Die Sozialdemokraten setzen auf Millioneninvestitionen in Eimsbüttel. Ein Umzug auf den Grasbrook sei allerdings “unrealistisch“.

Hamburg. Es klingt nach einer Rückkehr zur Stunde null, dem Zeitpunkt, bevor der Senat anfing, die Idee für einen Umzug der Universität in den Hafen voranzutreiben. Die SPD hat ein Konzept vorgestellt, das die Sanierung der Uni am Standort in Eimsbüttel für 581 Millionen Euro bis zum Jahr 2019 vorschlägt. Basis sind detaillierte Planungen aus dem Jahr 2004, als eine Verlagerung des Campus auf den Kleinen Grasbrook noch nicht im Gespräch war. "Die Stärke des Konzepts ist, dass die Maßnahmen schnell umsetzbar sind", sagte der ehemalige Uni-Präsident Jürgen Lüthje, der das Konzept unterstützt.

Demnach sind Neubauten im Bereich Bundesstraße, Martin-Luther-King-Platz und Sedanstraße für 68 Millionen Euro vorgesehen, der "WiWi-Bunker" würde abgerissen und für 80 Millionen neu gebaut, auch das Geomatikum sei zu retten, allerdings nicht ohne "ästhetische Neugestaltung" seiner bröckelnden Fassade. Zum Vergleich: Für diese Maßnahmen veranschlagt das Konzept 581 Millionen Euro, eine teilweise Verlagerung in den Hafen würde laut Wissenschaftsbehörde 2,1 Milliarden Euro kosten, wesentliche Infrastruktur, etwa Hochwasserschutz und U-Bahn, nicht eingerechnet.

"Der Senat muss seine unrealistischen Planspiele für einen Uni-Umzug aufgeben", sagte SPD-Hochschulexpertin Dorothee Stapelfeldt. Sie glaubt, dass ein teilweiser Umzug, wie ihn derzeit der Senat prüft, "nur der Anfang" wäre: Auf bald verfügbare Flächen des Grasbrook würden zwar Teile der Naturwissenschaften sowie die Wirtschafts- und Sozialwissenschaften passen, die derzeit für eine Verlagerung im Gespräch sind. "Allerdings wäre dann noch keiner der Vorteile erfüllt, mit denen die Wissenschaftssenatorin für den Standort wirbt", sagt Stapelfeldt und verweist auf die benötigten zusätzlichen Flächen, mit denen Herlind Gundelach (CDU) für einen weiteren Standort plädiert. Dort sollen, neben weiteren Räumen für den Uni-Betrieb auch "Start-up-Unternehmen" und "Wirtschaftskooperationen" entstehen. "Dafür müssten stückweise weitere Uni-Gebäude angesiedelt werden", sagt Stapelfeldt. "Hat der Umzug also erst mal begonnen, dauert das Jahrzehnte."

Die GAL bezeichnete das SPD-Konzept als "neuen Wein in alten Schläuchen" - schließlich hätten auch die CDU und die Grünen längst beschlossen, die Uni am Standort auszubauen, sagte Hochschulexpertin Eva Gümbel (GAL). Die Realität sah in den vergangenen Jahren allerdings ein bisschen anders aus: Zwar hat die Stadt seit 2002 rund 152 Millionen Euro in die Uni gesteckt. Konsequent verfolgt wurden die Sanierungspläne allerdings nicht.

Viel spricht dafür, dass dafür auch die gescheiterte Olympia-Bewerbung im Jahr 2003 maßgeblich war: Die Spiele sollten eigentlich auf dem Grasbrook stattfinden, seitdem suchen die Stadtplaner nach Alternativen, um den Sprung über die Elbe voranzutreiben. Nach Abendblatt-Informationen war von der Idee eines Uni-Umzugs in Senatskreisen bereits die Rede, bevor Senatorin Gundelach vor bald zwei Jahren entsprechende Szenarien zur Diskussion stellte. So wurde auch das ehemalige Postgebäude in der benachbarten Schlüterstraße im Jahr 2006 überraschend nicht gekauft, obwohl die Verhandlungen laut Ex-Präsident Lüthje kurz vor dem Abschluss standen. Das Backsteingebäude würde laut SPD bereits ein Drittel der zusätzlichen Fläche decken, welche laut Wissenschaftsbehörde in Eimsbüttel fehle. Unumstritten ist der Kurs gegen den Umzug in der SPD aber nicht. Markus Schreiber, Bezirkschef Mitte, plädiert für den Standort im Hafen.