Bezirkspolitiker denken über einen Bebauungsplan nach. Dann könnten einige Häuschen doch noch stehen bleiben.

Hamburg. Die Kleingärtner am Süderquerweg in Kirchwerder haben zurzeit viel zu tun. Das letzte Obst und Gemüse muss geerntet, das Laub zusammengeharkt werden. Und wenn es mal regnet oder die Gärtner sich nach getaner Arbeit wärmen wollen, haben sie dazu ihre Lauben, die sie sich in ihre Parzellen gebaut haben.

Doch wenn es nach dem Bezirksamt Bergedorf geht, müssten viele davon eigentlich in absehbarer Zeit abgerissen werden. Der Grund: Sie sind illegal errichtet worden und wurden jahrzehntelang nur geduldet. 2001 beschloss der Bezirk schließlich, dass die Lauben abgerissen werden müssen. In der darauffolgenden rechtlichen Auseinandersetzung gab es einen Vergleich zwischen dem Bezirksamt und 30 Gärtnern, die sich wehrten. Er wurde damals als Präzedenzfall auf die übrigen Gartenhäuschen übertragen und räumt den Laubenpiepern eine Übergangsfrist bis zum Oktober 2011 ein. Dann allerdings müssen die Lauben entweder komplett abgerissen oder auf vier Quadratmeter verkleinert werden. Diese deutlich kleinere Fläche wäre für Geräteschuppen erlaubt.

Nach dem erneuten Protest gegen die Frist bis 2011 strebt Bezirksamtsleiter Christoph Krupp nun mit einem Teil der Fraktionen aus der Bezirksversammlung eine andere Lösung des Problems an. "Grundsätzlich sollte an dem Abriss festgehalten werden, an einigen Standorten aber wollen wir versuchen, Lauben durch einen nachträglichen Bebauungsplan zu legalisieren", sagte er dem Abendblatt.

Doch dieser Entwurf wirft bereits ein neues Problem auf. Die Lauben liegen so weit verstreut, dass es gleich mehrere Pläne bräuchte, um alle Grundstücke zu erfassen. Krupp schätzt deshalb, dass nur 120 Lauben gerettet werden könnten. Diese müssten dazu noch auf die 24 Quadratmeter zurückgebaut werden - größere sind in Kleingärten nicht gestattet. Für rund 160 Lauben käme 2011 aber auch dann das sichere das Ende.

Für die nachträglichen Bebauungspläne käme nur das Gebiet südlich des Süderquerweges infrage, betont Krupp. Grund: Das nördliche grenzt an das Naturschutzgebiet Kirchwerder Wiesen. "Das ist eines der wichtigsten Rückzugsgebiete von Wiesenbrütern wie Kiebitzen, Trauerseeschwalben, Bekassinen und Schnepfen", sagt Reinhard Grosch vom Nabu. Besonders die Trauerseeschwalben seien stark gefährdet und hätten dort ihre letzte Kolonie auf Hamburger Stadtgebiet.

Bis die neuen Bebauungspläne beschlossen sind, könnte es aber noch einige Zeit dauern. Zurzeit beraten die Fraktionen darüber, im Anschluss daran berät sich der Stadtplanungsausschuss.

Auf den ehemaligen Ländereien von Obst- und Gemüsebauern waren über die Jahre immer größere Lauben entstanden. Als dann noch einige der Kleingärtner dort dauerhaft zu wohnen begannen und ihre Abwässer in die Entwässerungsgräben leiteten, beschloss man im Bezirksamt, dem wilden Treiben Grenzen zu setzen. Das Abwasserproblem war recht bald beseitigt, die Lauben aber blieben geduldet.

Auch Klaus Scheerer wäre von dem Abriss betroffen. Zwar weiß er von der rechtskräftigen Vereinbarung, dennoch wünschen sich er und andere Betroffene Gärtner eine Fristverlängerung. "Ohne die Möglichkeit, sich unterzustellen, ist es Leuten wie mir nicht möglich, das Grundstück weiter zu bewirtschaften", sagt der 68-Jährige. Das gelte auch für die vielen Hamburger aus anderen Bezirken, die dort ihre Kleingärten hätten.

Die SPD schlägt derweil einen Kompromiss für die Lauben vor: Sie sollen so lange stehen bleiben dürfen, bis die Bebauungspläne feststehen. So sollen die betroffenen Gärtner die Chance bekommen, in das neue Gebiet umzuziehen. Auch bei der CDU bemühe man sich um die "Gleichberechtigung aller Betroffenen", sagte Fraktionschef Dennis Gladiator. Die Grünen wollen dagegen an der bisherigen Frist festhalten. Die Linken lehnen die nachträgliche Legalisierung ab. Sie schaffe durch die Ungleichbehandlung nur neues Unrecht.

Bezirksamtschef Krupp zeigt zwar Verständnis für die Nöte der Hobbygärtner. Eine erneute Verlängerung der Zehnjahresfrist am alten Standort lehnt er aber ab.