“So eine Regelung ist doch Quatsch“, analysiert die Wurstliebhaberin Karen Burmester an “Glanders rollendem Imbiss“.

Harburg. Es geht um die Wurst. Und um die Frage, wie man sie isst: Im Stehen oder im Sitzen. Dieses wichtigen Themas haben sich die Richter des Bundesfinanzhofs (BFH) in München angenommen. In einem Grundsatzurteil haben sie entschieden, wie viel Umsatzsteuer Wurstbudenbetreiber für ihre Speisen an den Fiskus abführen müssen. Jetzt gilt: Für Würste, die im Sitzen verzehrt werden, zahlt der Beschicker 19 Prozent Steuer. Für Steh-Würste fällt nur die reduzierte Mehrwertsteuer von sieben Prozent an. Das Urteil gilt für Currywürste und andere "einfach zubereitete Speisen" wie Pommes & Co. Bislang fiel für sie ein einheitlicher Steuersatz von 19 Prozent an.

Zwei Steuersätze für dieselbe Wurst - ein Thema, das am Donnerstag viele Harburger auf die Palme brachte. "So eine Regelung ist doch Quatsch", analysierte die Currywurstliebhaberin Karen Burmester an "Glanders rollendem Imbiss", dem Epizentrum für Neuigkeiten auf dem Harburger Wochenmarkt. "Ob ich meine Wurst nun im Stehen oder im Sitzen esse, ist doch wurscht."

Imbiss-Inhaberin Ruth Glander, 66, erinnerte daran, dass für eingepackte "Außer-Haus-Würste" bislang auch schon der reduzierte Steuersatz fällig war. "Mit der neuen Regelung muss ich meine Sitzplätze leider abbauen und Stehplätze hinstellen, weil ich dann statt rund 1000 Euro Umsatzsteuer nur noch rund 400 Euro Umsatzsteuer zahle." Dafür falle die geplante Preiserhöhung ab September vom Tisch.

Für ihre älteren Stammgäste tut das Ruth Glander sehr leid. "Viele sind ja nicht mehr so gut auf den Beinen. Und außerdem ist das schade für die Gemütlichkeit, die ja jeder für unseren Wochenmarkt fordert." Ihr Vorschlag: Der Wochenmarkt stellt Sitzplätze auf dem Sand auf. Denn Tische und Stühle von Standnachbarn sind nachdem BFH-Urteil "nicht zu berücksichtigen, auch wenn diese im Interesse des leistenden Unternehmens zur Verfügung gestellt werden" (Az. V R 35/08 und V R 18/10).

Das Harburger Urgestein Ulli Schweer, 69, Ex-Chefin des "Consortium", bilanzierte indes: "Ich finde die neue Regelung einfach nur dämlich, weil sie bedeutet, dass niemand mehr Sitzplätze anbieten wird. Das ist schlecht für die überwiegend ältere Klientel auf dem Wochenmarkt. So etwas steuerlich zu regeln, ist doof."