Winsener Brautpaar heiratet zeitgleich mit den Royals. Mehr Parallelen gibt es nicht

Winsen. Händchen haltend lächelt das Figurenpärchen vom Display, beide haben blaue Augen und dunkle Haare, er kurz sie lang. Über ihnen läuft eine digitale Anzeige mit den Sekunden, die noch bis zur Hochzeit verstreichen. Kurz nachdem Katharina Gelbling und Marko Richter den Termin für ihren großen Tag bekannt gegeben hatten, hat der Bräutigam den Countdown, eine kostenlose Anwendung, auf seinem Smartphone eingerichtet. Die beiden Figuren sollen allerdings nicht ihn und seine Verlobte darstellen - sondern den britischen Kronprinzen William und seine Kate, die sich genau wie das Paar aus Winsen heute das Ja-Wort geben.

"Die Ähnlichkeit ist schon witzig", sagt Marko Richter. "Und dann heiße ich auch noch fast wie Catherine 'Kate' Middleton", sagt Katharina Gelbling. Um die aufwendige Hochzeit im Königshaus beneidet sie ihre Fast-Namensvetterin jedoch nicht. "Das wäre mir viel zu viel Trubel." Zunächst hatten die Lehramtstudentin und der Sozialpädagoge, die sich vor zwei Jahren bei der Arbeit kennen gelernt hatten und seit einem Jahr gemeinsam in Winsen wohnen, nur eine Feier im ganz kleinen Kreis geplant. Doch als sie an der Gästeliste schrieben, wurde schnell deutlich, dass es doch ein großes Fest wird. Mit 85 Gästen feiert das Paar in einem ländlich gelegenen Hotel bei Jesteburg. Das sei ganz anders als bei William und Kate, sagt Katharina Gelbling. Aber beim Probeessen war sie rundum zufrieden. "Dort wird uns jeder Wunsch erfüllt - das ist auch königlich."

Seit das britische Paar im November vergangenen Jahres ihren Hochzeitstermin verkündet hatte, werden die Verlobten aus Winsen immer wieder darauf angesprochen. "Viele Freunde und Kollegen haben gesagt: Ihr heiratet ja am selben Tag wie die", erzählt der 36-Jährige. Für Katharina Gelbling ist es umgekehrt. "Die heiraten an unserem Tag. Wir waren doch zuerst dran. "

In einem langen romantischen Kleid wird die 23-Jährige heute um halb zwölf mit ihrem angehenden Ehemann das Standesamt in Winsen betreten. Beim Ringetausch werden die beiden sich ansehen und vermutlich an den Spätsommertag im September 2010 denken. Da machte Marko Richter seiner Freundin den Heiratsantrag - an dem See, an dem sie ihre erste Verabredung hatten. Mit einer Rose, Wein, Pappbechern und Taschentüchern in der Tasche stellte er die entscheidende Frage. "Ich habe sofort ja gesagt", erzählt sie. Auch ihre Familien hätten sich über die Verlobung gefreut. "Besonders mein Vater, der kurz danach an Krebs gestorben ist, hat sich ganz doll gefreut. Er wird bei der Hochzeit sehr fehlen."

Während Kate Middleton schon seit Monaten auf ihre Rolle im Königshaus vorbereitet wird, geht Katharina Gelbling die Hochzeit gelassen an. "Zwischen uns wird sich nichts ändern - außer, dass ich Markos Nachnamen annehmen werden." Undenkbar in königlichen Kreisen wäre der Schmuck, mit dem die beiden ihre Verlobung besiegelten. Aus einer Pappschachtel zieht Katharina Gelbling einen weißen Ring aus gefaltetem Papier mit roter Inschrift. Damit hatte ihr Freund sie damals überrascht. "Der Ring hat aber ein bisschen gelitten. Ich habe ihn tagelang getragen, sogar beim Abwaschen."

Neue Ringe gibt es schon heute, die kirchliche Trauung wollen sie später in der St.-Petrus-Kirche in Buchholz, Heimatstadt der Braut, nachholen. Wirklich nur im ganz kleinen Kreis - und ganz bestimmt nicht mit Fernsehkameras, die wie in der Londoner Westminster Abbey jedes Zucken der Mundwinkel einfangen. Heute soll nach dem Jawort ordentlich gefeiert werden, bevor es am Montag spontan in die Flitterwochen auf eine Mittelmeerinsel geht. Dass das Paar von der royalen Hochzeit nichts mitbekommt, ist ihm und allen Gästen egal. "Nur mein Opa hat sich sofort erkundigt, ob wir einen Fernseher aufstellen", räumt Katharina ein.