11 Uhr abfahren. Mittlerweile ist es 13.35 Uhr. 144 Minuten Warten. Das Spektrum auf der Anzeigetafel reicht von pünktlich abfahrenden Zügen über kleine Verspätungen bis hin zu so extremen wie beim Zug nach Köln.

"Das Schlimmste ist wirklich dieser Mangel an Informationen", sagt Schwarz, 28, Studentin von der Uhlenhorst. Selbst die Bahnmitarbeiter an der Information können ihr nichts Genaueres sagen. "Am Anfang habe ich das ja noch locker gesehen, aber mittlerweile ist mir richtig kalt", sagt Wehrmeister, 52, aus Winterhude. Aus Angst, Durchsagen oder den nun doch plötzlich einfahrenden Zug zu verpassen, sind die beiden Frauen die ganze Zeit neben der Rolltreppe, die zum Gleis hinunterführt, stehen geblieben.

"Ich habe zwar mit einer Verspätung gerechnet, aber nicht mit mehr als einer Stunde", sagt Schwarz. Wehrmeister bezweifelt sogar, ob sie kommende Weihnacht wieder die Bahn nehmen würde. "Aber es gibt ja nicht so viele Alternativen", sagt sie. Mit dem Auto und per Flugzug sei es noch schlimmer.

Horst Schmidt, 77, sieht genau darin das Problem. "Am 23. Dezember ist bei der Bahn immer viel los, aber dieses Jahr kommen auch noch all diejenigen dazu, die normalerweise das Auto nehmen und wegen des Wetters heute darauf verzichten", sagt er. Momentan hat sein Zug nach Düsseldorf 20 Minuten Verspätung. Schmidt rechnet als erfahrener Bahnkunde aber damit, dass es noch mehr wird.

Illi Bock, 56, und ihr Mann warten in Hamburg auf ihren Anschlusszug nach Berlin. "Etwa 40 Minuten später" heißt es für diesen. "Schon unser Zug in Bremen hatte 90 Minuten Verspätung", sagt Bock. Sie habe dann an der Information eine Bescheinigung geholt, mit der die Zugbindung der gekauften Tickets aufgehoben wird. "Die meisten wissen aber gar nicht, dass sie auf einen anderen Zug ausweichen können", sagt sie, die es als Reiseverkehrkauffrau wissen muss. Der Metronom hatte dann immerhin nur 30 Minuten Verspätung. "In Harburg hieß es aber plötzlich 'Aussteigen!', und wir mussten die S-Bahn nach Hamburg nehmen", sagt Bock.

Ähnlich ging es Reisenden, die gestern gegen 9.28 Uhr von Hamburg in Richtung Kopenhagen starteten. Zunächst fuhr der Zug etwa 40 Minuten später ab. In Oldenburg ging dann gar nichts mehr. Wegen Schneeverwehungen sperrte die Bahn die Strecke zwischen Oldenburg und Puttgarden.

Der ICE fuhr mit den Reisenden an Bord von Oldenburg wieder zurück in die Hansestadt: "Die Fahrgäste haben die Möglichkeit, über Flensburg nach Kopenhagen zu fahren." Auch dass die anderen Reisenden viel Geduld mitbringen mussten, bestätigte Bahn-Sprecherin Sabine Brunkhorst: "Es sind zahlreiche Züge ausgefallen und die Verspätungen liegen im Durchschnitt bei 30 Minuten. Es kommt aber auch vor, dass vereinzelte Züge bis zu zwei Stunden Verspätung haben."

Auf dem Flughafen Hamburg starteten am Donnerstag 136 Flugzeuge mit rund 15 000 Passagieren an Bord:

"Es läuft reibungslos", sagte Sprecherin Katja Tempel. Es seien nur vereinzelt Flüge gestrichen worden. Davon betroffen waren Verbindungen nach Paris, Brüssel und Stockholm. Außerdem kam es laut Tempel zu einigen Verspätungen.