Selbst wenn der Bezirk dem Event jetzt zustimmt, kann der Hamburger Senat bei seinem Veto für das ganze Stadtgebiet bleiben.

Hamburg. Hamburg hat den Harley Days per Senatsbeschluss die rote Karte gezeigt, nun bringt sich Harburg trotzdem massiv als Standort für das Motorradtreffen ein und riskiert damit ein Kräfteringen mit dem Senat.

"Der Güterbahnhof im Harburger Binnenhafen wäre ideal für die große Veranstaltung. Das passt auch mit der Verkehrsanbindung", so Harburgs Bezirksamtsleiter Torsten Meinberg. Mit diesen Argumenten will er Bürgermeister Ole von Beust überzeugen.

Rückendeckung erhält Harburgs Verwaltungschef vom Wirtschaftsverein für den Hamburger Süden. "Wenn es eine Möglichkeit gibt, eine Veranstaltung mit so einem hohen Wirtschaftsfaktor und entsprechender Öffentlichkeit in Harburg stattfinden zu lassen, sollten wir unbedingt zugreifen", sagt Jochen Winand, Vorsitzender des Wirtschaftsvereins. Gerade der Binnenhafen mit den vielfältigen, gastronomischen Angeboten und dem Beachclub biete einen reizvollen Rahmen. Auch für den Einzelhandel, Gastronomiebetriebe und Hotellerie könnten dank der Biker-Besucher die Kassen klingeln. "Mit den Motorradfans werden laut Auskunft der Handelskammer sehr gute Umsätze erzielt. Keine Frage, dass wir uns für die Harley Days in Harburg stark machen", sagt Udo Stein (44), Stellvertreter Winands.

Doch geht es dem Senat nicht um positive Wirtschaftsfaktoren, sondern primär um den Schutz der Anwohner und ebenso um das neue Hamburger Image einer sogenannten Green Capital, einer grünen Hauptstadt. "Dann müsste man auch das Anlegen der Kreuzfahrtschiffe verbieten. Die sind ökologisch ebenfalls nicht vertretbar", so Stein.

Damit allerdings die Harley Days überhaupt in Harburg stattfinden könnten, müsste der Eventmanager der Veranstaltung, die Agentur Bergmann, erst mal beim Harburger Bezirksamt anklopfen. Ilka von Bodungen, Pressesprecherin der Behörde für Kultur: "Uwe Bergmann, der das Biker-Treffen organisiert, hat die Möglichkeit, einen Antrag beim Harburger Bezirksamt zu stellen. Dort wird dann entschieden, ob die Harley Days im Binnenhafen abgehalten werden können." Doch selbst, wenn Meinberg grünes Licht für die Biker gibt, kann der Senat noch abwinken. "Er kann evozieren, damit das Verfahren an sich ziehen und dann das Treffen im Hamburger Süden verbieten", so von Bodungen weiter.

Deshalb lässt sich Eventmanager Uwe Bergmann erst gar nicht "auf den Papierkram" ein. "Mir wurde schriftlich mitgeteilt, dass ich mit der Evozierung des Senats rechnen muss. Diese Spielchen mache ich nicht mit. Erst soll der Harburger Bezirksamtsleiter klären, ob die Harley Days im Binnenhafen stattfinden können", so Bergmann im Rundschau-Gespräch.

Dabei könnte es nicht nur verwaltungsintern Probleme geben. Auch in der Lokalpolitik regt sich Protest. "In Anbetracht des Lärmpegels, den 75.000 Biker und eine halbe Million Besucher verursachen, können wir uns nicht vorstellen, dass die Harley Days hier in Harburg stattfinden. Nicht ohne Grund gibt es auch schon ohne diese Aktion Bürgerinitiativen gegen Lärm im Hamburger Süden", sagt Ronald Preuß, Vorsitzender der GAL-Fraktion in der Bezirksversammlung. Jürgen Heimath, Chef der SPD-Fraktion, stimmt Preuß zu: "Die Großveranstaltung wäre eine Katastrophe für Harburg. Die umweltpolitischen Bedenken des Senats sind absolut berechtigt." Harburgs Liberale hingegen fordern von Politikern aus dem Hamburger Süden eine deutliche Botschaft über die Elbe, "um den sich ausbreitenden Provinzmief auf dem nördlichen Ufer zu halten", so Immo von Eitzen, stellvertretender FDP-Fraktionsvorsitzender. Auch die CDU-Harburg zeigt sich Biker-freundlich. Rainer Bliefernicht, stellvertretender Fraktionschef:"Die Motorradfans sind gut für die Wirtschaft vor Ort."

Jochen Winand ist indes optimistisch, dass der Senat in Sachen Bikertreffen in Harburg den Fuß von der Bremse nimmt: "Leider habe ich selbst keine Harley, aber vielleicht bekomme ich ja eine Mitfahrgelegenheit."