Die ausländischen Mitbürger werden für ihr Engagement in der Integrationsarbeit geehrt. Beide haben schlagende Argumente.

St. Pauli. Wenn die beiden Boxtrainer mit den fremdländischen Namen ihre Fäuste dem Fotografen entgegenrecken, hat diese Szene nichts Martialisches. Im Gegenteil: Beide strahlen charmant und selbstbewusst. Sie haben auch allen Grund dazu. Hussein Ismail und Mecit Cetinkaya sind die Hauptgewinner des Bürgerpreises im Bezirk Mitte. Beide erhalten je 1500 Euro für ihr "herausragendes Engagement in der Integrationsarbeit". Beide haben schlagende Argumente. Nicht mit der Faust, sondern mit Worten. "Wenn einem etwas nicht gefällt, darf man nicht weggucken, sondern muss eingreifen", sagte Mecit Cetinkaya vor mehr als 300 Gästen im Elbkuppelsaal des Hotels Hafen Hamburg.

Der gelernte Schneider Hussein Ismail kam 1979 aus dem Irak nach Hamburg, wurde Gastronom und gründete den Boxsportverein BC Hanseat. Als Cheftrainer holte er fünf Gold-Titel. Daneben betreut er das Projekt "Boxen in der Justizvollzugsanstalt" und ist Landes-Frauentrainer beim Hamburger Boxsportverband. Sein Verein hat Sportler aus acht Nationen. Darunter Yasemin Paul, 15 Jahre alt und deutsche Meisterin in ihrer Klasse (48 Kilogramm), die mit donnerndem Applaus begrüßt wurde. "Der Boxsport ist nicht Ausdruck von Aggressivität, wenn man sie denn hat, sondern - in die richtigen Bahnen gelenkt - ein Ventil", sagte Dirk Sielmann, Vorsitzender der Bezirksversammlung Mitte in seiner Laudatio. Auch Mecit Cetinkaya ist erfolgreicher Boxtrainer.

Der gebürtige Türke sieht sich auch als ein "Ersatzvater" und möchte "so viele Kindern wie möglich von der Straße holen". Er sagte: "Man muss den Menschen Liebe ohne Gegenerwartung geben können." Seit 1991 arbeitet er beim TuS Finkenwerder.

Einen der jeweils mit 1000 Euro dotierten zweiten Preise erhielt Elena Botchanov, die aus dem weißrussischen Minsk stammt, Gründungsmitglied und Vorsitzende des Vereins "Rock-Front" ist. Der Verein fördert die Vernetzung der deutsch-russischen Kultur. Tausend Euro erhält auch die aus Mexiko stammende Saide Sesin-Martinez für ihr Engagement im Bereich interkultureller Bildung, Tanz und Theater.

Weiterhin wurden geehrt: der Einzelhändler Bülent Sak, der mit seiner besonders netten Art zu einer "Vertrauensperson" für die Nachbarschaft wurde und die "Kiezläufer Veddel", die keine Bürgerwehr sein wollen, sondern Jugendlichen helfen. Im kommenden Jahr soll der Bürgerpreis des Bezirks Mitte zusammen mit dem Sportpreis vergeben werden, kündigte Bezirksamtsleiter Markus Schreiber an.