Das Bild spricht. Keine sonderliche Überraschung für alle, die das Erlebnismuseum BallinStadt schon bei einem persönlichen Besuch kennen- und schätzen gelernt haben.

Am historischen Ort der Auswandererhallen auf der Veddel werden lebendig Geschichten erzählt, wird die Geschichte der Auswanderer für jeden Besucher wieder lebendig gemacht: durch Figuren, Filme und interaktive Installationen. Durch inszenierte Räume und historische Rekonstruktion.

Doch dieses Gesicht ist neu. Es fällt aus dem Rahmen in der Menge der bekannten Bilder im Eingangsbereich. Es gehört dem Schauspieler Oliver Hermann. "Warum sollte ich meine Heimat verlassen?", fragt ganz direkt der Mann aus dem Monitor. Gute Frage. Dafür gibt es viele Gründe. Denn niemand wandert ohne Not aus, wie Gerd Fuchs in seinem Roman "Die Auswanderer" schreibt. "Niemand wandert ohne Hoffnung aus. Auch heute sind Millionen unterwegs." Den Bogen zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu spannen gelingt der Ausstellung und dem Erzähler mit seinen Kommentaren, wenn er am Schluss der Video-Führung zu bedenken gibt: "Migration ist die Herausforderung der Gegenwart."

Oliver Hermann nimmt den Besucher in der neuen Video-Installation sozusagen mit an die Hand und begleitet ihn per Monitor durch die verschiedenen Erlebnisbereiche. Viel persönlicher und ansprechender als jeder Audioführer. "Uns war wichtig, das didaktische Konzept unseres Museums um eine intensive Facette zu erweitern", sagt der Direktor des Auswanderermuseums, Jens Nitschke, über das neuartige Projekt. "Unser Konzept hat von Anfang an vorgesehen, dass wir ein Erlebnis-Museum schaffen, welches durch stetig neuen Input - auch durch unsere Besucher - in der Zeit mit wächst und den aktuellen Bezug zur Gegenwart und dem Ort, an dem wir uns hier befinden, aufgreift."

Einmal schlüpft der Schauspieler in die Rolle des Auswanderers und begegnet dem Besucher in sieben Installationen an den Punkten seiner wichtigen Entscheidungen. Hermann berichtet von den Abenteuern und Zwischenfällen auf der Reise über den großen Teich in die Neue Welt. Zum Beispiel von seinen Eindrücken auf dem Dampfsegelschiff: "Die Verpflegung hat sich gebessert, auch wenn ich manchmal nicht genau wissen möchte, was wir da essen."

Auch die Ängste vor dem Verlust der Heimat und die Zweifel über den Schritt ins Unbekannte bringt Hermann zur Sprache. Er vermittelt das menschliche Schicksal, geht dann aber auch auf Distanz und informiert, ganz der Geschichtskundige, über Fakten und Umstände, unter denen mehr als eine Million Menschen in zehn Jahren das Deutsche Reich verlassen haben, um auf dem fremden Kontinent in Amerika ihre Träume von Arbeit, Geld und Glück zu verwirklichen. Über die farbig-lebhaften Schilderungen von Geschichten und die humorvollen Beobachtungen macht der Hamburger Schauspieler die wenig bekannte Geschichte der Auswanderer bekannt, zugänglich und gegenwärtig.

BallinStadt Veddeler Bogen 2, geöffnet Okt.-April täglich 10-16.30 Uhr, Eintritt: 12,-/erm. 10, Kinder 7,-, T. 31 97 91 60; www.ballinstadt.de