Die Internationale Bauausstellung sieht für Wilhelmsburg, der größten Flussinsel Europas, große Potenziale für die Zeit bis 2020.

Wilhelmsburg. Auf der größten Flussinsel Europas wird derzeit mächtig gebaut. An vielen Stellen Wilhelmsburgs entstehen neue Wohn- und Geschäftsgebäude, aber auch eine Schule, ein Behördenneubau in der "Neuen Mitte" Wilhelmsburgs und Straßen werden errichtet und ausgebaut. Größtes Bauprojekt ist der Bau für die Behörde und Stadtentwicklung und Umwelt (BSU) an der Neuenfelder Straße, der die Hansestadt 210 Millionen Euro kosten wird (das Abendblatt berichtete).

Nachdem der heutige Finanzsenator Peter Tschentscher (SPD) und der heutige Innensenator Michael Neumann (SPD) den Bau vor der Bürgerschaftswahl in Frage gestellt hatten, steht jetzt fest, dass die Sprinkenhof AG das "Leuchtturmprojekt" zu Ende bauen wird. "Das BSU-Gebäude kommt sicher nach Wilhelmsburg", sagte der Wilhelmsburger SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Metin Hakverdi der Harburger Rundschau. Offen ist indes aber, welche Nutzer in den Prachtbau ziehen werden. 1500 Menschen sollen hier für Belebung in der "Neuen Mitte" Wilhelmsburgs sorgen.

Auch Wohnprojekte sind derzeit im Bau, allerdings noch in sehr übersichtlichem Umfang. Die Internationale Bauausstellung (IBA) hat zwei Jahre vor dem Präsentationsjahr 2013 bereits zahlreiche Informationsstelen enthüllt und einige Richtfeste gefeiert. Dazu gehören die "Hybrid Houses" (16 Wohneinheiten) und die "Water Houses" (34 Wohneinheiten) in der neuen Mitte Wilhelmsburgs. Auch die "Neuen Hamburger Terrassen" (96 Wohneinheiten) und das "Veringeck" (26 Wohneinheiten) werden bis zum Ausstellungsjahr fertig gebaut werden.

Das "Neue Korallusviertel" (260 Wohneinheiten, geplantes Investitionsvolumen 49,5 Millionen Euro) in der Nähe des S-Bahnhofes Wilhelmsburgs ist indes zwei Jahre vor dem Präsentationsjahr eine einzige Sandwüste. Nach Angaben der IBA gibt es einen Investor, der einen "Letter of intent" unterzeichnet habe, das Wettbewerbsverfahren durchzuführen und in Planungsrecht zu überführen. Die IBA habe von einer Bank die Aussage bekommen, dass der Investor "kreditwürdig" sei - auch in Zusammenhang mit diesem Projekt.

In einer Liste des "privaten Investitionsvolumens der IBA-Projekte bis zum Jahr 2013", die dem Hamburger Abendblatt am Dienstag von der IBA zugeschickt wurde, ist das Projekt "Neues Korallusviertel" indes nicht mehr aufgelistet. Ende 2010 stand es noch auf dieser Liste. In einer schriftlichen Stellungnahme der IBA vom 17. März 2011 heißt es: "Das tatsächliche IBA-Projekt mit Herrn A. umfasst die Grundstücke an der Thielenstraße 8a sowie die nördlich dazu gelegenen, parallel zur Bahn verlaufenden Grundstücke. Der Eigentümer ist ebenfalls Herr A. Über diese Flächen laufen derzeit Verhandlungen über das Konsortium der Projektentwicklung."

Die Internationale Bausstellung lässt nicht nur in Wilhelmsburg, sondern auch auf der Harburger Schlossinsel (162 Wohneinheiten) und im Harburger Binnenhafen (240 Wohneinheiten) bauen. Insgesamt will die IBA binnen zwei Jahren 1092 Wohneinheiten schaffen. Aber die IBA-Macher schauen schon über den Tellerrand hinaus: Sie sehen noch ein sehr großes Potenzial für den Wohnungsbau auf der Elbinsel: "Wir sehen die IBA auch als wichtigen Motor für weitere Wohnungsbauprojekte über das Jahr 2013 hinaus", sagt IBA-Chef Uli Hellweg.

In einer Aufstellung über die "Entwicklungspotenziale Wohnen im Gebiet der Internationalen Bauausstellung bis zum Jahr 2020" sind 5076 Wohneinheiten mit einer Bruttogeschossfläche von 1 451 205 Quadratmetern aufgelistet - die in den nächsten neun Jahren auf den Elbinseln und im Harburger Binnenhafen gebaut werden könnten.

"5076 neue Wohneinheiten für den Hamburger Süden, das ist die Perspektive die bis 2020 möglich ist", sagt der neue IBA-Sprecher Enno Isermann, 39. Das Projekt mit dem potenziell größten Bauvolumen nennen die IBA-Macher "Wilhelmsburg-Mitte 2013 plus". Die IBA meint damit "Flächen zwischen Wilhelmsburg-Mitte (Neuenfelder Straße) und Spreehafen, die bei einer Verlagerung der Wilhelmsburger Reichsstraße auf die Bahntrasse akquiriert werden können". Die Planer sehen aber auch gleich den Haken an der Sache: "Verlegung der Wilhelmsburger Reichsstraße erforderlich." Und: "Ebenso muss Ausgleich geschaffen werden für die Gewerbegebiete."

Ob die Reichstraße bis 2013 verlegt werden wird, ist mehr als ungewiss. Derzeit läuft das Planfeststellungsverfahren - Klagen sind zu erwarten. So haben die IBA-Macher "Wilhelmsburg Mitte 2013 plus" zwischen 2016 und 2020 terminiert.