Gegen die engere Bebauung im Plangebiet der Röttiger Kaserne will eine Gruppe ein Bürgerbegehren vorbereiten.

Neugraben. Auf dem Gelände der ehemaligen Röttiger Kaserne in Neugraben-Fischbek (B-Plan NF 66) sollen fast doppelt so viele Häuser gebaut werden wie ursprünglich geplant. Für die neue, verdichtete Planung, gibt es jetzt auch eine offizielle Senatsentscheidung, wobei noch vor wenigen Tagen in der Sitzung der Senatskommission für Stadtentwicklung nicht alle Behördenvertreter für die dichtere Bebauung stimmten, so die Vertreter von Wirtschaftsbehörde und Sportamt/Innenbehörde. "Aber wir wissen, dass der Wohnungsbau für die Stadt höchste Priorität hat. Und wir wollen dem Wohnungsbau nicht im Wege stehen", sagt Frank Reschreiter, Sprecher der Behörde für Inneres und Sport. Und die Wirtschaftsbehörde musste hinnehmen, dass auf dem Kasernengelände, entlang der Cuxhavener Straße, anstelle von Geschäftshäusern nun Mehrfamilienhäuser mit 174 Wohneinheiten entstehen sollen. Gegen die Verdichtung formiert sich nach Angaben des stellvertretenden CDU-Fraktionsvorsitzenden Rainer Bliefernicht bereits eine Gruppe, die ein Bürgerbegehren anstrebt. Anfang Dezember wolle sich die Gruppe öffentlich vorstellen.

Das Immobilienmanagement der Finanzbehörde hatte nach einer Änderung der laufenden Planung verlangt, um - wie berichtet - durch Verdichtung auf 774 Wohneinheiten die Erschließungskosten auf 18 000 Euro pro Wohneinheit zu drücken. Die bisherige von allen Fraktionen in Stadtplanungsausschuss und Bezirksversammlung abgestimmte Planung sah größere Grundstücke, mehr Grün und nur 450 Wohneinheiten vor. Von einem höherwertigen Wohnquartier am Rand der Fischbeker Heide war die Rede.

Die Erschließung des 55 Hektar großen Kasernengeländes südlich der Cuxhavener Straße hätten dann mit dem Abriss alter Substanz dem Aufbau neuer Straßen, Wege, Plätze sowie Ver- und Entsorgungsleitungen laut Finanzbehörde bei 30 000 Euro pro Wohneinheit gelegen. Das sei zu viel.

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Gegen die Stimmen der Opposition, mit der Einstimmen-Mehrheit der SPD im Stadtplanungsausschuss und in der Bezirksversammlung, bekam das Harburger Fachamt für Stadt- und Landschaftsplanung kürzlich den Auftrag, die Planung entsprechend der Verdichtungsziele umzusetzen. Und mit der Senatsentscheidung ist der Auftrag nun auch der offiziell erteilt. Harburgs Baudezernent Jörg Heinrich Penner: "Auf der bisher für Wohnungsbau vorgesehenen Fläche sollen nun 600 statt der 450 Wohneinheiten entstehen. Und zusätzlich ist Mehrgeschosswohnungsbau entlang der Cuxhavener Straße mit 174 Wohneinheiten vorgesehen." Beschlossen ist damit auch das Ende des Sportplatzes auf dem ehemaligen Bundeswehrgelände. Er soll Freizeitgelände und zugleich Sickerfeld für Regenwasser werden, das von den Grundstücken abgeleitet muss. Ohne Sportplatz gibt es auch keine Verpflichtung, das Wohngebiet mit einem Lärmschutzwall abzutrennen, was wiederum Platz für den Bau von vier Häusern schafft.

Gegner der Verdichtung befürchten nun, dass der Bezirk Harburg die Menschen verliert, die bereit sind, für Grundstück und Haus etwas mehr Geld auszugeben. "Sie werden weiter ins Umland abwandern und dort ihre Steuern bezahlen", sagt Rainer Bliefernicht (CDU). Und was ihn besonders an der Verdichtung stört, ist der fehlende Platz für Kinder. "Sie müssen auf der Straße oder in irgendwelchen dunklen Ecken spielen. Es ist bedauerlich, dass in Hamburg wieder am tatsächlichen Bedarf vorbei geplant wird. Und es würde doch Sinn machen, mehr Flächen für Wohnungsbau auszuweisen. Dann würden auch die Grundstückspreise sinken." Nach den Worten von Bliefernicht wird die CDU die künftigen Betreiber eines Bürgerbegehrens beratend unterstützen. Bei allem drohenden Widerstand könnte der Senat dem Bezirk durch sein Evokationsrecht letztlich die Planungsgewalt entziehen.

Die Senatskommission für Stadtentwicklung gab auch grünes Licht für die Entwicklung des B-Plans Neuland 23, Ansiedlung von Logistikunternehmen am Autobahnanschluss Hamburg-Harburg der A1. Bereits im vierten Quartal 2013 soll der Plan die Vorweg-Genehmigungsreife erhalten.