Nach Aussagen von Geschäftsführer Volker Reimers droht keine Insolvenz - trotz ernüchternder Besucherzahlen.

Hamburg. Wirrwarr um die Zukunft der BallinStadt: Die Kulturbehörde befürchtet ob der ernüchternden Besucherzahlen eine Insolvenz noch in diesem Jahr. Dagegen verweisen die Betreiber auf ein insgesamt positives Betriebsergebnis. Während die Behörde mit Hinweis auf laufende Krisengespräche und anstehende Haushaltsrunden offiziell nicht Stellung beziehen will, gehen die Manager des Auswanderermuseums auf der Veddel in die Offensive. Das Hamburger Abendblatt sprach mit Volker Reimers (41), dem Geschäftsführer der Betriebsgesellschaft.

Hamburger Abendblatt: Herr Reimers, die Kulturbehörde befürchtet eine Insolvenz Ihrer Gesellschaft. Wann müssen Sie dichtmachen?

Volker Reimers: Überhaupt nicht. Uns droht keine Insolvenz! Ganz im Gegenteil: Die Aussichten haben sich im laufenden Jahr als sehr gut herausgestellt.

Abendblatt: Die Besucherzahlen sprechen eine andere Sprache.

Reimers: Falsch. In diesem Jahr zählten wir bisher 75 000 zahlende Kunden; bis Ende Dezember werden wir 90 000 erreichen. Schon jetzt zeichnet sich ab, dass wir ein positives Betriebsergebnis erreichen.

Abendblatt: In jedem Fall sind Sie meilenweit von den ursprünglich erwarteten 150 000 Gästen pro Jahr entfernt. Damit können Sie doch nicht zufrieden sein.

Reimers: In der Tat haben wir uns mehr Zuspruch erhofft. Aber das hat seine Gründe. Die BallinStadt arbeitet, wie in der Vergangenheit, wirtschaftlich. Der Betrieb läuft ohne Zuschüsse der Stadt.

Abendblatt: Hamburg aber hat sechs Millionen Euro für den Museumsbau beigesteuert. Sind da Kontrolle und Verantwortung nicht Pflicht?

Reimers: Dagegen haben wir auch gar nichts. Ganz im Gegenteil: Das Konzept der BallinStadt wurde einvernehmlich gemeinsam mit der Kulturbehörde unter Leitung von Senatorin Karin von Welck und den beteiligten Museen entwickelt und für gut befunden. So abgestimmt, fand es dann auch Aufnahme in den vorliegenden Betreibervertrag. Anpassungen der Museumsinhalte wurden nach Absprache vorgenommen. Seit der Eröffnung im Sommer 2007 haben wir 240 000 Euro aus eigener Tasche investiert und weitere Originalexponate erstanden, von denen rund tausend in der Ausstellung zu sehen sind.

Abendblatt: Dennoch bestehen behördenintern erhebliche Zweifel an Konzept wie Inhalten ...

Reimers: Davon ist mir nichts bekannt. Bei den regelmäßigen Kontaktrunden wurde davon nie etwas gesagt. In einer Sache gebe ich allen Beteiligten recht: Wir entsprechen nicht dem klassischen Layout eines Museums. Aus wirtschaftlichen Gründen eines zuschussfreien Betriebes haben wir uns gemeinsam bewusst dagegen entschieden.

Abendblatt: Aber irgendwo muss doch der Wurm drinstecken?

Reimers:

Nein, es ist richtig, dass sich Anfang des Jahres ein negatives Ergebnis ankündigte. Auf der Basis haben wir auch frühzeitig Gespräche mit der Kulturbehörde aufgenommen, weil wir es als unsere Pflicht sahen, darauf hinzuweisen. Dem sich aufzeigenden Problem sind wir mit Preisanpassungen und internen Restrukturierungsmaßnahmen begegnet. Auf dieser Basis sind wir in der Lage, den Betrieb auch mit 90 000 Besuchern pro Jahr mindestens kostendeckend zu führen. Der positive Trend hat sich dann in den Monaten September und Oktober erfreulich weiterentwickelt. Auf dieser Basis sind die Aussichten für 2010 durchweg positiv.

Abendblatt: Was war denn Inhalt der gemeinsamen Gespräche, die seit Juni dieses Jahres laufen?

Reimers: Außer dem Vorgesagten haben wir für den Einbau eines Seminarraums einen Zuschuss beantragt, den wir auch zugesagt bekommen haben.

Abendblatt: Also alles bestens?

Reimers: Das sagt ja keiner. Wir haben die Stadt sehr wohl gebeten, uns beim Standortmarketing zu unterstützen. Da wir natürlich gern die ursprünglich angedachten 150 000 Besucher auch erreichen wollen. Allein vom Marketingbudget der BallinStadt kann dies nicht geleistet werden. Dazu wurde uns am vergangenen Freitag Unterstützung zugesagt. Wir wollen allen Hamburgern vermitteln, dass die Veddel ein positiver Standort ist. Noch ist Hamburgs Süden in den Köpfen der Bürger nicht erschlossen.

Abendblatt: Ohnehin niedrige und zudem kontinuierlich sinkende Besucherzahlen dokumentieren die Probleme. Wie kommentieren Sie den Fakt, dass zum Beispiel im Januar nur 4500 Gäste kamen? Das sind gerade mal 150 am Tag. Ist das nicht eine Katastrophe?

Reimers: Das ist eine willkürlich gewählte Zahl eines toten Monats mit widriger Witterung. Man sollte das mal mit anderen Hamburger Museen vergleichen. Die zuschussfrei arbeitende BallinStadt steht mit ihren Besucherzahlen auf Rang zwei aller historischen Museen in Hamburg, die zudem mit bis zu siebenstelligen Beträgen bezuschusst werden. Zudem beweist jede unserer Kundenbefragungen die außerordentlich hohe Gästezufriedenheit.

Abendblatt: Noch mal: Wird es in nächster Zeit Änderungen geben - wie von der Kulturbehörde gefordert?

Reimers: Die Kulturbehörde hat uns gegenüber keinerlei Änderungen eingefordert. Wenn sie Änderungen wünscht, werden wir uns selbstverständlich damit auseinandersetzen. Dann muss allerdings auch über Geld für dafür eventuelle Investitionen geredet werden. Der Betrieb der BallinStadt läuft zwar mit schwarzen Zahlen, erwirtschaftet darüber hinaus allerdings keine Reserven. Alle Gespräche mit der Kulturbehörde sind bisher harmonisch und konstruktiv geführt worden. Es besteht aus unserer Sicht kein Anlass, dieses in Zukunft zu ändern.