Kritik der Wissenschaftsbehörde: Die Finanzprüfer der Stadt sehen Mängel in den baulichen Plänen der Hochschule.

Hamburg. Wenn heute Experten im Wissenschaftsausschuss diskutieren, ob die Universität in Eimsbüttel bleiben oder in den Hafen ziehen sollte, dürfte die Debatte durch massive Kritik des Rechnungshofes an der Wissenschaftsbehörde befeuert werden. Die Finanzprüfer der Stadt sehen Mängel in den baulichen Zukunftsszenarien der Hochschule, die Wissenschaftssenatorin Herlind Gundelach (CDU) für knapp eine Million Euro erarbeiten ließ.

Es ist ein Rüffel, der das zentrale Ergebnis der behördlichen Studie hinterfragt. Demnach soll der Platzbedarf der Universität bis ins Jahr 2025 aufgrund steigender Studierenden- und Personalzahlen um 60 000 Quadratmeter wachsen. Doch eben diese Prognose sei "wegen mangelnder Validität nicht als Entscheidungsmaßstab geeignet", so das Urteil des Rechnungshofs im kürzlich vorgelegten Jahresbericht. Im Klartext: Wenn die Behörde nicht besser begründe, warum Hamburg eine größere Uni brauche, dann sei eine Investition in Höhe von 2,1 Milliarden Euro für den kompletten Umzug nicht zu rechtfertigen. "Die Seriosität der behördlichen Planungen steht infrage, darin sehen wir uns wiederholt bestätigt", sagte SPD-Hochschulexpertin Dorothee Stapelfeldt.

Hintergrund: Die von der Behörde bezahlten Gutachter sagen, dass ein Campus auf dem Kleinen Grasbrook der Hochschule deutlich bessere Perspektiven biete als in Rotherbaum. Auch Oberbaudirektor Jörn Walter argumentiert, dass alternativ eine "hochkomplexe Hochhausstruktur" auf dem derzeitigen Campus in Rotherbaum entstehen würde, was er als architektonische Entgleisung verstanden wissen will.

Im Detail bemängelt der Rechnungshof bereits die Prognose bis 2012: Demnach soll die Zahl der wissenschaftlichen Beschäftigten bis dahin um rund 1000 auf 6 851 ansteigen. Eine Personalflut, finanziert vor allem durch Drittmittel, welche die Uni in steigendem Umfang einwerben werde. Hier ist der Rechnungshof skeptisch: Auch wenn das Aufkommen von Drittmitteln seit 2004 steige, so belege dies nicht einen verlässlichen Trend. "Empfehlung" des Rechnungshofes: Die Wissenschaftsbehörde möge konkrete Forschungsprojekte beschreiben, um die Prognose zu belegen. Der Drittmittel-Optimismus stammt allerdings nicht nur aus der Feder der Behörde. Ähnliche Zahlen stehen auch in einer Ergänzung des Struktur- und Entwicklungsplanes (STEP). Pikant: Eine vollständige Wiederbesetzung vakanter Professorenstellen ist demnach bis 2012 nicht vorgesehen: 100 von 588 Stellen bleiben auch bis dahin frei.

Auch kritisiert der Rechnungshof, dass das Hauptgebäude und die vom Ehepaar Greve gestifteten Flügelbauten an eine "universitäre Nutzung" gebunden seien: 13 378 Quadratmeter also, die am Ort verbleiben müssten, laut Studie aber im Szenario des Komplett-Umzuges nicht verrechnet werden.

Auf Konfrontation will die Wissenschaftsbehörde mit dem Rechnungshof nicht gehen, sondern "den Empfehlungen nachkommen", hieß es. Ein Sprecher verteidigte aber schon jetzt die Planungen: Das Bachelor- und Mastersystem erfordere mehr Betreuungspersonal, also auch mehr Platz für Räume. Zudem zeigten andere erfolgreiche Universitäten, dass Drittmittel in steigendem Umfang einzuwerben seien. Wissenschafts-Senatorin Gundelach selbst hatte es auch schon mal schlichter ausgedrückt: "Niemand weiß, wie eine Hochschule in 20 Jahren aussieht."