Nach Abendblatt-Informationen drängt Bürgermeister Ole von Beust auf eine schnelle Entscheidung über die Zukunft der Uni.

Hamburg. Eigentlich sollte der Wissenschaftsausschuss gestern nur Expertenmeinungen zu einem möglichen Uni-Umzug auswerten, doch schon mittags knirschte es zwischen CDU und Senat. Nach Abendblatt-Informationen drängte Bürgermeister Ole von Beust (CDU) während eines Treffens gegenüber Wissenschaftssenatorin Herlind Gundelach (CDU) auf eine schnelle Entscheidung über die Zukunft der Uni. Diskutiert worden sei eine Teilverlagerung der naturwissenschaftlichen Fakultät sowie - das ist neu - der wirtschafts- und sozialwissenschaftlichen Fakultät (WiSo) auf den Kleinen Grasbrook.

Das Gespräch, an dem neben den schwarz-grünen Fraktionschefs auch Wirtschaftssenator Axel Gedaschko (CDU) und Stadtentwicklungs-senatorin Anja Hajduk (GAL) beteiligt waren, sei ohne abschließende Entscheidung geführt worden. Thema war demnach auch, einen belastbaren Finanzierungsplan für dieses Projekt zu erarbeiten. CDU-Fraktionsvize Wolfgang Beuß zeigte sich erbost: "Es ist befremdlich, wenn der Senat über eine Entscheidung berät, bevor die Anhörung im Wissenschaftsausschuss abgeschlossen ist", sagte Beuß dem Abendblatt.

In der Sitzung am Abend schloss Wissenschaftssenatorin Herlind Gundelach (CDU) eine Teilverlagerung der Uni dann auch ausdrücklich nicht aus: "Hamburg wäre nicht die erste Stadt, wo es mehrere Standorte der Universität gibt, das wäre leistbar", sagte Gundelach, die zudem dafür warb, die naturwissenschaftliche Fakultät zusammenzuführen. Das Desy-Forschungsgelände werde natürlich in Bahrenfeld verbleiben.

Damit zeichnet sich nun ab, dass die für Frühjahr angekündigte Richtungsentscheidung einen Teilumzug des Campus auf den Kleinen Grasbrook verordnen könnte. Dafür spricht auch, dass die schwarz-grünen Fraktionschefs, Frank Schira (CDU) und Jens Kerstan (GAL), einen "Kompromiss" als mögliche Lösung für die Debatte bezeichneten, die nun bereits eineinhalb Jahre läuft.

Auch der neue Uni-Präsident Dieter Lenzen drängte bei seinem Antrittsbesuch gestern im Ausschuss, der Senat solle sich "erklären", damit die Gremien der Universität darüber diskutieren könnten. Lenzen hatte zuvor deutlich gemacht, dass die bauliche Zukunft der Uni von Mehrheiten innerhalb der Hochschule getragen werden müsse. Indes überreichten Vertreter der Initiative "Uni bleibt" 1670 neue Unterschriften für einen Verbleib des Campus in Eimsbüttel. Insgesamt haben nun 19 682 Hamburger unterschrieben.