Kulturbehörde befürchtet die Schließung noch in diesem Jahr. Betreiber fühlen sich von der Stadt im Stich gelassen.

Hamburg. Im Sommer 2007 wurde das Auswanderermuseum eingeweiht - jetzt droht Hamburgs BallinStadt das Aus. Die Kulturbehörde befürchtet eine Schließung noch in diesem Jahr. Bei einem von Senatorin Karin von Welck (parteilos) einberufenem Krisengipfel mit den Betreibern wurden am Freitag verheerende Besucherzahlen bekannt: In diesem Jahr zahlten bisher erst 66 000 Gäste Eintritt. Ursprünglich war mit jährlich 150 000 Besuchern kalkuliert worden.

"Wir sind unzufrieden mit der Vermarktung des Standortes durch die Stadt", sagte Museumsdirektor Jens Nitschke zu Vorwürfen der Behörde am Konzept und an den Inhalten der Erlebniswelt auf der Veddel. Von der bei der BallinStadt-Planung versprochenen Werbung für das Areal südlich der Elbe sei kaum etwas zu spüren. "Wir fühlen uns allein gelassen."

Nitschke leitet mit seinem Partner Volker Reimers die gleichfalls auf der Veddel angesiedelte Leisure Work Group (18 Mitarbeiter). Das Unternehmen organisiert mehrere Freizeiteinrichtungen in Deutschland und ist auch Betreiber der BallinStadt. Beide investierten 500 000 Euro in den Bau der Museumshallen. Von den Gesamtkosten in Höhe von 9,5 Millionen Euro übernahm die Stadt zwei Drittel. 3,1 Millionen Euro steuerten Sponsoren bei.

Wirtschaftspartner wie Behörden sind seit Monaten alarmiert. Bereits im Juni fand das erste Krisengespräch statt. Die regelmäßig ausgewerteten Monatszahlen belegten schon damals einen dramatischen Gästerückgang: Kamen im Juli 2007 noch 18 600 Besucher, so waren es ein Jahr später nur noch 12 000 und in diesem Sommer noch weniger. Im Januar 2009 wurde mit 4500 Kunden ein Tiefpunkt erreicht. Vor allem Touristen aus den USA bleiben aus, aber auch die Hamburger selbst.

Während sich aus der Kulturbehörde mit Hinweis auf die laufenden Krisenrunden niemand offiziell zu dem Fall äußern will, geht Betreiber Nitschke in die Offensive. "Besucherumfragen dokumentieren eine hohe Zufriedenheit mit unserem Angebot. Leider aber macht die Stadt ihre Hausaufgaben nicht."