Nur vier der 21 Delegierten in Rom stimmten für die Hansestadt. Erneute Bewerbung für 2015 möglich.

Hamburg. Als die geheimen Details des Abstimmungsergebnisses am späten Abend durchsickerten, wich Ernüchterung der Enttäuschung. Hamburgs engagierte Bewerbung um die Ausrichtung der Schwimm-Weltmeisterschaften 2013 hatte wohl nie Aussichten auf Erfolg. Die 21 Delegierten des Schwimm-Weltverbandes Fina hatten sich am Sonnabendnachmittag in Rom bereits im ersten Wahlgang mit klarer Mehrheit für Dubai entschieden. Die Metropole am Golf bekam nach Abendblatt-Informationen 14 Stimmen, Hamburg vier und der dritte Bewerber Moskau zwei. Ein Mitglied des Fina-Büros enthielt sich. Für Hamburg votierten Fina-Präsident Mustapha Larfaoui (76) und drei europäische Verbandsvertreter.

"Das war eine sportpolitische Entscheidung", klagt Christa Thiel. Die Präsidentin des Deutschen Schwimmverbandes (DSV) hatte zuvor mit einem Kopf-an-Kopf-Rennen gerechnet - zwischen Hamburg und Moskau. Diese Fehleinschätzung entzürnte vor allem Thomas Bach. Der Präsident des Deutschen Sportbundes (DOSB) und Vizepräsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) hasst Niederlagen. Mit Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) hatte er am Sonnabendvormittag der halbstündigen Hamburger Präsentation vor dem Fina-Büro Nachdruck verleihen wollen. Schwimm-Olympiasiegerin Britta Steffen (Berlin) war extra aus dem Trainingslager der deutschen Nationalmannschaft aus Ravenna nach Rom gereist. Da war die Entscheidung jedoch längst gefallen.

Als Hamburgs Auftritt hinter verschlossenen Türen um 9.30 Uhr begann, fehlten mehrere Fina-Funktionäre, andere hantierten mit ihren Handys. "Das war schon respektlos", schimpfte Frank Bertling, Geschäftsführer der Hamburger Agentur Upsolut (Triathlon, Vattenfall-Cyclassics). Die hatte die Kampagne konzipiert und begleitet. Das kreative Hamburger Konzept mit Austragung der Schwimm-Wettbewerbe in der Color-Line-Arena, dem benachbarten HSV-Stadion sowie der Alster fand unter neutralen Beobachtern großen Beifall.

Konzepte allerdings sind heute auf der internationalen Sportbühne nur Folklore. Die Währung heißt Geld. Dubai stellt der Fina für 350 Millionen Euro einen neuen Schwimmkomplex in die Wüste. Dort werden bereits im nächsten Jahr die Kurzbahn-Weltmeisterschaften (25-Meter-Bahn) ausgetragen. In Hamburg hätte die Schwimm-WM 43 Millionen Euro gekostet, 23,5 Millionen wollte die Stadt dazugeben. Hinzu kam: Die Lobbyarbeit der DSV-Präsidentin Thiel stellte sich als wenig zielführend heraus. Thiel hatte sich auf ihre freundschaftlichen Beziehungen zu Fina-Boss Larfaoui verlassen. Der Algerier aber hat im Weltverband in den vergangenen Jahren dramatisch an Einfluss verloren. In der nächsten Woche endet seine Amtszeit. Larfaoui wird zum Ehrenpräsidenten verabschiedet.

"Wir haben aufs falsche Pferd gesetzt", hieß es beim Rückflug gestern in der Hamburger Delegation. Bertling sagt: "Sollten wir uns noch einmal bewerben, müssen wir die Prioritäten verschieben. Wir müssen alle Mittel in die Lobbyarbeit stecken." Ob der Deutsche Schwimmverband versuchen wird, die WM 2015 zu ersteigern, mit Hamburg oder doch Berlin, soll in den nächsten Monaten beraten werden. Hamburgs Sportsenatorin Karin von Welck (parteilos) würde sich über eine zweite Kandidatur "persönlich sehr freuen. Aber das muss mit allen abgesprochen werden, auch mit dem Senat." Bertling dagegen regt an, über andere Veranstaltungsformen zu diskutieren. Im Gespräch ist für Hamburg ein Schwimm-Wettkampf zwischen Europa und dem Rest der Welt, ähnlich dem Ryder Cup der Golfer.

Für Handelskammer-Präses Frank Horch jedoch wäre zunächst wichtig, "dass das für die WM 2013 im Stadthaushalt eingestellte Geld dem Sport erhalten bleibt". Auch darüber wird im Senat zu reden sein. Von Welck hofft, zumindest einen Teil für neue Sportprojekte retten zu können.