Das plant die Hansestadt als Umwelthauptstadt. Bürgermeister Christoph Ahlhaus hofft auf eine führende Rolle in der Technologie.

Hamburg. Der Senat setzt auf die große Liebe - und ein Lindenblatt. Die Hamburger sollen sich das Thema Umweltschutz zu Herzen nehmen. Das zumindest hofft Umweltsenatorin Anja Hajduk (GAL) für Hamburgs Jahr als europäische Umwelthauptstadt 2011 . Mit Bürgermeister Christoph Ahlhaus (CDU) stellte sie gestern das vorläufige Programm vor, inklusive Logo: "I love Hamburg" - das "love" ersetzt durch ein Linden-Herz-Blatt.

"Der Titel Umwelthauptstadt ist eine Chance für Hamburg", sagte Ahlhaus. "Wenn wir es gut anpacken, kann das auch wirtschaftspolitisch ein Erfolg werden." Ahlhaus träumt von einer "führenden Rolle" Hamburgs im Bereich der Umwelttechnologie, den "Märkten der Zukunft".

Ein erster Schritt in diese Richtung soll die Gründung eines neuen Clusters sein. Weit mehr als 100 Unternehmen aus dem Bereich der erneuerbaren Energien werden sich zusammenschließen, um die Standortbedingungen zu fördern. Daran werden auch die Hochschulen beteiligt. Ahlhaus' Ziel ist zudem die Ansiedlung neuer Firmenzentralen, die Hamburg zu einem Zentrum für Umwelttechnologien machen.

Ein weiterer Schwerpunkt im kommenden Jahr: Der Senat will die Hamburger dazu bringen, ihren Müll besser zu trennen. Eine Recyclingoffensive soll dafür sorgen, dass die Hansestadt hier nicht länger bundesweites Schlusslicht bleibt. "Gemeinsam mit der Stadtreinigung wollen wir Anreize und eine entsprechende Sammel-Infrastruktur schaffen", sagte Hajduk. Wie das richtige Trennen funktioniert, sollen schon die kleinsten Hamburger durch Aktionen in allen Schulen lernen. Auch "Energiegewinnung aus Bioabfall" soll künftig eine größere Rolle spielen.

Um die Hamburger in "ihrem Alltag" zu erreichen, wird im Mai 2011 erstmals eine Messe für den nachhaltigen Konsum stattfinden. Unter dem Titel "Good goods" will die Hamburg Messe neben Ausstellungen auch Diskussionen und Vorträge anbieten.

Nach Wunsch der Organisatoren soll die Umwelthauptstadt im gesamten Stadtbild sichtbar sein. So wird am Hauptbahnhof ein Informationspavillon stehen. Weitere Stände werden in der Stadt verteilt, unter anderem am Elbcampus und in der HafenCity.

Bislang sind insgesamt 200Veranstaltungen geplant. Darunter 80 Umwelttouren, eine Wanderausstellung in Einkaufszentren, zahlreiche Diskussionsrunden und Fachvorträge. Zum ersten Mal überhaupt finden ein Umweltjugendgipfel, ein Kongress der Hafenunternehmen sowie ein Umweltrechtstag mit Juristen statt. Das sind die Höhepunkte des Umweltjahres.

Ansonsten bietet die Programmsliste wenig Spektakuläres und kaum eigene, innovative Projekte. Stattdessen wird viel Altbekanntes wie die Aktion "Hamburg räumt auf", der autofreie Sonntag und die Verleihung des Onassis-Umweltpreises unter dem Siegel der Umwelthauptstadt verkauft. "Wir sind noch im Prozess. Uns fehlt noch einiges", sagte Anja Hajduk. Staatsrat Christian Maaß (GAL) ergänzte: "Vor allem bei der Ansprache der Hamburger müssen wir noch besser werden."

Ausgerechnet die Projekte, die seit Langem kontrovers diskutiert werden - die Einführung der Umweltzone und/oder einer City-Maut - hat der Senat ausgeklammert. Dazu stellte Hajduk erstmals klar: "Die City-Maut werden wir sicher nicht mehr im Jahr 2011 einführen." Das Thema bedürfe einer großen öffentlichen Akzeptanz und einer längerfristigen Diskussion.

Die Opposition sah die Programmvorstellung kritisch. "Wer laufenden Vorhaben wie dem A-7-Deckel nachträglich das Etikett ,Umwelthauptstadt' aufdrückt, macht sich unglaubwürdig", sagte Monika Schaal (SPD). Fraglich sei zudem, ob der vier Millionen Euro teure "Zug der Ideen" positive Effekte haben werde. Norbert Hackbusch (Die Linke) bezeichnet das "Projekt Umwelthauptstadt" als einen "PR-Gag". Was der Senat präsentiere, sei ein Armutszeugnis.

Hamburg trägt den Titel Umwelthauptstadt auch für bereits "bestehende hohe Umweltstandards". Doch wie gut erfüllt Hamburg dieses Kriterium? Dazu startet das Abendblatt morgen eine Serie. Der erste Teil beschäftigt sich mit dem Thema Luftqualität.