Der Vertrag mit den neuen Mietern ist unterzeichnet. Bis zuletzt blieb der Abschluss geheim. Die Initiative “Ja zur Nö“ fühlt sich ausgebootet.

Harburg. Wer neuer Mieter des ehemaligen Freizeitzentrums an der Nöldekestraße ist, sollte bei Politik und Verwaltung offenbar geheim bleiben. "Ich weiß von nichts", sagt Jürgen Heimath, Vorsitzender der SPD-Fraktion. Die Harburger Bezirksverwaltung meldete sich auf Nachfrage nicht, und auch der Vermieter, die Sprinkenhof AG (SpriAG), hielt sich mit Auskünften zurück. "Ja, es gibt einen Mieter, ich darf allerdings keine Auskünfte darüber geben", sagt Unternehmenssprecher Henning Tants.

+++ Raum für junge Kreative +++

Das Abendblatt lüftet das Geheimnis: Die Künstler Andreas Maecker und Julia Pfitzmann erhielten den Zuschlag von der SpriAG und wollen aus dem seit etwa zwei Jahren leer stehenden Gebäude eine Musikschule machen. "Klangfabrik" soll sie heißen. Schüler in spe können unter anderem Instrumente erlernen, sich mit Rock, Pop und Jazz vertraut machen, und Kunstschaffende könnten ihre Werke ausstellen. "Hier ist so viel möglich, ich habe so viele Ideen"- für Maecker erfüllt sich ein Lebenstraum. Wenn er von seinen Plänen erzählt, leuchten seine Augen, und stolz blickt er auf das Gebäude. "Wir haben das Haus über den Leerstandmelder im Internet gefunden. Schon lange haben wir nach so einem Objekt gesucht, sogar in Schwerin waren wir schon, um uns Gebäude anzuschauen. Doch keines war so toll, wie dieses Haus in Harburg. Es ist perfekt für unsere Musikschule, hat Übungsräume, Veranstaltungssäle und liegt zentral in der Nähe des Harburger Bahnhofs. Viele Busstationen sind zu Fuß erreichbar", sagt Maecker. Auch für die benachbarte, ebenfalls leer stehende Ex-Polizeiwache habe er sich interessiert. "Da hätte man prima Übungsräume einrichten können. Aber hier haben wir die schönen großen Veranstaltungssäle - das hat uns dann überzeugt, uns für das ehemalige Freizeitzentrum zu entscheiden."

Dass sein Traumhaus erheblich renovierungsbedürftig ist - neue Fenster müssen unter anderem her, die Elektronik sowie die sanitären Anlagen sollen erneuert werden - schreckt den Musiker nicht. "Da hilft uns die Stadt, und wir bleiben einige Monate mietfrei. Außerdem wollen wir viel in Eigenregie modernisieren." Damit es um "seine" Klangfabrik herum nicht wie eine Müllhalde aussieht, säubert er schon mal die Grünanlagen. Läuft alles so, wie er es sich vorstellt, dann soll die "Klangfabrik" bereits Ende August eröffnen.

+++ Initiative "Ja zur Nö" scheitert bei Sitzung des Kulturausschusses +++

Die Verhandlungen mit der Sprinkenhof AG seien kein Problem gewesen. Da war man sehr kooperativ. Wir haben ein Konzept eingereicht, das hat offenbar überzeugt", sagt der Musiker.

Heiko Langanke von "Südkultur", der Künstlerinitiative aus dem Hamburger Süden, ist überrascht. "Ich wusste davon nichts. Es ist toll, was die beiden vorhaben. Jede Belebung der Szene ist zu begrüßen", sagt er. Und alle Einrichtungen, die mit kulturellem Angebot dafür sorgen, dass junge Harburger nicht in die City fahren und abwandern, "weil hier für diese Altersgruppen keine Angebote gemacht werden", sagt Langanke.

Allerdings habe er sich eine bessere Kommunikationspolitik von der Sprinkenhof AG und von der Bezirksverwaltung erhofft. "Es handelt sich hier ja nicht um irgendein Einfamilienhaus, sondern es geht um die Zukunft des ehemaligen Freizeitzentrums. Da sollte die Öffentlichkeit schon wissen, was da künftig abgeht."

Und während Andreas Maecker nun endlich seinen Traum leben kann, ist jener der Initiative "Ja zur Nö" geplatzt. "Die für die Vermietung zuständige Sprinkenhof AG hielt es augenscheinlich nicht für nötig, uns, die wir uns seit Oktober vergangenen Jahres mit einem ausführlichen Nutzungskonzept, diversen Gesprächen mit den zuständigen Behörden sowie öffentlichen Aktionen intensiv für einen Wiedereröffnung des Gebäudes als selbst verwaltetes, unkommerzielles und soziales Zentrum engagiert haben, davon in Kenntnis zu setzen", heißt es in einer Pressemitteilung von "Ja zur Nö".

Immer wieder hatten die jungen Harburger auf ihren Wunsch aufmerksam gemacht, das ehemalige Freizeitzentrum nutzen zu dürfen. Als Bürgermeister Olaf Scholz im Frühjahr im Quartierszentrum Feuervogel zu Gast war, machten "Ja zur Nö" mit einer Plakataktion einmal mehr auf sich aufmerksam. Von der neuerlichen Enttäuschung will man sich entmutigen lassen. "Wir wollen uns weiterhin für ein selbst verwaltetes und unkommerzielles Soziales Zentrum in Harburg einsetzen", fordert "Ja zur Nö".

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