Im 2300 Meter langen Teilchenbeschleuniger Petra III können Wissenschaftler jetzt besser in das Herz der Materie gucken als je zuvor.

Hamburg. Der Anlauf ist lang, die Objekte der Begierde winzig. Im 2300 Meter langen Teilchenbeschleuniger Petra III können Wissenschaftler jetzt besser in das Herz der Materie gucken als je zuvor. 225 Millionen Euro hat der Umbau des Speicherrings gekostet, zur heutigen Eröffnung der Anlage am Deutschen Elektron Synchrotron (Desy) in Hamburg sich Forschungsministerin Annette Schavan (CDU) angekündigt.

"Petra III ist die weltbeste Synchrotronstrahlungsquelle ihrer Art", sagt der Vorsitzende des Desy-Direktoriums, Prof. Helmut Dosch. Der Teilchenbeschleuniger heißt mit vollem Namen Positron-Elektron-Tandem-Ring-Anlage. 1978 starteten Wissenschaftler an der Ur-Petra, die damals der größte unterirdische Speicherring seiner Art war, und konnten bereits ein Jahr später eine Sensation melden: Das Gluon - Trägerteilchen der Kernkraft und damit gewissermaßen der Klebstoff der Atomkernbausteine - war erstmals zu beobachten. Zu kompliziert? Eigentlich geht es darum, kleinste Strukturen der Materie sichtbar zu machen. Weil dem menschlichen Auge mithilfe des sichtbaren Lichts auch mit einem Mikroskop Grenzen gesetzt sind, bedienen sich Forscher der Röntgenstrahlung. Petra III schafft es, besonders scharf gebündeltes, helles Röntgenlicht zu erzeugen, Physiker sprechen von höchster Brillanz. Die Ingenieure konstruierten völlig neue Experimentierhall mit einer 300 Meter langen, von der Umwelt entkoppelte Grundplatte aus Beton. Dort finden 14 Messplätze mit bis zu 30 Instrumenten Platz, sodass viele Forscher ihre Versuche gleichzeitig machen können.