80,3 Prozent aller Hamburger Frauen und Männer sind sportlich aktiv, mehr als in Hannover (78,8 Prozent), München (75) und Berlin (72).

Hamburg. Jetzt wissen wir es genau: Hamburg darf sich zu Recht Sportstadt nennen. Das ist allerdings weniger der Politik, sondern vielmehr der Bevölkerung zu verdanken. 80,3 Prozent aller Hamburger Frauen und Männer sind sportlich aktiv, mehr als in Hannover (78,8 Prozent), München (75), Berlin (72), Stuttgart (71) oder Köln (58,8). 70 Prozent treiben sogar mindestens einmal in der Woche Sport.

Auch das bedeutet die Spitzenposition im Lande, ebenso wie die hohe Zahl der Aktiven mit Migrationshintergrund (78 Prozent treiben Sport). Das ergab eine repräsentative Umfrage unter 25.000 Hamburgern. Durchgeführt wurde sie im vergangenen Jahr von Prof. Christian Wopp und seiner Projektgruppe der Universität Osnabrück. Die Kosten: 200.000 Euro. Im Jahr 2009 hatte die Behörde für Kultur, Sport und Medien in Osnabrück einen Sportentwicklungsplan für Hamburg bestellt. Die bislang größte Datensammlung in diesem Bereich versetzte Sportsenatorin Karin von Welck (parteilos) in Euphorie: "Der wissenschaftliche Blick von außen hat es bestätigt: Hamburg ist eine sportbegeisterte und sportaktive Stadt."

Ganz oben auf der Beliebtheitsskala der Hamburger stehen Laufen (13,1 Prozent), Fitness (11,9), Radfahren (11,5) und Schwimmen (9,5) - Sportarten, die ohne Organisationsformen ausgeübt werden können. Fußball folgt mit 4,7 Prozent hinter Aerobic (7,1) an sechster Stelle. Das hat damit zu tun, dass laut Wopp nur 19,4 Prozent der Hamburger Sportler Mitglied in einem Verein sind (bei kommerziellen Anbietern sind 16,1 Prozent). 56,5 Prozent treiben Sport privat und nutzen dabei die öffentlichen Wege und Plätze der Stadt.

Weil Daten allein keinen Sportentwicklungsplan machen, sollen im nächsten halben Jahr vier Arbeitsgruppen das Zahlenmaterial interpretieren. Für den Bereich Kinder- und Jugendsport muss die Vereinbarkeit mit dem sich ständig wandelnden Hamburger Bildungssystem geprüft werden. Der Arbeitskreis Leistungs- und Spitzensport, in dem auch Vertreter der Handelskammer und des Olympiastützpunktes sitzen, wird sich auch dem Thema Großveranstaltungen widmen. Bürgermeister Ole von Beust (CDU) will die teure und zuletzt aussichtslose Jagd nach internationalen Titelkämpfen (Universiade 2015, Schwimm-WM 2013) stoppen und verstärkt Hamburgensien wie den Marathon, den Triathlon, die Cyclassics und die Kreativität der Agenturen fördern.

Eine weitere Gruppe befasst sich mit Sporträumen (Hallen, Plätze, Natur), die vierte mit dem Breiten- und Gesundheitssport. Aus den Diskussionen könnte, so Ralph Lehnert, Geschäftsführer des Hamburger Sportbundes (HSB), "ein Maßnahmenkatalog für die Politik entstehen". Bis Ende des Jahres will der Senat Ziele in der Sportpolitik formulieren - natürlich unter Finanzierungsvorbehalt. Erstaunliches förderte die Studie der Osnabrücker auch zutage: Die Mehrzahl der Hamburger scheint mit dem Zustand ihrer Sportstätten zufrieden - und dies, obwohl Stadt und Sportbund in den vergangenen Jahren einen erheblichen Sanierungsbedarf für Hallen und Plätze ausgemacht hatten.