In und um die Lüneburger Straße sind mehrere Installationen zu sehen. 20 internationale Künstler haben sich daran beteiligt.

Harburg. Ist das Kunst? Gehört das dahin? Kann man das anfassen? Der Harburger Kunst- und Kultursommer soll Kunst im öffentlichen Raum nicht nur sichtbar, sondern auch zugänglich machen - und da ist jede Frage erlaubt, die zum Nachdenken anregt. Seit Sonnabend sind in und um die Lüneburger Straße mehrere Kunstinstallationen zu sehen. 20 internationale Künstler haben sich daran beteiligt. Der Kunst- und Kultursommer ist eine Initiative des BID Lüneburger Straße in Kooperation mit zahlreichen Harburger Partnern.

Der Kunst-Wohnwagen in der Amalienstraße ist das Werk der jüngsten Künstlerinnen, die in der Kunstmeile ausstellen. Mädchen von 10 bis 16 Jahren haben sich in einem Ferienworkshop des Frauenkulturhauses Harburg mit dem Thema Internet auseinandergesetzt. Die Ergebnisse sind in einem kleinen Wohnwagen ausgestellt, der nur wenige Schritte von der Fußgängerzone entfernt auf einem Rasenstück steht. Betreut haben das Projekt die Hamburger Künstlerinnen Christina Schäfer, 39, und Mik van Essen, 30.

In der Arbeit habe sich ziemlich schnell herausgestellt, dass das Internet für die Jugendlichen vor allem als soziales Netzwerk genutzt werde, sagt Schäfer. "Diese Fixierung auf Facebook bedeutet, dass vor allem indirekt kommuniziert wird." Mit dem Wohnwagen schafften die Künstlerinnen einen anderen Kommunikationsraum, in dem sich die Mädchen über ihre Netzerfahrungen austauschen konnten. "Mit ihren Ideen aus dem Netz konnten sie etwas ganz Neues schaffen", sagt Mik van Essen. Anfangs seien die Mädchen noch zögerlich gewesen. "Sie fragten immer wieder: Ist das jetzt Kunst? Aber mit der Zeit wurden sie sicherer und haben einfach drauf los produziert. Es ist toll, dass sie ihre Gedanken jetzt hier so öffentlich präsentieren können."

Im Inneren des Wohnwagens hängen Fotos, selbst gemalte Comicstrips und der Hinweis: "Wenn Facebook eine Nation wäre, wäre es die drittgrößte der Welt." Auf einem kleinen Bildschirm können sich Besucher einen Filmclip mit den "Wohnwagen-News" ansehen. Der kleine mobile Ausstellungsraum passe hervorragend an diesen Ort, meint Christina Schäfer. "Unser Ziel ist es auch, Kunst in Orte zu tragen, die eigentlich mit einer anderen Funktion besetzt sind. In einer Einkaufsstraße geht es ja normalerweise um Konsum."

Auf der Kunstmeile zum Thema "NutzNetzWerke: Urban Art Installation" prallten Kunst und Konsum zusammen, sagt Kuratorin Mesaoo Wrede. Die Kunstwerke - teilweise schön anzusehen, teilweise irritierend - sollten zum Innehalten anregen. "Wir sind heutzutage so reizüberflutet und gehen mit einem Tunnelblick durch die Welt, da kann es schwer sein, noch Neues zu entdecken", sagt Wrede.

Um den Blick trotzdem auf die Kunst zu lenken, sind einige der Werke in Schaufenstern ausgestellt. Der Kinderwagen "BelAirBabies" des Künstlerduos durbahn und Stef. Engel steht in einer Vitrine in den Arcaden neben Regenmänteln aus Papier. Es sei ein Entwurf für ein neues Community-Modell, sagt Stef Engel. "Der Kinderwagen läuft selbstständig auf zwei Loipen, die Eltern können sich in der Zeit anderen Dingen widmen. Es wird die Zeit kommen, in der der gesamte Stadtteil auf solche Kinder, die allein unterwegs sind, achtet."

Die "Strick-Graffiti" von der Aachener Künstlerin Monika Nordhausen sind schon von weitem zu sehen: In Regenbogenfarben umhüllen die Strickobjekte Baumstämme, Spielgeräte und Treppengeländer. "Guerilla Knitting" nennt sich das und knüpft damit an das "Guerilla Gardening" an. Beides ist ein Versuch, auf originelle Weise den öffentlichen Raum als Gemeinschaftsraum zurück zu erobern.

"Wir wollen Kunst für möglichst viele Menschen sichtbar machen", sagt Mesaoo Wrede über den Anspruch der ungewöhnlichen Ausstellung. Sie ist noch bis Sonnabend, 13. August, unter anderem in der Lüneburger Straße, den Arcaden, im Kunsthafen, in der Volksbank und der Kreisparkasse zu sehen. Gleichzeitig werden zahlreiche Kulturveranstaltungen angeboten, darunter Lesungen, Konzerte, Diskussionsrunden und Führungen. Zudem gibt es Angebote für Kinder und Familien in der Fußgängerzone. Das Programm liegt an vielen Orten in Harburg und Umgebung aus, auch im Internet ist es zu finden. www.bid-lueneburgerstrasse.de