Dubai gibt die Ausrichtung der Titelkämpfe für das Jahr 2013 zurück. Den Scheichs fehlt das Geld. Hamburg scheint jetzt wieder im Spiel.

Hamburg. Für den heutigen Montag hat Frank Bertling seinen Terminplan kurzfristig umgestellt. Der Geschäftsführer der Hamburger Agentur Upsolut ahnt, dass ihn ein altes Thema neu in Beschlag nehmen wird, das längst als abgehakt galt. Nachdem Dubai am Sonnabend die Ausrichtung der Schwimm-Weltmeisterschaften 2013 zurückgegeben hat, glaubt Bertling, werde der Weltverband Fina jetzt an Hamburg herantreten. Upsolut hatte im vergangenen Jahr die Bewerbung der Stadt konzeptionell begleitet. Die Wettbewerbe sollten in mobilen 50-Meter-Becken entweder in der O2 World, vormals Color-Line-Arena, oder im HSV-Stadion ausgetragen werden.

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Bei der Abstimmung am 18. Juli 2009 in Rom votierten 14 der 21 Delegierten des Fina-Büros für Dubai, fünf für Hamburg, zwei für Moskau. Das Golf-Emirat hatte werthaltige Argumente vorgetragen. Für rund 350 Millionen Euro wollten die Scheichs bis 2013 Schwimmhallen in die Wüste bauen, mit Beginn ihrer Kampagne hatten sie dem Weltverband fünf Millionen Euro zur Unterstützung seiner Aktivitäten überwiesen. Das überzeugte. Die Finanzkrise ließ diese Pläne nun platzen. Man sei wirtschaftlich nicht mehr in der Lage, die Versprechungen zu halten, hieß es in Dubai. Die weit weniger aufwendige Kurzbahn-WM Ende 2011 auf 25-Meter-Bahnen wolle man dennoch wie verabredet veranstalten.

Für 2013 scheint nun Hamburg wieder im Spiel. "Die Entwicklung kommt für uns nicht überraschend, Gerüchte gab es seit langem. Wir müssen aber erst einmal abwarten, wer uns anspricht", sagt Susanne Frischling, Sprecherin der zuständigen Behörde für Kultur, Sport und Medien. Offiziell habe sich schließlich nicht Hamburg um die WM beworben, sondern der Deutsche Schwimmverband (DSV). Der hat sich zur veränderten Lage bislang nicht geäußert. Die Gremien wollen heute beraten. Unklar ist zudem, ob die Fina die WM 2013 neu ausschreibt, was angesichts des Zeitdrucks unwahrscheinlich ist, oder direkt mit potenziellen Kandidaten verhandelt. Auch die Fina hat noch keine Entscheidung getroffen. Sollte der DSV weiter Interesse an den Weltmeisterschaften haben, wäre Berlin eine Alternative.

Die Hauptstadt möchte eine mögliche Olympiabewerbung mit hochkarätigen Titelkämpfen vorbereiten. Hamburg wollte sich die Schwimm-WM 23,5 Millionen Euro kosten lassen. Die Bürgerschaft hatte einer Verpflichtungsermächtigung zugestimmt. Die Gesamtkosten waren mit 45 Millionen Euro angesetzt worden. Da das Geld in keinem Hauhalt eingestellt und damit nie vorhanden war, muss die Situation vom Senat politisch neu bewertet werden. Nicht nur in Dubai habe die Finanzkrise Spuren in den staatlichen Kassen hinterlassen. Andererseits, so Frischling, hätte eine Schwimm-WM einen hohen Marketingwert für Hamburg. Upsolut-Mann Bertling ist darüber hinaus überzeugt, dass sich der städtische Zuschuss von 23,5 Millionen Euro drücken lasse. "Die Verhandlungsposition des Verbandes hat sich dramatisch verbessert. Über die Vergabe von Lizenzen und Vermarktungsrechten wird man neu diskutieren können. Es bleibt dann abzuwarten, zu welchen Zugeständnissen die Fina bereit wäre."

In der jüngeren Vergangenheit hatten die Weltverbände bei der Vergabe ihrer Titelkämpfe ihre gestiegenen Preisvorstellungen mühelos durchdrücken können, weil vor allem China und die Golfstaaten über sportliche Großveranstaltungen Image und Vertrauen zu gewinnen versuchten. "Wir wollen neue Märkte erschließen", begründeten die Weltverbände stets diese Deals. Die Krise hat den Trend gestoppt, das ruinöse Wettbieten könnte bald beendet sein. Das erhöht die Chancen europäischer Veranstalter, den Zuschlag internationaler Meisterschaften zu erhalten.

Nach dem Scheitern der Bewerbung für die Schwimm-WM 2013 hatte Hamburg im vergangenen Herbst seine sportpolitische Zielsetzung vorsichtig korrigiert. Zwar will sich die Stadt weiter um finanzierbare Spitzenevents bemühen, gezielt sollen jedoch Nachwuchs-Wettbewerbe akquiriert werden - wie die Premiere der U-17-Basketball-WM im Juli in der Alsterdorfer Sporthalle. Das passe perfekt zu einer jungen, modernen, wachsenden Metropole. Handelskammer und Hamburger Sportbund unterstützen den Paradigmenwechsel ebenso wie der Osnabrücker Professor Christian Wopp, der an einem Sportentwicklungsplan für Hamburg arbeitet. Im Sommer will er weitere Ergebnisse präsentieren. Eine Schwimm-WM ist in seinen Überlegungen nicht vorgesehen.