Richtfest für das Kontorhaus am Veritaskai mit 2800 Quadratmetern Fläche. Das Gebäude samt zweier Ladenlokale ist ausgebucht.

Harburg. Es ist das erste Projekt, das zügig in die Vollendung geht, seitdem die Hamburg Port Authority (HPA) das Ruder zum Lenken der Geschicke im Binnenhafen an die Bezirksverwaltung abgegeben hat: Über dem Kontorhaus Hafenblick am Veritaskai 4 schwebt der Richtkranz - für Bauherr Frank Lorenz die Gelegenheit, Richtfest zu feiern und sich die Hände zu reiben.

Denn das sechsgeschossige, 2800 Quadratmeter an Büroflächen umfassende Haus mit zwei Ladenlokalen im Erdgeschoss ist schon ausgebucht.

Zu den Mietern gehören eine Baufirma, eine Bäckerei sowie die Süderelbe-AG, die hier künftig residieren wird. "Das zeigt, dass Harburg im Binnenhafen einen großen Schritt nach vorne machen wird. Dieses Gebäude soll der Motor für andere Entwicklungen im Gebiet sein", sagte Lorenz in seiner Ansprache. Zumindest, was den Bau von weiteren Bürokomplexen angeht. Lorenz hatte sich 8000 Quadratmeter auf dem ehemaligen Bahngelände gesichert. Platz für Wohnungsbau ist eigentlich genug da. "Zwei Gründe sprechen dagegen. Zum einen verbietet es der Bebauungsplan, zum anderen rauschen hier täglich so viele Fahrzeuge durch, dass es fürs Wohnen zu laut und damit zu unattraktiv ist", sagt Lorenz.

Das hört Meinberg nicht gerne. "Hier fließen 45 Millionen Euro an Infrastrukturmaßnahmen hin, 6000 neue Arbeitsplätze entstehen. Aber der Binnenhafen soll ebenfalls Platz zum Wohnen bieten", sagt er.

Den Bebauungsplan dahin gehend zu ändern, sei noch das geringste Problem. Vielmehr fehlen etwa fünf Millionen Euro. Soviel Geld kostet es, den Fahrzeugverkehr zu beruhigen. "Man könnte einen Anschluss vom Karnapp zur Hannoverschen Straße schaffen", so Meinberg. Er weiß, dass die Bewohner rund um den Karnapp damit nicht einverstanden sind. "Aber dann wäre hier an dieser Stelle der Weg für Wohnbebauung frei." Der Bezirksleiter hofft auf Hilfe aus Senat und Bürgerschaft. "Den Gewinn, den Hamburg als Stadt in diesem Areal hätte, wäre viel höher als das Investitionsvolumen in Höhe von fünf Millionen Euro." Außerdem will Meinberg sich dafür einsetzen, dass mehr Reklame für Harburgs schicke Hafencity gemacht wird.

Harald Hempen, Manager vom Unternehmen Aurelis Real Estate, das wie berichtet, auf dem 89 000 Quadratmeter großen Gelände der Bahn gerade dabei ist, das neue Viertel Harburger Brücken hochzuziehen, muss nicht mehr von den Standort-Qualitäten des Binnenhafens überzeugt werden. Sein Problem sind immer noch die Altlasten des Geländes. Wie unter anderem die 110 KV-Stromleitung von Vattenfall, die langsam rückgebaut wird. Außerdem wartet er immer noch auf dem positiven Bauvorbescheid für 100 Wohnungen, die am Schellerdamm entstehen sollen. "Außerdem stehen wir in finalen Verhandlungen mit Wohnungsbauunternehmen, die hier investieren wollen", sagt er. Wer im Binnenhafen bauen will, muss offenbar Geduld mitbringen und sich auskennen im Bürokratiedschungel.

Unterdessen zieht ein Kran den Richtkranz hoch. "Gott schütze dieses Haus für alle, die da gehen ein und aus", sagt Polier Joachim Lindemann und wirft ein Glas Korn an die Fassade. Zumindest für das Kontorhaus Hafenblick scheint sich der Langmut des Bauherrn Frank Lorenz gelohnt zu haben.