Drei Tage nach Bekanntwerden der Mitgliedschaft in schlagender Verbindung äußert sich Frank Schira auf Abendblatt-Nachfrage.

Hamburg. Die Empörung war groß. Führende GAL-Politiker hatten sogar die für den 25. August geplante Wahl von Christoph Ahlhaus (CDU) zum Bürgermeister infrage gestellt, als herauskam, dass er Gastmitglied in der Turnerschaft Ghibellinia in Heidelberg ist, einer schlagenden Studentenverbindung. Während Ahlhaus selber sich distanzierte und den Männerbund bat, ihn aus den Listen zu löschen, war es in seiner Partei erstaunlich still: Niemand sprang ihm bei. Jetzt hat der CDU-Landesvorsitzende Frank Schira Ahlhaus verteidigt - auf Nachfrage des Abendblatts. ,,Es steht außer Frage, dass Christoph Ahlhaus ein toleranter und liberaler Politiker ist", sagte Schira. Der Innensenator sei nur assoziiertes Mitglied gewesen, er habe auch nie gefochten. Ahlhaus' Bitte an den Männerbund, ihn nicht mehr als Gastmitglied zu führen, sei kein Beleg für ein schlechtes Gewissen, so Schira. ,,Mit dem Abstand von zehn Jahren darf man die Dinge anders sehen. Er hatte ja ohnehin seit Jahren keinen Kontakt mehr zu der Turnerschaft."

Der aus Heidelberg stammende Innensenator war nicht selbst als Student in der Verbindung aktiv, hatte die Turnerschaft 2000/2001 als CDU-Ortsvorsitzender aber in dem Bestreben unterstützt, das traditionelle "Mai-Singen" wieder zu beleben. Dieses war wegen Auseinandersetzungen mit der linken Szene in den 90er-Jahren eingestellt worden. Seitdem wurde Ahlhaus als "Conkneipant" - eine Art Gastmitglied - geführt. Der Dachverband der Ghibellinia, der Coburger Convent (CC), vermutet eine politische Kampagne. Es sei mehr als irritierend, so Sprecher Rüdiger Gerald Franz, wenn die Mitgliedschaft bei einer Turnerschaft im CC als politisches Argument genutzt und suggeriert werde, man habe sich für eine Gastmitgliedschaft zu schämen. Von den mehr als 10.000 Mitgliedern des CC würden viele am öffentlichen Leben teilnehmen. Auch die Anwürfe, der CC und seine Mitglieder seien frauenfeindlich, rechtsradikal und prägten ein chauvinistisches Weltbild, entbehrten jeder Grundlage.

Die Turnerschaft Ghibellinia gib jedoch weiterhin keine Auskünfte - im Gegenteil, seit gestern Morgen ist deren Homepage gesperrt. Für die Turnerschaft spricht aber, dass sie nicht auf der "roten Liste" der SPD geführt wird. Der Bundesvorstand hat ein Verzeichnis mit Verbindungen, deren Mitglieder nicht SPD-Mitglied werden dürfen - die Heidelberger Ghibellinen gehören nicht dazu.

Nichtsdestotrotz forderten die Hamburger SPD und die Linken Ahlhaus dazu auf, sich deutlicher zu distanzieren. "Es mag in Heidelberg zum guten Ton gehören, Burschenschaften zu besuchen, gar deren Mitglied zu sein. In Hamburg ist das nicht so", sagte Fraktionschef Michael Neumann. Christiane Schneider (Linke) stellte sogar die Wahl Ahlhaus' zum Bürgermeister durch die schwarz-grüne Koalition infrage: "Ich kann mir nicht vorstellen, wie die GAL die Wahl unter diesen ungeklärten Voraussetzungen mit den politischen Grundüberzeugungen, mit denen sie einst angetreten war, rechtfertigen will."