Um Haaresbreite wäre Horst Hasses Schiffsmodellbau-Werkstatt dem Großbrand zum Opfer gefallen. Er kam mit einem blauen Auge davon.

Harburg. "Ich bin mit einem blauen Auge davongekommen", sagt Horst Hasse, "alles hätte schlimmer für mich und meine Firma kommen können." Nur sechs Meter trennten seine Werkstatt für Schiffsmodellbau von einer möglichen Katastrophe. Es war der 2. Januar, als eine benachbarte Lagerhalle an der Nartenstraße in Flammen aufging. Gerade hatte er mit dem Frühjahrsputz in seinen Geschäftsräumen begonnen, als sein Nachbar am frühen Nachmittag an die Tür klopfte. Er solle doch besser sein Auto wegstellen. Aus der Halle nebenan würde Rauch dringen. "Dabei habe ich mir noch nicht viel gedacht", sagt er, "doch plötzlich ging alles rasend schnell. Als ich zurückkam, zerplatzten schon Fensterscheiben. Schwarze Fetzen flogen hinaus und setzten sofort einen Stapel Holzpaletten in Brand. Ich hörte Explosionen in der Halle, sah die Flammen aufsteigen, immer dichter werdenden Rauch und brachte mich einfach nur noch in Sicherheit. Dass sich ein derartig großes Feuer entwickeln würde, damit hatte ich überhaupt nicht gerechnet."

Horst Hasse besitzt Harburgs "kleinste Werft". Seit mehr als 20 Jahren führt der gelernte Werkzeugmacher und Kunststofftechniker den Familienbetrieb "Hasse Schiffsmodellbau" ( www.hassemodell.de ). Hier baut er Schiffe und Boote im Miniaturformat originalgetreu nach. Auch ist er Anlaufstelle für Hobbybastler, die hier Zubehör von der Schiffsschraube bis hin zum Rettungsring in Kleinformat kaufen können. Aufträge erhält der Spezialist aus der ganzen Welt. In seiner Werkstatt reihen sich Modell an Modell. "Ich dachte nicht, dass es damit weitergehen würde", sagt er, "die Flammen sind über dem Dach zusammengeschlagen. Nichts war mehr vom Gebäude zu sehen. Überall nur dichter, schwarzer Rauch." Ein "dickes Lob" spricht Horst Hasse den Feuerwehrleuten aus. "Sie haben Dach und Gemäuer unermüdlich gekühlt und somit letztendlich meine Werkstatt gerettet. Von Vorteil war, dass das Gebäude ein ehemaliger Bunker war und extra dicke Wände und ein Betondach hat."

Bis zum Morgengrauen blieb Horst Hasse in der Nähe des Unglücksortes. "Ich hatte mein Auto nebenan auf dem Parkplatz vom 'Handelshof' abgestellt. Zufällig lag eine Decke im Kofferraum und so konnte ich mich aufwärmen und ein Stündchen schlafen. Leider war meine Frau Ingrid in Sorge. Es war nicht möglich, sie zu erreichen. Das Handy war in der Werkstatt geblieben."

Noch ist der Zugang zur Nartenstraße 23 a mit einem Zaun versperrt, die Reinigungsarbeiten in vollem Gange. Horst Hasse erreicht seine Räume zurzeit nur über den Eingang seines Nachbarn, der Firma "Melloc". "Überall ist Latex als eine dunkle, klebrige Masse eingedrungen", sagt er "zudem stand das Löschwasser bei mir gut 20 Zentimeter über dem Holzboden. Zum Glück machte es kurz vor den untersten Schubladen in der Werkstatt halt."

Inzwischen haben die Aufräumarbeiten begonnen, und er kann wieder in der Werkstatt arbeiten. Gemeinsam mit seiner Familie hat er selbst die Ärmel hochgekrempelt und kräftig mit angepackt. Allerdings "hatte ich mir den Frühjahrsputz etwas anders vorgestellt." Der Betrieb ist für Kunden noch nicht zu betreten, die Auftragsbücher allerdings voll und das Telefon steht nicht still für neue Aufträge. Zu erreichen ist Horst Hasse derzeit telefonisch über 040/765 31 63. "Viele Kunden rufen mich auch an, um zu fragen, ob es mir gut geht. Das freut mich sehr. Andere wollen ein Modell in Auftrag geben oder sogar abholen und zeigen Verständnis für meine Situation und dass ich dadurch vieles nur verspätet erledigen kann." Die Modellbau-Messe im April in Dortmund hat er absagen müssen. "Die Schaukästen sind alle hin." Nicht beschädigt seien die Schiffsmodelle. Hier steht ein großes Schild mit der Aufschrift: "Bitte nicht berühren!"