Härtegrad und Mineralgehalt sind nun geringer. Wasserbeschaffungsverband Harburg liefert aus neuem Werk.

Neu Wulmstorf. Gute Nachricht für Teetrinker: Das Wasser, das in der Gemeinde Neu Wulmstorf aus dem Hahn fließt, ist wieder weich und von ausgezeichneter Qualität. Davon sind Günter Hentschel, Uwe Paschke und Bodo Rick vom Wasserbeschaffungsverbands (WBV) Harburg überzeugt. Monatelang hatten die Bürger über einen zu hohen Kalkgehalt geklagt, der Tee ungenießbar mache und Haushaltsgeräte zerstöre. Der Verband reagierte und baute ein provisorisches Wasserwerk in Schwiederstorf, das seit April im Betrieb ist und bislang alle Erwartungen an gutes Trinkwasser erfüllt.

Die Diskussion um eine qualitativ hochwertige Wasserversorgung in Neu Wulmstorf und Rübke gärt sei Jahren. 2008 übernahm der Wasserbeschaffungsverband Harburg die Aufgabe von den Hamburger Wasserwerken und versorgt seitdem das gesamte Gemeindegebiet mit Trinkwasser aus der Region. Mittelhartes Wasser mit einem erhöhten Anteil an Mineralien wie Sulfat, Chlorid, Kalzium und Magnesium floss fortan aus den Leitungen zu den Kunden. "Kalzium ist wichtig für den Knochenbau, Magnesium ist wichtig für die Muskulatur. Viele würden sich freuen, wenn sie solches Wasser hätten", sagt Günter Hentschel, Technischer Geschäftsführer des WBV. Doch die Freude darüber teilten nicht alle Neu Wulmstorfer: Denn was für die Gesundheit gut ist, war schlecht für den Geschmack und verkürzte die Lebensdauer vieler Haushaltsgerät. Vor zwei Jahren entbrannte im Kernort deshalb ein Streit um den höheren Kalkgehalt des Wassers, der monatelang andauerte. Der WBV fuhr daraufhin die Leistung des Wasserwerks in Elstorf zurück und speiste zunächst Wasser aus dem Werk in Woxdorf ein.

2010 startete der Verband dann den Versuch, aus Schwiederstorf weniger mineralhaltiges und weicheres Wasser in die Haushalte zu liefern. Damit wollten die Verantwortlichen auch ein weiteres Problem beheben. Denn mehrere Tests hatten ergeben, dass das gelieferte Wasser aus der Bachheide erhöhte Nitratwerte aufwies. "Wir hielten es deshalb für sinnvoll, wieder in den Forst zu gehen", sagt Hentschel. Die Aufschlussbohrungen waren erfolgreich. Nach einem Jahr Bauzeit ging am 23. April 2012 erst das provisorische Wasserwerk, und im September dann der Hochbehälter in Betrieb. Informationen über die Wasserqualität in Schwiederstorf hielt der Verband allerdings zunächst zurück, was den Geschäftsführern erneut die Kritik von Politik, Bürgern und Gemeinde einbrachte. "Wir haben uns Zeit gelassen, haben mit dem Wasserwerk ein bisschen rumprobiert", sagt Hentschel. "Seit zwei Monaten liefern uns die Messungen stabilere Werte. Aber das Ganze ist ja immer noch ein Versuchsprojekt. Die Rohwasserqualität kann sich auch jetzt noch verändern und wir müssen die Aufbereitung den Gegebenheiten ständig anpassen."

Zurzeit würde das Trinkwasser für Neu Wulmstorf zu 80 Prozent aus dem Wasserwerk in Schwiederstorf und zu 20 Prozente aus Woxdorf 2 geliefert. Die Gesamthärte in Schwiederstorf beträgt 6,23; für Woxdorf liegt der Wert 8,04 vor. Beide sind ein Indiz für weiches Wasser. Darüber hinaus komme das Wasser keimfrei aus der Erde und werde keimfrei in jeden Haushalt geliefert, sagt Hentschel. "Die Qualität ist ausgezeichnet und wird regelmäßig an festgelegten Punkten kontrolliert. Wir leben auf der Insel der Glückseligen. Von solch guten Werten können die Menschen am Rhein nur träumen." Insgesamt investierte der WBV seit 2008 neun Millionen Euro, den Kaufpreis für die Wasserwerke eingeschlossen. So errichtete er die Wasserwerke Moisburg, Elstorf, Ashausen und Döhle neu. Das Woxdorf I und II wurden komplett saniert. Mittlerweile beziehen 175 000 Einwohner aus den Landkreisen Stade und Harburg ihr Trink- und Brauchwasser von den zehn WBV-Wasserwerken.

Die Gemeinde Neu Wulmstorf profitiere von dem Wechsel zum Wasserbeschaffungsverband Harburg. Zwar zahlten die Bürger im Kernort und in Rübke mit 1,10 Euro pro Kubikmeter mehr als die Bürger im Umland mit 77 Cent, sagt Hentschel. Doch der Preis, den der Hamburger Wasserwerke derzeit verlangen, liegt bei 1,56 Euro pro Kubikmeter. "Die Gemeinde hat seit 2008 also 1,5 Millionen Euro gespart." Eine vierköpfige Familie zahlt im Vergleich bei einem durchschnittlichen Jahresverbrauch von 200 Kubikmetern 268 Euro. In Hamburg liegen die Kosten dafür bei 369 Euro. Der technische Geschäftsführer ist sich sicher: "Selbst, wenn wir jetzt kein weicheres Wasser hätten liefern können, hätte der Preis das sicher ausgeglichen."