Ex-Manager March erfindet ein neues System für den Containerumschlag. Die Behörde prüft die Idee für das neues Steinwerder-Terminal.

Steinwerder. Die Wirtschaftskrise scheint fast überwunden, im Hafen steigen die Umschlagszahlen wieder an - doch als Drehscheibe zwischen Asien und der Ostseeregion hat Hamburg die früheren Zahlen noch nicht erreicht. Konkurrenzhäfen wie Antwerpen oder Rotterdam haben Ladungsströme abnehmen können, weil sie niedrigere Kosten anbieten konnten. Mit einer völlig neuen Containerumschlagstechnik, bei der kleine Lokomotiven wie am Panamakanal die Schiffe am Kai bewegen, könnte die Stadt aber bald schon wieder eine führende Position einnehmen, sagt Johannes March.

Der frühere Kapitän war bis vor wenigen Jahren weltweit tätiger Hapag-Lloyd-Manager und hat für den Umschlag vom großen Containerschiff auf die kleinen Zubringerschiffe (Feeder) ein System erfunden und patentieren lassen. Für das von der Hafenverwaltung Hamburg Port Authority (HPA) geplante neue Steinwerder-Terminal sei die Idee eine ideale Lösung, sagt der 68-Jährige.

Partner seines Projekts ist das renommierte Institut für Seeverkehrswirtschaft und Logistik in Bremerhaven. "Wir könnten die Umschlagsgeschwindigkeit verdreifachen", so March. Die Folge: Auch die Umweltbelastungen durch den Schiffsverkehr würden sich in Hamburg deutlich verringern. Und: "Wir brauchen nur die Hälfte der Fläche", sagt March. So sieht die städtische Planung für das neue CTS (Central Terminal Steinwerder) vor, eine etwa 125 Hektar große Fläche mitten im Freihafen völlig umzubauen, die fast so groß ist wie die HafenCity. Das March-Prinzip würde den bisherigen Containerumschlag revolutionieren.

Heute ist es meist so: Ein großes Containerschiff macht in Hamburg am Kai fest. An Bord sind vielleicht 500 Container für St. Petersburg, 200 für Stockholm, 150 für Oslo und andere für weitere Ostseedestinationen. Die Boxen werden mit einer Containerbrücke an Land gebracht, dort gelagert und später wieder auf ein kleineres Feederschiff geladen. Diese Schiffe klappern in Hamburg mehrere Terminals ab und nehmen Container für verschiedene Ostseehäfen auf. Der March-Vorschlag sieht nun eine Art u-förmiges Dock vor, in das ein Großcontainerschiff mit Hilfe eines Schleppers am Heck und einer Zuglokomotive regelrecht eingeparkt wird. Zeitgleich können direkt daneben mehrere Feederschiffe festmachen. Zum Einsatz kommen wieder Containerbrücken - nur können die Container ohne Landumweg direkt auf die kleineren Schiffe nebenan verladen werden. Da die kleinen Frachter zudem nicht fest am Kai vertäut sind, sondern mit Zuglokomotiven hin und her bewegt werden können, lässt sich ein zügiger Umschlag realisieren und gezielt Zubringerschiffe für einzelnen Ostseehäfen zusammenstellen, sagt Erfinder March. Zudem würden sich die Liegezeiten um etwa 50 Prozent verkürzen.

Die Hafenverwaltung HPA hat sich unterdessen noch nicht festgelegt, welches System in Steinwerder zum Einsatz kommen soll. "Wir prüfen bis Ende des Jahres noch viele Vorschläge", so HPA-Sprecherin Karin Lengenfelder. Kürzlich erst hatte die HPA erste Ideen vorgestellt. Darunter Vorschläge, die den Hafen auch "erlebbar" machen sollten. Etwa mit Gondelbahnen. Erfinder March ist aber skeptisch, ob so etwas der richtige Weg ist: "Damit", so sagt er, "gewinnt Hamburg keinen einzigen Container zurück."