Altherrenvorsitzender der Turnerschaft Ghibellinia ist Sozialdemokrat. Neffe eines Verbindungsmitglieds arbeite für Ahlhaus.

Hamburg. Ein Erster Bürgermeister, aber auch ein Hamburger Innensenator dürfe sich nicht in der Nähe solch dumpfer und reaktionärer Gruppen bewegen. Mit diesen Worten hat SPD-Fraktionschef Michael Neumann den designierten Bürgermeister Christoph Ahlhaus (CDU) dazu aufgefordert, sich weiter von der schlagenden Heidelberger Studentenverbindung Turnerschaft Ghibellinia zu distanzieren. Was er dabei ignorierte: Der Altherrenvorsitzende der Ghibellinen, Werner Albrecht, ist ebenfalls politisch aktiv - in der SPD.

Es ist kein Geheimnis, dass schon einige Gründerväter der deutschen Sozialdemokratie wie Wilhelm Liebknecht und Ferdinand Lassalle "pflichtschlagenden" Verbindungen angehörten. Aber auch heute noch gibt es in der SPD viele sogenannte Korporierte, die öffentlich gegen die "Entfremdung zwischen Sozialdemokratie und Korporationen" angehen. Vor vier Jahren entstand in der SPD der sogenannte Lassalle-Kreis, aus der Überzeugung, wie es auf der Internetseite heißt, "dass die Sozialdemokratie und studentische Verbindungen ähnliche Grundüberzeugungen teilen". Neben ihrem basisdemokratischen Wesen gehörten dazu das Engagement für das Gemeinwesen, soziale Verantwortung und Solidarität sowie die Bedeutung der Bildung.

In Hamburg bekennt sich der SPD-Bundestagsabgeordnete Johannes Kahrs öffentlich dazu, Mitglied der "Wingolf" zu sein, eine nicht schlagende Verbindung. In der sind auch die CDU-Abgeordneten Heiko Hecht und Roland Heintze, die darin "überhaupt kein Problem sehen". "Wir sind ein Gesellschaftsverein mit regem Vortragsleben, der Ausflüge oder Tontaubenschießen organisiert", sagt Hecht. "Wofür sollte ich mich schämen?"

Anders Christoph Ahlhaus. Nachdem er sich in den 90er-Jahren als Ortsvorsitzender in Heidelberg für eine Wiederbelebung der Verbindungstradition des Mai-Singens eingesetzt hatte und so eine Art Gastmitglied in der Turnerschaft Ghibellinia wurde, hat er diese jetzt schnellstmöglich streichen lassen. Trotzdem ist jetzt eine weitere Verbindung zwischen Ahlhaus und der Heidelberger Turnerschaft zutage getreten. Denn der Neffe des damaligen Altherrenvorsitzenden der Ghibellinen war zu Ahlhaus' Abgeordnetenzeit als dessen Assistent tätig. Thomas Scheffel war damals Abiturient, heute ist der Jurist Beisitzer im CDU-Ortsverband Alstertal.

Laut seinem Onkel Peter Hahn, im übrigen Hauptgeschäftsführer des Deutschen Brauer-Bundes, ist die Verbindung zu Ahlhaus jedoch absoluter Zufall: "Mein Neffe hat Christoph Ahlhaus über die Junge Union kennengelernt, losgelöst von mir", sagt Peter Hahn. Alle drei hätten sich zu der Zeit mal bei einem Fest der Ghibellinen in Heidelberg getroffen - da hätten sich Christoph Ahlhaus und Thomas Scheffel aber schon aus Hamburg gekannt. Ein-, zweimal, so Peter Hahn, habe Ahlhaus die Ghibellinen während seiner Hamburgzeit noch besucht, allerdings ganz zu Beginn. Dennoch erinnere sich Hahn daran, dass Ahlhaus "sich immer sehr wohl bei uns gefühlt hat". Darum habe man ihm den Status des "Conkneipants" angeboten. Dass Ahlhaus den Ghibellinen jetzt den Rücken kehrt, ist für den "Alten Herrn" Peter Hahn kein Thema. Man sei ja schließlich ein liberaler Haufen.