Feuer vernichtet die im Bau befindliche umstrittene Hähnchenmastanlage in Sprötze

Sprötze. Ein Großfeuer hat in der Nacht zu Freitag eine fast fertig gebaute Halle zur Hähnchenmast in Sprötze zerstört. Das 1600 Quadratmeter große Gebäude brannte bis auf die Grundmauern nieder. Menschen oder Tiere wurden nicht verletzt, die Halle stand noch leer. Brandermittler untersuchen das Gebäude. Die Polizei schließt Brandstiftung nicht aus.

Am nächsten Morgen ist die Hähnchenmastanlage nur noch eine Trümmerwüste: Das Dach ist zusammengefallen, als ob jemand mit einer Riesenfaust darauf geschlagen hätte. Die Landwirtsfamilie Eickhoff steht fassungslos vor der Brandruine auf ihrem Grundstück. "Leute vernichten meines Existenz", sagt der 22 Jahre alte Juniorchef Malte Eickhoff. Die Hähnchenmast ist seine Idee, sollte das Zukunftsstandbein des Hofes werden. Malte Eickhoff ist überzeugt, dass Brandstifter die Halle angezündet haben.

Hintergrund: Der geplante Hähnchenmaststall für 36 800 Tiere war im Frühjahr in den Fokus der sogenannten Tierbefreierszene geraten. Tierbefreier lehnen jede Art der Tierhaltung ab - egal ob für die Nahrungsproduktion, in Zoos oder im Zirkus. Im Mai protestierten Tierbefreier eine Woche lang in einem Camp in Buchholz gegen den Bau der Hähnchenmastanlage der Familie Eickhoff. Malte Eickhoff hat den Verdacht, dass radikale Aktivisten der Szene von auswärts das Hofgebäude angezündet haben könnten.

Im Dorf selbst genieße die Landwirtsfamilie einen großen Rückhalt, sagt Sprötzes Ortsbürgermeisterin Annegret Schurr (CDU). Bis auf eine E-Mail habe es bei ihr keine Proteste gegen die Hähnchenmast gegeben. Dass jemand aus dem Dorf das Feuer gelegt haben könnte, schließt Malte Eickhoff aus: "Die Dorfbevölkerung steht hinter uns."

Einige Indizien sprechen für Brandstiftung:

Ein technischer Defekt komme nicht infrage, sagt Landwirt Gerhard Eickhoff. Denn in dem Hallenbau habe es noch keine Elektrik gegeben. Ende August wollten Eickhoffs die Hähnchenmast in Betrieb nehmen. Mit einem "Tag des offenen Stalls", um allen Dorfbewohnern zu zeigen, wie die Tiere gehalten werden.

An der Brandruine sind mindestens fünf Aufstiegshilfen auf das Dach entdeckt worden: Leitern oder an die Mauer gelehnte Paletten. Brandstifter könnten so von verschiedenen Stellen aufgestiegen sein, um ein möglichst wirkungsvolles Feuer zu legen. Malte Eickhoff, selbst Mitglied in der örtlichen Feuerwehr, hat den Eindruck, dass Brandbeschleuniger verwendet worden seien.

Die Rettungsleitstelle in Winsen hat die Feuerwehren in Sprötze und Trelde um 4.47 Uhr alarmiert. Nach Angaben der Polizei haben "Verkehrsteilnehmer" das Feuer in der Nähe des Gewerbegebietes Trelder Berg gesehen. Die Feuerwehr aus Buchholz kam zur Unterstützung hinzu. Insgesamt 80 Feuerwehrleute kämpften eineinhalb Stunden lang gegen die Flammen.

Bei den Löscharbeiten stürzten große Dachteile ein. Detonationen im Inneren der Halle verstärkten die Flammenbildung. Die Feuerwehr musste eine mehr als 700 Meter lange Wasserleitung von dem nächstgelegenen Hydranten zu dem abgelegenen Hof legen.

Die Hähnchenmast wächst in Deutschland. Der Verbrauch steigt nach Angaben der Landwirtschaftskammer Hannover pro Jahr um vier Prozent. Niedersachsen trägt ganz besonders dazu bei: Jedes zweite deutsche Hähnchen wird in dem Agrarland gemästet.