Heute muss der Bürgermeister Farbe bekennen.

Christoph Ahlhaus hat nur eine Chance: Hamburgs Erster Bürgermeister muss dem Schul-Debakel, den Sparzwängen und dem enormen Vertrauensverlust der Bürger ein überzeugendes Programm entgegenstellen. Er muss damit eine Brücke bauen zwischen dem Koalitionsvertrag mit den Grünen und einer wirtschaftlichen Perspektive für Hamburg.

Der bisher nicht ungeschickte Machtarchitekt scheint nun den bisher fehlenden Baustein gefunden zu haben - und damit sein Thema. Mit der Präsentation der Inhalte für Green Capital - Hamburg ist die Umwelthauptstadt 2011 - nahm er Anlauf zur heutigen Regierungserklärung, in der er Hamburg ganz offenbar als eine Art "Silicon Valley" der Umwelttechnologie positionieren will.

Ein solcher Ansatz böte Ahlhaus die Gelegenheit, seiner kurzen Regierungszeit Richtung und Ziel zu geben. Mehr noch: Mit einem klaren Bekenntnis, am Standort Hamburg durch die Ansiedlung von Unternehmen aus der Umweltwirtschaft Ökonomie und Ökologie sinnvoll zusammenzuführen, könnte er sogar ein auf sein Ende zutaumelndes Bündnis wiederbeleben.

In der CDU würde er sich damit als ein Zukunftspolitiker profilieren, der seiner Partei die Machtoption mit den Grünen auch nach dem Erfinder Ole von Beust nicht nur erhält, sondern sogar erstmals auf eine stabile Grundlage stellt. Das ist gut für ihn. Aber ist es auch gut für die Stadt?

Die Antwort lautet: Ja, wenn Taten folgen. Nach allem, was bisher über Hamburgs Green-Capital-Vorhaben bekannt ist, sind Zweifel angebracht. Eine Tanz-Performance, ein paar Diskussionsforen und ein bisschen mehr Mülltrennung markieren keinen Aufbruch. Es wirkt vielmehr, als habe die Stadt, die schon die Großbaustelle der Elbphilharmonie nicht richtig managt und im vergangenen Winter wochenlang die Straßen und Gehwege nicht vernünftig räumte, womöglich auch als Umwelthauptstadt keine Umsetzungskompetenz. Ahlhaus, der auf den Öko-Zug aufgesprungen ist, wird zeigen müssen, ob er ihn auch steuern kann. Sonst bleibt ihm am Ende der Legislatur doch nur der undankbare Eintrag ins Geschichtsbuch: Gut gemeint ist eben noch lange nicht gut gemacht.

Ein grünes Jahr allein bringt weder Wertschöpfung noch Arbeitsplätze. Entscheidend wird daher sein, ob es dem Senat gelingt, den Impuls von Green Capital zu nutzen, um grüne Industrien in Hamburg anzusiedeln. Dem erfahrenen Berufspolitiker Ahlhaus ist zuzutrauen, dass er daran bereits hinter den Kulissen arbeitet.