Ein Exil-Engländer aus Elmshorn fiebert heute der Traumhochzeit in England entgegen

Elmshorn/Haseldorf. "Eine Sache ist schrecklich", sagt Brian Andrews. "Wir müssen heute mit französischem Champagner anstoßen." Der Mann mit dem weißem Schnauzer, den roten Wangen und der Barbour-Jacke ist in Hochzeitsstimmung, in royaler Vorfreude, im William-Fieber. Der Zauber der Monarchie schwappt für einen Tag auch nach Elmshorn. Denn Brian Andrews - der Exil-Engländer - wird wie geschätzte zwei Milliarden TV-Zuschauer den Sekunden entgegensehnen, die heute die Welt bedeuten. Den Sekunden, in denen sich William und Kate, der Windsor-Prinz und die Bürgerliche, vor aller Welt das Ja-Wort geben. "Das alles ist ein nettes Märchen", sagt der 71-jährige Brian. "Und doch ist das nur eine Show, Glanz und Gloria, heile Welt." Aber das Paar sei ideal, toll, einfach schön.

Der Zauber der Traumhochzeit erfasst nicht nur ihn, auch Freunde sind heute da, werden lachen, deuten, schmunzeln und staunen.

"Wollt ihr einen Schluck", fragt Brian in die Runde. Er meint Whisky. "Auf William und Kate?" Seine Freunde winken ab, er gönnt sich einen Drink. Auf seinem Tisch liegt der Union Jack, steht Gin, Whisky, Ginger Ale. Für seinen Geschmack hätten es ruhig mehr Souvenirs sein können. Bei Andenken, egal wie kitschig, vergisst der Brite heute sein sonst so gepflegtes Understatement. "Doch in Hamburg war leider schon alles ausverkauft", sagt Brian, der die Euphorie der Deutschen gut verstehen kann. "Denn so unterschiedlich sind wir gar nicht", resümiert er.

Als er 1939 in Cardiff auf die Welt kam, herrschte noch Georg VI, als er 1958 als Soldat nach Berlin kam, da war sie schon die Königin des Commonwealth, Queen Elisabeth. Die große Liebe zu seiner Frau Margarete hielt Brian Andrews auf dem Kontinent, in seiner Heimat auf der Insel ist er nur noch ein, bis zwei Mal im Jahr. Der Kontakt in die Heimat riss aber nie ab. Im Herzen ist er immer noch Brite. Heute schlägt es für Samt und Seide - und sein Land. Die ganze Elmshorner Runde ist, wenigstens gefühlt, heute ganz nah am Geschehen, was wohl auch an der Kulisse liegt, und dem Ehepaar Andrews.

Schwere Möbel und ein gemütlicher Ledersessel stehen in ihrem Wohnzimmer, an der Wand hängt ein Seefahrerbild. Die Einrichtung ist klassisch, dezent, britisch "Wir lieben dieses Land", sagt Margarete, seine Frau. Und die Monarchie sei Tradition, die sie nicht missen möchten. "Das hat mit altmodisch übrigens nichts zu tun", sagt Brian.

Ihre Augen glitzern so sehr, als sehnten sich die Freunde nach einem König. "Nein. Ich glaube Deutschland braucht keinen König mehr", sagt Anne Hemjeoltmanns. Die ehemalige Englisch-Lehrerin spricht mit Akzent. "Ich bin Schülerin bei Brian", sagt sie. Denn der Brite unterrichtet seine Sprache und Kultur auch an der Volkshochschule. Sie schmunzelt. Er schmunzelt. Dann lachen alle. "Manche mögen über uns schmunzeln - für uns gehören die Royals einfach dazu. Sie halten das Land irgendwie zusammen", sagt Margarete Andrews.

Ganz alleine sind sie in ihrer Freude über die Hochzeit in Elmshorn nicht, denn auch nach Schenefeld schwappt heute königlicher Glanz - das Stadtzentrum Schenefeld überträgt in viele Cafes und Restaurants die Hochzeit Live, um 10.15 Uhr wird eine "Majestätische" Hochzeitstorte angeschnitten und für einen guten Zweck verkauft.