Noch ist es eine Drohung. Weil die SPD den Wissenschafts-Etat kürzen will, muss das Zoologische Museum eventuell schließen.

Hamburg. Die zwei Jahre alte Wanja merkt schnell, dass sie einen Fehler gemacht hat. Eben hat sie die Hand der Mutter losgelassen und tapst alleine umher. Sie guckt nach rechts, nach links, nach oben - und findet sich Auge in Auge mit einem Tiger wieder.

Es ist eine ganz eigene Welt, die sich Besuchern im Innern des Zoologischen Museums eröffnet, das nahe der Grindelallee am Martin-Luther-King-Platz liegt. Mehr als 1500 Tierpräparate stehen in den Räumen. Ob Tiger, Bären, Krokodile: Hier findet sich vieles, was es auch im Tierpark Hagenbeck gibt - aber ausgestopft.

Nun droht dem Museum das Aus. Nachdem der Senat vergangene Woche angekündigt hat, den Wissenschafts-Etat um 12,8 Millionen Euro zu kürzen, spekuliert die Universität offen mit der Schließung ihrer Museen. Im Klartext: Wenn die Stadt die Mittel der Hochschule kürzt, dann spart diese dort, wo es der Stadt mehr schadet als ihr selbst. "Selbstverständlich werden diese Szenarien verwirklicht werden müssen, wenn das Budget der Universität nicht mehr ausreicht", sagt die Sprecherin der Hochschule, Christiane Kuhrt. "Inwieweit unsere Angebote, die sich an die ganze Stadt richten, noch finanziert werden könnten, hängt von der zukünftigen Entwicklung und der Entscheidung von Senat und Parlament ab."

Betroffen wären neben dem Zoologischen Museum auch der Botanische Garten, das Mineralogische Museum und das Geologisch-Paläontologische Museum, eine große Sammlung fossiler Tiere und Saurierknochen. Für die Forschung haben sie nur nebensächliche Bedeutung, aber sie sind öffentlich zugänglich und kosten als universitäre Einrichtungen keinen Eintritt. In Hamburg ersetzen sie bisher ein städtisches Naturkundemuseum.

Mehr als 43 000 Besucher hat allein das Zoologische Museum 2010 angelockt, jährlich werden es etwa 5000 mehr. Besonders Schulklassen, Kita-Gruppen und Familien nutzen das Angebot. "Ich war selbst als Kind oft hier", sagt Johanna Stallbaum, deren Sohn Max heute seinen siebten Geburtstag mit Freunden im Museum feiert. Neben allerlei Wissenswertem über die Evolution nehmen die Kinder auch Überlebenstipps mit nach Hause. Orang-Utan-Dame Leila, die vor drei Jahren im Tierpark Hagenbeck einer Scheibe Brot hinterher in den Tod sprang, sitzt wie wiederauferstanden auf einem Ast und dient als mahnendes Beispiel: "Nicht dem Ball hinterher über die Straße rennen!", warnen Eltern hier gern. Johanna Stallbaum sagt bedauernd: "Es wäre ein Skandal, wenn das Museum schließen müsste. Bei Hagenbeck kommt man den Tieren lange nicht so nah."

Für Daniel Bein, Leiter der Museumspädagogik, ist die drohende Schließung eher ein Druckmittel denn echte Sparmaßnahme. "Viel zahlt die Universität uns ohnehin nicht", sagt er. 6000 Euro betrage der Jahresetat, dazu kämen Strom, Wasser und insgesamt etwa zwei volle Stellen. Zum größten Teil finanziert sich das Museum durch Spenden emeritierter Professoren. Im Fall einer Schließung müssten die Tierpräparate eingemottet werden.

Seit Jahren wollen die Sammlungen gemeinsam ein zentrales Museum gründen, das unabhängig von der Uni ist. Ausstellungsmaterial sei genug da, sagt Bein, nur das Gebäude fehle. Wenn aber jetzt die Exponate weggegeben werden müssten - "das wäre das Ende der Hamburger Naturkundemuseen".