Es gilt als honoriges Amt, als ein Posten, bei dem schon einmal über die Parteigrenzen hinweg agiert wird - auch wenn die stärkste Fraktion bestimmt, wer dort sitzen darf. Der Präsident der Hamburger Bürgerschaft leitet daher nicht nur die Sitzungen des Stadtparlaments, er ist immer auch sein Repräsentant. Als jemand, der hier 1946 gleich zu Beginn der Nachkriegsära Maßstäbe setzte, gilt der 1966 verstorbene Sozialdemokrat Adolph Schönfelder, Bürgerschaftspräsident von 1946 bis 1960: Der gelernte Zimmermann hatte schon vor 1933 wichtige Ämter in der Stadt inne und wurde von den Nazis verhaftet. Bekannt wurde Schönfelder als einer der Väter des Grundgesetzes. Ein Mann, dem trockener Witz und Schlagfertigkeit nachgesagt wurde. 1953 wurde er einstimmig noch einmal für eine weitere Amtszeit gewählt.

Nachfolger wurde Herbert Dau, der mit 18-jähriger Amtszeit von 1960 bis 1978 bisher am längsten Bürgerschaftspräsident gewesen war. Der 2000 verstorbene Sozialdemokrat arbeitete während der Nazizeit illegal weiter in der Parteiführung. Später wurde er Mitbegründer der Deutschen Angestellten Gewerkschaft.

1978 übernahm der SPD-Politiker Peter Schulz das Amt. Schulz (Jahrgang 1930) war 1971 bereits zum Bürgermeister gewählt worden, seinerzeit der jüngste seit 1678. 1974 trat Schulz nach parteiinternen Querelen und Wahlverlusten zurück. Seine Wahl zum Bürgerschaftspräsidenten 1978 werteten Beobachter als eine Wiedergutmachung seiner Partei. Schulz ist damit der bisher einzige Repräsentant der Stadt, der beide hohe Ämter bekleidete. 1982 wurde er als Präsident von dem Studio-Hamburg-Chef und CDU-Politiker Martin Willich abgelöst. 1983 war Schulz wieder Präsident und 1986 wieder Willich: Ein Wechselspiel, das den schwankenden Machtverhältnissen geschuldet war. 1987 übernahm Elisabeth Kiausch (SPD) als erste Frau das Präsidentenamt. Sie wurde aber noch im selben Jahr Finanzsenatorin, und die frühere Gesundheitssenatorin Helga Elstner (SPD) wurde Nachfolgerin. 1991 zog sie sich aus der Stadtpolitik zurück, und Elisabeth Kiausch wurde erneut zur Bürgerschaftspräsidentin gewählt. 1993 übernahm Ute Pape das Amt. 2000 wurde die Sozialdemokratin Schulsenatorin und Dorothee Stapelfeldt (SPD) ihre Nachfolgerin. 2004 wurde dann Berndt Röder (CDU) erstmals Bürgerschaftspräsident.