Auf dem Gelände des abgebrannten Kautschuklagers wird nach Schadstoffbelastungen im Oberflächenwasser gesucht.

Harburg. Der Großbrand, der am 2. und 3. Januar dieses Jahres eine mit Kautschuk gefüllte Lagerhalle an der Nartenstraße 20 zerstörte, hat einen Millionenschaden im Gebiet des Harburger Binnenhafens angerichtet. Die genaue Schadenshöhe ist noch nicht ermittelt. Und bis heute ist auch die Brandursache nicht eindeutig geklärt. Die Reihe kriminaltechnischer Untersuchungen lässt Rückschlüsse auf die Entstehung des Feuers zu, sie führt nach Angaben des Brandursachenermittlers, Kriminalhauptkommissar Jens Tiedemann, aber nicht zu einer hundertprozentig zuverlässigen Aussage zur Brandursache.

Inzwischen sind die Überreste der abgebrannten Lagerhalle weitgehend abgetragen und auf dem Gelände verteilt. Für die kriminaltechnische Untersuchung war jeder Stein einzeln unter die Lupe genommen worden, jeder Eisenträger, jeder geschmolzene Metallklumpen, jeder Draht, jede Glasscherbe. Und an fast allen baulichen Resten der Brandruine klebte die geschmolzene und mit dem Löschwasser der Feuerwehr bis in feinste Ritzen eingedrungene Kautschukmasse. "Wir haben während der kriminaltechnischen Untersuchungen in Feinstarbeit vor den Augen der Ermittler gereinigt. Dabei durften natürlich keine Spuren verwischt werden", erklärt ein Sprecher der mit den Arbeiten befassten Firma Carl Robert Eckelmann Cleaning und Service.

Inzwischen sind die kriminaltechnischen Untersuchungen beendet und die Firma Eckelmann hat als Auftragnehmer des Grundeigentümers, Firma HC Meyer, den nächsten Arbeitsschritt begonnen. Weil bei den Arbeiten in der Brandruine festgestellt worden war, dass ein tiefer Riss die aus massivem Beton bestehende Bodenplatte der ehemaligen Lagerhalle gespalten hatte, wird jetzt die gesamte Bodenplatte aufgebrochen. Der Grundeigentümer hat im Auftrag der Umweltbehörde einen Gutachter mit Untersuchungen beauftragen müssen, ob durch den Riss möglicherweise Schadstoffe in den Untergrund bis in das oberflächennahe Grundwasser gelangt sind. Das hätte dann im Fall von Schadstoffbelastungen eine voraussichtlich noch größere Bodensanierung zur Folge. Alle entstehenden Kosten sind ein Fall für Versicherungen. Es gibt unterschiedliche Zuständigkeiten. Sofern nachgewiesen werden könnte, dass der Brand durch betriebliche Störungen bei dem lediglich für die Einlagerung des Kautschuks zuständigen Unternehmens H. D. Cotterell entstanden ist, könnte dessen Haftpflichtversicherung herangezogen werden. Läge die Brandursache in der Gebäudetechnik des Grundeigentümers und Vermieters der Lagerhalle, müssten dessen Versicherungen ans Bezahlen denken.

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"Wir können überhaupt noch keine Schadenshöhe beziffern", sagt Petra Schulz, Sprecherin des Bezirksamts Harburg, "wir haben Schäden im Bereich der Straßen und der Gehwege durch Aufräum- und Reinigungsarbeiten. Und auch die Reinigung der verschmutzten Kabel- und Sielschächte schlägt erheblich zu Buche. Die Arbeiten sind noch nicht beendet und mit Haushaltsmitteln zwischenfinanziert." Die Hamburger Feuerwehr hatte für ihre Arbeiten bereits eine Summe in Millionenhöhe genannt. Und der Bezirk könnte mit einer ähnlich hohen Forderung kommen.

Brandursachenermittler Jens Tiedemann schließt nach Abschluss der Untersuchungen Brandstiftung aus. "Es gab keine Hinweise", sagt er. Und die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass ein technischer Defekt das Feuer auslöste. Aber an welcher Stelle das Feuer tatsächlich seinen Anfang nahm, ist nicht mit letzter Sicherheit nachzuweisen. Der Ort der größten Hitzeentwicklung verrät den Brandermittlern häufig auch die Ursache des Feuers.

In der Lagerhalle gab es mehrere sehr heiße Bereiche, in denen durch elektrische Lichtbögen Temperaturen bis 4000 Grad entstanden. Ein gasbetriebener Gabelstapler, dessen Gasflasche durch Explosion 200 Meter weit geflogen war und an dessen Zündspule eine so hohe Temperatur entstanden war, könnte der Auslöser gewesen sein. Aber ebenso hohe Temperaturen waren auch am Schaltkasten des elektrischen Hausanschlusses entstanden. Fragt sich nur, ob zuerst das Feuer da war und die Isolierung bis zur Entstehung des Lichtbogens geschmolzen hat oder ob die Isolierung defekt war und durch einen Lichtbogen das Feuer ausgelöst hat.

Vermutlich werden sich mehrere Versicherungen den Schaden teilen müssen.