Bundesforschungsministerin Annette Schavan legte Dienstag den Grundstein für die 4000 Quadratmeter große Testhalle.

Ein weltweit einzigartiges Forschungsgerät fräst nicht nur tiefe Löcher in Norddeutschlands Boden, sondern lässt auf dem Gelände des Deutschen Elektronen-Synchrotrons (Desy) in Bahrenfeld auch eine neue Halle entstehen. Bundesforschungsministerin Annette Schavan und ihre Amtskollegen, Senatorin Herlind Gundelach (Hamburg) und Minister Jörg Biel (Schleswig-Holstein), legten gestern den Grundstein für die 4000 Quadratmeter große Testhalle. Dabei wurde die aktuelle Ausgabe des Hamburger Abendblatts eingemauert.

"In der Halle wird das Herzstück des Europäischen Röntgenlasers XFEL intensiv geprüft werden. Nur wenn die etwa 100 supraleitenden Beschleunigermodule die umfangreiche Funktionskontrolle bei minus 271 Grad Celsius bestehen, werden sie in dem Beschleunigertunnel versenkt und zu einem 1,7 Kilometer langen Elektronenbeschleuniger zusammengesetzt werden", sagte Desy-Chef Helmut Dosch im Gespräch mit dem Abendblatt.

Damit trägt Hamburgs größtes außeruniversitäres Forschungszentrum die Verantwortung dafür, dass der Elektronenbeschleuniger des 1,08 Milliarden teuren XFEL technisch einwandfrei funktioniert. "Das hat noch niemand vorher gemacht. Doch wer, wenn nicht wir, sollte es können? Schließlich sind wir Weltmeister in der supraleitenden Technologie", sagte Dosch und fügte hinzu: "Gut getestet ist schon halb beschleunigt."

Die Halle, die den Namen AMTF-Halle (Accelerator Module Test Facility) trägt, soll 2011 in Betrieb gehen. Auf drei Testständen werden dann die zwölf Meter langen und zehn Tonnen schweren Beschleunigermodule zehn bis vierzehn Tage unter Betriebsbedingungen auf Herz und Nieren geprüft - von Vakuum- oder Helium-Undichtigkeiten über Beschleunigerfeldstärken bis hin zur thermischen Isolierung.

"Der Baustart der Testhalle ist ein Symbol für die starke deutsche Beteiligung an dem 1,08-Milliarden-Euro-Projekt, an dem 14 Partnerstaaten mitwirken", sagte Desy-Chef Dosch. Deutschland zahlt 580 Millionen Euro, 90 Millionen davon kommen aus Hamburg und Schleswig-Holstein. Das vereinbarten die Minister vor der Grundsteinlegung in einem gemeinsamen Memorandum. Erst vor wenigen Tagen hatte Russland, der privilegierte und größte Partner des Projekts, 250 Millionen Euro zugesichert. "Jetzt sind alle Weichen gestellt, damit der Bau weiter zügig vorankommt", freute sich Forschungsministerin Annette Schavan, "und Deutschland seine Spitzenstellung in der Photonenforschung weiter ausbauen kann. Von einem exzellenten Standort aus greifen wir in den weltweiten Wettbewerb um Wissen ein, das nicht nur die Experten, sondern wir alle mit Spannung erwarten."

Denn es ginge um ein tieferes Verständnis der Materie und um das Selbstverständnis des Menschen.

Der weltweit modernste Röntgenlaser, der XFEL, wird eine Revolution in der Wissenschaft ermöglichen. Erstmals können Biologen, Physiker, Chemiker, Geologen oder Materialwissenschaftler nicht nur Strukturen allerkleinster Bausteine der Materie analysieren, sondern auch die Bewegung einzelner Moleküle verfolgen. Sie werden das molekulare Geschehen wie im Kino verfolgen können. "Diese Forschung", betonte Forschungsministerin Schavan, "hat zutiefst etwas damit zu tun, wie die Menschen in zukünftigen Jahrhunderten sich und die Welt verstehen werden."

Geplant ist, dass XFEL 2014 seine Arbeit aufnimmt. Zuvor muss noch die European XFEL GmbH gegründet werden, die von den 14 Projektländern getragen wird. Doch das sei, so die Ministerin, jetzt nur noch eine Frage der Zeit. "Wir sehen uns bald wieder."