Ende des Jahres soll ein Großteil des Projekts “Marina auf der Schlossinsel“ bezugsfertig sein. Zehn Wohnungen sind schon verkauft.

Harburg. Noch stehen Baukräne und Gerüste herum. Aber die gut 150 Handwerker, die seit dem ersten Spatenstich im Sommer 2010 mit dem Großprojekt "Marina auf der Schlossinsel" beschäftigt sind, liegen nach den Worten von Projektleiter Antonius Wallschlag genau im Zeitplan. So bereitet es seinem Chef, dem Projektentwickler Frank Lorenz, auch kein Kopfzerbrechen, den Termin für das Richtfest auf den 20. April festzulegen.

Zum Richtfest sollen auch die ersten Musterwohnungen zu besichtigen sein. Wer so lange nicht warten will, kann bereits im Internet unter www.schlossinsel.de per Maussteuerung realitätsnah durch die möblierten Räume gehen oder vom Balkon einen Blick auf die Schiffe im Harburger Binnenhafen werfen. Das Ganze lässt sich ähnlich auch in einer knapp drei Minuten dauernden Video-Tour am Computer erleben.

Mit "Marina auf der Schlossinsel" wird das erste große Wohnprojekt auf der bislang fast ausschließlich gewerblich genutzten Insel im Harburger Binnenhafen verwirklicht. Voraussichtlich Ende dieses Jahres soll ein Großteil der aus insgesamt sieben Gebäuden mit 162 Wohneinheiten bestehenden Anlage bezugsfertig sein. Bei einer Besichtigung der Baustelle zeigte sich Frank Lorenz zuversichtlich, in nächster Zeit für alle Wohnungen Käufer oder Mieter gefunden zu haben.

Zehn Wohnungskäufe seien bereits notariell beurkundet, weitere 15 Kaufverhandlungen stünden kurz vor dem Abschluss. Und die Zahl der ernsthaften Kaufinteressenten nehme mit wachsendem Baufortschritt zu.

Ende 2009 begann auf dem nördlich des Harburger Schlosses gelegenen Grundstück des nach Altona umgezogenen Hafenbetriebs Andreas Hansen der Abriss der früheren sechs Lagerhallen. Schließlich folgte auch der Abriss des denkmalschutzwürdigen Getreidesilos, der auch als Hansen-Speicher bekannt war und das Gesicht des Harburger Binnenhafens prägte. Aber mit dem Abriss war noch nicht an Neubau zu denken.

Lorenz: "Der Kampfmittelräumdienst sondierte das Gelände alle 1,5 Meter mit Bohrungen bis sieben Meter Tiefe, um Bombenblindgänger aufzuspüren. Das ergab eine Bohrstrecke von insgesamt 20 000 Metern. Es wurden aber keine Kampfmittel gefunden. Und dann waren auch noch die Archäologen des Helms-Museums mit Ausgrabungen beschäftigt, denn wir bauen schließlich auf dem Gelände des früheren Harburger Schlosses und der Zitadelle. Freigelegt worden waren unter anderem Reste der alten Festung, einer Stallanlage, eines Erdwalls und früheres Bodenpflaster."

Der denkmalwürdige alte Hansen-Speicher war wegen Kriegsschäden an der hölzernen Pfahlgründung nicht mehr standsicher und musste deshalb abgerissen werden. Dem Original sehr ähnlich soll der in einem Wettbewerb entstandene Entwurf des Neubaus werden. Seine Gründung aus Betonpfählen ist am alten Standort, dem Eck von Verkehrshafen und Überwinterungshafen bereits fertiggestellt.

Daneben, an der Wasserkante zum Verkehrshafen, ist auch mit dem Aufbau des letzten Gebäudes begonnen worden. Alle sieben Häuser tragen Namen. Frank Lorenz: "Sie heißen Ocean, Sun, Marine, Beach, Sky und Park. Der Silo heißt Pearl." Pearl, die Perle, wird 33 Eigentumswohnungen in sich haben. Aber wer sich ganz oben das über drei Etagen reichende Silo-Obergeschoss mit 230 Quadratmeter Wohnraum und einem fünf mal fünf Meter großen gläsernen Pavillon und 360 Grad Panoramablick auf der Dachspitze gönnen möchte, der muss für die Anschaffung schon gut 1,3 Millionen Euro lockermachen.

Neben Eigentumswohnungen der Größenordnung 70 bis 230 Quadratmeter und Preisen zwischen 3500 und 5100 Euro pro Quadratmeter gibt es im Projekt Marina auf der Schlossinsel auch Mietwohnungen der gehobenen Art, zum Teil über zwei Ebenen zu Mietpreisen bis 15 Euro pro Quadratmeter. Alle Wohnungen haben eine Loggia, einige zusätzlich auch eine Dachterrasse. Bewohner von Erdgeschosswohnungen erhalten nach den Worten von Lorenz auch einen Gartenanteil.

Das Bauprojekt ist ein Vorzeigeobjekt der Internationalen Bauausstellung IBA 2013 und wird nach den Worten von Lorenz mit allen Gebäuden fristgerecht fertiggestellt sein. Der Generalunternehmer, die Firma Alpine Bau Deutschland AG, errichtet das Projekt in der Effizienzklasse 70 Plus und zusätzlich im IBA-Exzellenz-Standard mit Wärmerückgewinnung. Ein Gas-Blockheizkraftwerk in der Anlage sorgt für Heizung, Warmwasser und speist nebenbei Strom ins Netz. Alle Fenster sind dreifach verglast. Investor des mehr als 60 Millionen Euro teuren Bauprojekts ist die Provinzial Rheinland.

Die Wohnanlage grenzt an die von der IBA in Planung und Bau unterstützten Grünanlage "Park auf der Harburger Schlossinsel", die bis Ende dieses Jahres fertiggestellt sein soll. Vom ehemaligen Schloss steht zwar nur noch ein schlichter Bau im Stil eines Mehrfamilienhauses, aber dieser Altbau wird sorgsam in die Parklandschaft eingebettet. Daneben wird auch ein Kinderspielplatz errichtet. Mehrere Wege führen direkt ans Wasser, eine Promenade leitet Spaziergänger an der Wasserkante entlang. Und wie es der Name "Marina auf der Schlossinsel" andeutet, finden Hausbewohner auch Liegeplätze für ihre Sportboote vor. Für ihre Autos gibt es eine Tiefgarage mit insgesamt 200 Stellplätzen. Für die Fahrzeuge von Besuchern sollen nach den Worten von Lorenz Stellplätze an der Zufahrtsstraße angelegt werden. Ansonsten ist das Gebiet autofrei. Fünf Geschäfte für die Nahversorgung der Bewohner sollen im Erdgeschoss eines der Gebäude eingerichtet werden. Lorenz ist sich sicher: "Das Wohnen im Harburger Binnenhafen mit seinem maritimen Flair wird eine städtebauliche Bereicherung für Harburg sein."