Nach dem Brandanschlag will die Landwirtfamilie in Sprötze eine neue Anlage bauen

Sprötze. Familie Eickhoff aus Sprötze will ihren nach einem Brandanschlag zerstörten Hähnchenmaststall wieder aufbauen. Der Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaft und der Landvolkverband Lüneburger Heide haben ihre Unterstützung zugesagt. Der Neubau soll eine Art Präzedenzstall für die Hähnchenmast in Deutschland werden. Geplant ist ein Schauraum im Stall, den zum Beispiel Tierschützer besuchen können. "Wir wollen die Tierhaltung so gläsern wie möglich machen", sagte Freitag Rudolf Meyer, Vorsitzender des Landvolks Lüneburger Heide.

Die Geflügelwirtschaft und das Landvolk sehen in dem in Brand gesteckten Hähnchenmaststall ein Symbol für die Eskalation der Diskussion um die Massentierhaltung in Deutschland. "Das war ein Anschlag auf die Landwirtschaft insgesamt", sagte der stellvertretende Vorsitzende des Zentralverbandes der Deutschen Geflügelwirtschaft, Wilhelm Hoffrogge, in Sprötze.

Das sehen auch Landwirte in der Region so. Zum Beispiel Hans-Heinrich Kröger aus der Buchholzer Ortschaft Vaensen. Er spricht von einem Sabotageakt auf die Landwirtschaft, der einmalig in der Bundesrepublik sei.

Offen ist, wann Familie Eickhoff mit dem Wiederaufbau beginnen kann. Das Versicherungsunternehmen habe die Prüfung noch nicht abgeschlossen, sagte Landwirt Gerhard Eickhoff. Gutachten müssten noch her, ob die übrig gebliebenen Grundmauern genutzt werden können oder ein Totalabriss notwendig sei.

Indes haben die Abrissarbeiten der Ruine begonnen. Sechs Landwirte aus der Nachbarschaft haben sich freiwillig gemeldet und das beauftragte Abbruchunternehmen unterstützt. Mit ihren Händen haben sie den Schrott des zusammengestürzten Gebäudes sortiert und damit den Abtransport vorbereitet. Den ehrenamtlichen Einsatz hat der Maschinenring Harburg organisiert. "Wir haben 700 Mitglieder", so Maschinenring-Geschäftsführer Andreas Hastedt, "viel haben sich gemeldet und wollen helfen." Rudolf Meyer appellierte an die Landkreisverwaltung, die Entsorgung schnell und unkompliziert zu ermöglichen.

Unbekannte hatten in der Nacht zum 30. Juli den Hähnchenmaststall mit Platz für 36 800 Tieren niedergebrannt. Tiere oder Menschen wurden nicht verletzt, der Stall war noch nicht in Betrieb. Familie Eickhoff und der Landvolkverband halten militante Tierschützer für die Täter. Die Tierbefreierszene hatte zuvor gegen den Bau der Mastanlage protestiert.

Angela Eickhoff berichtete gestern von einzelnen Briefen, die den Brandanschlag verherrlicht hätten. Indirekt hätten die Absender damit gedroht, dass der Hähnchenmaststall nach dem Wiederaufbau erneut abbrennen würde. "Wir machen nichts Unrechtes und werden diesen Leuten nicht nachgeben", sagte dazu ihr Sohn Malte Eickhoff. Für Hinweise auf die Täter ist eine Belohnung von 21 000 Euro ausgelobt. Dennoch habe die Polizei keinen heißen Tipp erhalten, sagte gestern Polizeisprecher Jan Krüger. Es sei nicht sicher, ob die Täter tatsächlich aus der Tierschützerszene kämen.